Peter Meisenberg: "Müllgeld"
Kommissar Löhrs vierter Fall
Nach langer Zeit hat es Rudi Esser endlich geschafft, seinen Partner zur Anschaffung eines Handys zu überreden. Prompt geht dieses bei einer Familienfeierlichkeit los und zwar gerade in dem Moment, als Löhr als Taufpate vor der versammelten Kirchengemeinde steht und in der Zeremonie gerade ein ruhiger Moment eingetreten ist, so dass jeder das Klingeln hören muss. Peinlich berührt sieht sich Löhr, der eigentlich gar keine Bereitschaft hat, gezwungen die Taufe zu verlassen, weil er zu einem Einbruchsversuch in den Tresor des "Müllkönigs" Hauff gerufen wird, denn die zuständigen Kollegen sind mit einer Schießerei zwischen Jugendlichen in Ossendorf beschäftigt, was natürlich irgendwie wichtiger ist. Löhr kann noch nicht einmal mit seiner Tante sprechen, die ihm vor der Taufe mitgeteilt hat, dass sie ein Problem hat, bei dem nur er ihr helfen könne.
In Weiß angekommen stellt sich heraus, dass der vermeintliche Safeknacker nicht gerade ein Meister seines Fachs gewesen sein kann, denn statt den Tresor zu öffnen, hat er das umliegende Büro mit seinem Schweißgerät in Brand gesteckt. Neugierig darauf, was so wichtig sein könnte, lässt Löhr den Tresor vollständig öffnen und nimmt zur Sicherheit erst einmal alles mit, was darin ist, um den Tresorinhalt zu überprüfen. Zum Glück machen er und Esser sofort Fotokopien von allem, denn kurz darauf taucht ein Anwalt auf um die nicht ganz legal einkassierten Unterlagen wieder zurück zu fordern. In diesen Unterlagen befindet sich unter anderem auch eine Liste mit Namen von Kölner Ratsmitgliedern, hinter denen jeweils eine mehr oder weniger große Zahl steht. Sollte hier ein klarer Fall von Bestechung auf großer Ebene vorliegen? Gegen den Widerstand des zuständigen Staatsanwalts, der bereits im letzten Roman unangenehm aufgefallen ist, beginnen in der neuen Polizeiwache die Ermittlungen, die eigentlich gar nicht stattfinden dürften. Ermittlungen, die Löhr und Esser immer tiefer in den Kölner Müllklüngel hineinführen, der den ortsansässigen Leserinnen und Lesern ja in den letzten Jahren aus der Presse einigermaßen bekannt geworden sein dürfte. Dabei wird es für die beiden gefährlicher, als sie es normalerweise gewohnt sind, und neben Angriffen auf ihre berufliche Stellung werden sogar ihre Leben sehr konkret bedroht, was diesmal sogar Esser zu voller Form und Wut auflaufen lässt, der schließlich einem Verdächtigen in bester Dirty Harry-Manier gegenübertritt. Am Ende des Falls ist der Kölner Stadtrat in einer überaus prekären Situation und Löhr kann sich in dem Gefühl sonnen, wirklich etwas erreicht zu haben.
Dieses
Gefühl bezieht sich am Ende auch nicht nur auf den vorliegenden Fall, sondern
auch auf den Umgang mit dem Problem seiner Tante und einem neuen Problem um seinen
Onkel Willy, der den Leserinnen und Lesern bereits im letzten Roman vorgestellt
wurde. Auch wenn hier die gleiche erzählerische Struktur vorliegt wie in den vorhergehenden
Romanen, ist dieser Roman nach "Schwarze Kassen" sicherlich einer der interessantesten
Löhr-Fälle, der auch Nicht-Kölnern einiges an Vergnügen bereiten dürfte.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 07/2003)
Peter Meisenberg: "Müllgeld"
Emons, 2003. 191 Seiten.
ISBN3-89705-279-2.
ca. EUR 8,50.
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