Magdalen Nabb: "Alta moda"
Magdalen Nabb hat die
Geschichte um die Entführung der Modeschöpferin Olivia Birkett, verwitwete Contessa
Brunamonti, wieder in ihrer Wahlheimat Florenz
angesiedelt. Damit erhält der schweigsame Held ihrer Romane, Maresciallo Salvatore
Guarnaccia abermals Gelegenheit, einen vielschichtigen Kriminalfall aufzuklären.
Den Anfang macht die Aussage der
Contessa bei der Polizei, nach ihrer Befreiung aus der Gefangenschaft, als Rückblick
auf die Geschehnisse. Das bringt den Leser zwar in gewisser Weise um den Nervenkitzel,
bis zum Schluss den Ausgang der Entführung nicht zu kennen, ist andererseits jedoch
Ansatzpunkt für das Opfer, die erlittenen Qualen hautnah, überaus packend und
beklemmend zu schildern. Um Sachlichkeit bemüht, erläutert die Contessa ihr Verhältnis
zu den Kidnappern, ihre familiäre und finanzielle Situation: Von den drei Männern,
die sie gefangen hielten, waren zwei ausgesprochen sadistische Kleinganoven. Aber
einer, den sie den "Holzfäller" nennt, zeigte zumindest ansatzweise menschliches
Mitgefühl. Sie war nämlich gezwungen, die Zeit ihrer Gefangenschaft mit pflasterverklebten
Augen und wachsverstopften Ohren in angekettetem Zustand zuzubringen und daher
für jede noch so geringe Annehmlichkeit dankbar.
Nach dem Ableben ihres
Ehemannes, des glücklosen Spekulanten und Frauenhelden, Conte Ugo Brunamonti,
hatte das ehemalige Model Olivia Birkett, mit größter persönlicher Anstrengung
und unter Entbehrungen, für sich und die mittlerweile erwachsenen Kinder, Leonardo
und Caterina, eine neue Existenzgrundlage geschaffen: Einen Modesalon. Doch hinter
der noblen Fassade verbergen sich unterdrückte familiäre Spannungen: Die verwöhnte
Tochter, deren einziges Kapital in ihrer Schönheit besteht, zeigt nach dem Verschwinden
der Mutter ihr wahres Gesicht. So trägt sie schamlos deren Schmuck und will sogar
deren Geliebten, den amerikanischen Anwalt Patrick Hines, verführen. Sie benimmt
sich, als käme es ihr durchaus gelegen, nun endlich selbst als Contessa Brunamonti
aufzutreten.
Leonardo, ihr Bruder, ist ein kränklicher junger Mann mit künstlerischen
Ambitionen, der seiner Schwester aus Bequemlichkeit und Feigheit kampflos
das Feld überlässt.
So bezieht der Roman mindestens ebensoviel Spannung aus der Darstellung der Auswirkungen der fatalen Verwechslung der Contessa mit ihrer Tochter, die eigentlich das Entführungsopfer hätte sein sollen, wie aus den geschickten Schachzügen der Carabinieri. Man fühlt bis zum Ende mit der tapferen Contessa, begleitet den grüblerischen Maresciallo bei seinen Ermittlungen, entrüstet sich über das Verhalten von Leonardo und Caterina und nippt überdies an der Würze und Vielfalt des südlichen Lebensgefühls.
(kre)
Magdalen Nabb: "Alta
moda"
Gebundene Ausgabe:
Diogenes, 1999. 358 Seiten.
ISBN 3-2570-6223-0.
ca.
EUR 9,90. Buch
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Taschenbuch:
Diogenes, 2001. 358 Seiten.
ISBN 3-2572-3286-1.
ca.
EUR 9,90. Buch
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Kriminalhörspiel:
Audio-Verlag, 2002.
ISBN 3-8981-3181-5.
ca.
EUR 14,95. CD
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Magdalen Nabb kann nicht nur Krimis, sondern auch Kinderbücher schreiben