Volker Kriegel: "Olaf, der Elch"
Eine Weihnachtsgeschichte
Wenn ein Elch mit Riesengeweih
auf einen einäugigen Weihnachtsmann trifft ...
(kre; 11/2001) Volker Kriegel: "Olaf, der Elch. Eine Weihnachtsgeschichte" Volker Kriegel wurde am 24. Dezember 1943 in Darmstadt geboren und starb plötzlich
und unerwartet am 14. Juni 2003 in Spanien.
Olaf, der Elch, wird mit einem gigantischen Geweih geboren. Seine Mutter überlebt diese Strapazen
nicht, der Vater ist wohl in die landschaftlichen Weiten des Nordens entschwunden.
So wächst der Außenseiter-Elch, dessen Leibgericht Pilze
mit Heidelbeeren sind, als Laune der Natur bei seiner Tante auf und eckt ständig
irgendwo an. Baumreihen durchstreift er mit verdrehtem Kopf, um die
Geweihschaufeln in die Laufrichtung zu drehen. Seine spärlichen Vergnügungen
bestehen darin, Autofahrer durch plötzliches Auftauchen am Straßenrand zu
erschrecken oder mit seinem Ruderboot auf den See hinauszufahren.
Eines Tages geschieht Folgenschweres:
Olaf wird im Wald von betrunkenen Bären angepöbelt und durch Schmährufe - ("Olaf
Arschloch Olaf Arschloch" - beim Vorlesen im Kinderzimmer unter Umständen durch
ein milderes Schimpfwort ersetzen) - über die Maßen provoziert, sodass er blindwütig
losgaloppiert. Da passiert das Unglück: Olafs rechte Geweihschaufel bricht beim
Zusammenprall mit einem soliden nordischen Baumstamm ab.
Der außergewöhnliche
Elch lässt sich allerdings nicht unterkriegen, trägt seine
Schaufel jederzeit bei sich und setzt sie als Paddel, Schistock, Steg und zum
Fischefangen ein. Auch werden die frechen Bären tüchtig mit dem abgebrochenen
Geweih vermöbelt.
Doch in der elch-üblichen Branche - (nein, nicht als Hindernis beim Auto-Testen)
- dem Weihnachtsgeschäft nämlich, ist kein Platz für einen einseitig
Ramponierten, der kein prächtiges Geweih vorzuweisen hat. So geht Olaf seiner
alten Gewohnheit nach, stellt sich an den Straßenrand, um Autofahrer zu
erschrecken, diesmal seine Schaufel als Kelle schwenkend und eine beabsichtigte
Fahrzeugkontrolle vortäuschend.
Der Fahrzeuglenker ist jedoch kein X-Beliebiger, sondern ein einäugiger
Weihnachtsmann "in voller Montur", dessen Gefährt soeben den Geist aufgegeben
hat! Olaf leistet Pannenhilfe und begleitet den schrägen Weihnachtsmann nach
Hause, wo sie das eine oder andere Gläschen leeren und Freundschaft schließen.
Miteinander unternehmen sie Ausflüge,
vergnügen sich spielenderweise. Doch am ersten Dezember beginnt der
Adventstress: Wünsche müssen entgegengenommen, bearbeitet und im besten Fall
auch erfüllt werden. Nun sind Olaf und der Weihnachtsmann allabendlich
rechtschaffen müde.
Olaf
nutzt seine abgebrochene Geweihschaufel bei Bedarf auch als Schneeschaufel und lehnt
sie danach außen an die Hütte. Doch eines Morgens ist die Schaufel verschwunden,
und Olaf stürzt in eine tiefe Depression. Er legt sich ins Bett und ist
unansprechbar. Der Weihnachtsmann muss nun alles alleine erledigen und kümmert
sich nebenbei auch um seinen leidenden Freund.
Am letzten Tag vor dem Heiligen Abend fährt der Weihnachtsmann in die Stadt, wo
er angewidert die Hektik der Einwohner beobachtet. Während er mit seinem
Fahrzeug im Stau des Feierabendverkehrs eingekeilt ist, entdeckt er in der
Auslage eines Trödelladens Olafs Geweihschaufel! Er lässt den Stau Stau sein,
springt aus dem Wagen und ersteht das gute Stück nebst einem Glasauge!
Eigentlich überflüssig hinzuzufügen, dass es die allerschönste
Bescherung aller Zeiten wurde ... und wenn die beiden nicht gerade mitten im
vorweihnachtlichen Stress stecken,
spielen sie vermutlich Federball oder
Mau-Mau ...
Die für sich genommen schon überaus
unterhaltsamen Texte gewinnen nochmals enorm durch die unglaublich spaßigen Illustrationen!
Teils subtil, teils comic-artig, mit Freude an der Plumpheit eines Federball spielenden
und Schlitten fahrenden Elchs, mit Gefühl für schrägen Humor, handfeste Auseinandersetzungen
und viel Herz ist Volker Kriegel ein wirklich amüsantes Buch gelungen!
Diana, 2001. 47 Seiten mit zahlreichen witzigen Zeichnungen.
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