Dorothea Müller: "Im Schatten des Verrats"
Dieser Roman spielt sich im Umkreis des BNDs, des BfVs und des BMIs ab. Wer diese Abkürzungen verwirrend findet, wird in dieser Geschichte die notwendige Aufklärung erfahren.
Karneval
steht mal wieder vor der Tür, und im Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln
herrscht Panikstimmung. Ein altgedienter Außendienstler, der bereits Mitte der
1980er Jahre mit einem Landesverrat in Verbindung gebracht wurde, als sich sein
Ausbilder - Hans-Theo Schiller - in die DDR abgesetzt hatte, ist von einem Tag
auf den anderen verschwunden. Seine Frau glaubt, dass er im Außendienst
unterwegs ist, und die Dienststelle kann nach dieser Feststellung nicht mehr
glauben, dass der Agent Kröger tatsächlich krank zu Hause im Bett liegt. Alle
Alarmglocken beginnen zu bimmeln, und Paul Krögers gesamtes Umfeld wird unter
die Lupe genommen.
Dabei stoßen die Ermittler auch auf Krögers
langjährige Geliebte - Marion Sommer -, die als Reporterin und Redakteurin für
den Lokalteil des "Kölner Stadtanzeiger" arbeitet. Sie ist ebenfalls auf der
Suche nach ihrem verschwundenen Geliebten und sucht dabei alle möglichen Stellen
ab, verfolgt von einem eher schlecht als Journalist getarnten Beamten des BMIs.
Das ist deswegen besonders erstaunlich, weil das BMI vom Verschwinden Krögers
noch gar nicht unterrichtet wurde.
Durch die seltsamen Fragen, die sie
gestellt bekommt, und durch einige Hinweise, die sie selber aufstöbert, gerät
die junge Frau immer tiefer in das Arbeitsumfeld ihres Geliebten hinein, während
sie gleichzeitig zunächst versucht, das wichtigste rheinische Jubelfest würdig
zu begehen. Und dann sieht sie in der Menschenmenge beim Rosenmontagszug
ausgerechnet Hans-Theo Schiller vor sich, der aus Moskau zurückgekehrt ist.
Hektisch stürzt sie sich immer tiefer in ihre Recherchen, die sie schließlich -
verfolgt von Observierungsteams verschiedener Inlandsgeheimdienste - bis nach
Bayern führen sollen, wo sie Einblick in die parteipolitischen Verflechtungen
zwischen der CSU und den bayrischen Grünen bekommt. Dabei hört sie außerdem,
dass Schiller und Kröger einige ihrer Interviewpartner bereits kurz vorher
besucht hatten. Und plötzlich kommt in ihr der Verdacht auf, dass Paul Kröger
eventuell doch rechtmäßig gesucht und gejagt wird und sie wie ein Gerstenkorn
zwischen zwei Mühlsteinen bei diesen Aktionen zerrieben werden könnte.
In
ihrer Verzweiflung wendet sie sich an den ehemaligen Präsidenten des BfVs und
bekommt dort bereitwilligste Hilfe, die schließlich Kröger und Schiller aus der
Kälte holen soll.
Jeder kocht in dieser Geschichte irgendwie sein eigenes
Süppchen, und zwar sowohl aus beruflichen, wie auch aus privaten Gründen, so
dass die Wahrheit der gesamten Geschichte - für eine aufrechte Reporterin wie
Marion Sommer besonders frustrierend - unter einem undurchdringlichen
Nebel
verschwindet.
Endlich mal wieder eine gute deutsche Spionagegeschichte,
die sich sicherlich auch wunderbar als Vorlage für ein Drehbuch eignen
würde.
Dorothea Müller, geboren 1955
in
Köln, starb am 8. Oktober 2003, kurz vor Erscheinen ihres Buches. Sie arbeitete
als Lokalredakteurin in Bonn.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 11/2003)
Dorothea Müller: "Im Schatten des
Verrats"
Emons, 2003. 304 Seiten.
ISBN 3-89705-308-X.
ca. EUR 9,-.
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