Harald Irnberger: "Gabriel García Márquez"
Die Magie der Wirklichkeit
Er
ist bekannt als der große Geist des magischen Realismus und
wurde ob des gewaltigen Sogs seiner Geschichten 1982 mit dem
Nobelpreis
für Literatur ausgezeichnet. Die Rede ist, wie
könnte es anders sein, von Gabriel García
Márquez. Geboren am 6. März 1927 in Aracataca,
Kolumbien, wurde er von seinen Freunden wie auch von seinen Verehrern
sein Lebtag lang zärtlich "Gabo" genannt. Seine
Bücher sind in nach Millionen Stück
zählender Auflage über die ganze Welt verbreitet und
in alle wesentlichen Sprachen übersetzt. Insbesondere sein
Welterfolg "Hundert Jahre Einsamkeit", jenes Jahrhundertereignis der
Weltliteratur, das seinen Schöpfer reich und berühmt
machte, liegt in einer vorläufigen Gesamtauflage von einiges
über dreißig Millionen Exemplaren vor.
Márquez, eine schillernde Figur, die Unschätzbares
für die Geltung lateinamerikanischer Literatur geleistet hat
und bereits zu Lebzeiten in den Olymp göttlicher Poetik
entstiegen ist.
Harald Irnberger geht es nun in seiner Biografie des in Ehren ergrauten
und seit den frühen 1990erjahren mit Lungenkrebs ringenden
Dichters weniger um eine Interpretation dessen belletristischen
Schrifttums, als denn mehr um eine Erhellung jener privaten
Lebenssphären und Gesinnungen, die diesem Schrifttum
nährend zugrunde liegen. Um es einmal ganz banal zu sagen, er
skizziert Gabo als einen Menschen mit Herz und Hirn, als einen
leidenschaftlichen Intellektuellen, der, geprägt und gepeinigt
von der Wahrnehmung sozialen Elends in seiner näheren und
weiteren südamerikanischen Heimat, allemal ein politischer
Denker ist. Und dieser politische Denker, von seinem Gepräge
her ein undogmatischer Linkssozialist, steht im Zentrum der
Lebensbetrachtung der Person des Gabriel García
Márquez.
Schon 1966 merkte Márquez in einer Autobiografischen
Notiz an: "Darum glaube ich auch, dass ich der Menschheit
einen größeren Dienst erwiesen hätte, wenn
ich anstatt Schriftsteller Terrorist geworden wäre." Eine
denkwürdige Aussage des damaligen Reporters, welche Irnberger
in assoziativen Bezug zur gegenwärtigen Politik der
US-Administration setzt, die zur Zeit (wir schreiben das Jahr 2004)
einen globalen Krieg gegen den Terror führt und sich dabei
selbstherrlich eines Definitionsmonopols zum Begriff des Terrors
bedient. Die politische Figur García Márquez
steht als "ein Mann der Linken und als internationalistischer
lateinamerikanischer Patriot", so Irnberger, seit jeher im krassen
Gegensatz zum mächtigen Koloss im Norden, den USA. Irnberger
spricht in diesem Zusammenhang vom "Fluch der Gringos", denn es sind
diese expansionistischen Gringos also, die rücksichtslos
unterwerfen und sich aneignen, was immer ihr Begehren im riesigen
Hinterhof südlich des Río Grande weckt und sich
dabei stets mit dem örtlichen Abschaum zu verbinden wussten
und wissen. Gabo wurde und wird deswegen auch niemals müde die
Untertanenrolle Lateinamerikas zu beklagen und agitiert in Wort und
Schrift gegen die korrupte alteingesessene politische Klasse, jene
ebenso kulturlose wie dünkelhafte Dreifaltigkeit von
Großgrundbesitzern, Klerus und Militär, welcher
Demokratie nur so lange genehm ist, als sich durch Wahlen nichts
bewirken lässt, zur Behebung der sozialen Misere
Lateinamerikas ebenso nichts leistet, ansonsten die Staatskassen
plündert und die Befehle des jeweils örtlichen
Botschafters der USA gehorsam exekutiert.
Den Hass auf das verderbliche Establishment von Washingtons Gnaden
konterkariert die unverbrüchliche Freundschaft zu dem máximo
lider der kubanischen Revolution,
Fidel
Castro, dessen fraglos autoritärer, doch sozial
gerechter Einparteienherrschaft Márquez in kritischer
Loyalität verbunden ist. Irnberger charakterisiert Gabo und
Fidel als "Brüder im Geiste" und trifft damit die Sache in der
Mitte. Eine Geistesgenossenschaft, die dem Kolumbianer im Laufe der
Jahre massive Kritik eingebracht hat. So stellt die unvermeidliche
Susan Sontag (Irnberger formuliert das in dieser sarkastisch
zürnenden Manier) in einem wahrhaftigen Protokoll ihres
hysterischen Wirrseins fest: "Kommunismus ist nichts anderes als die
geglückte Form von Faschismus" und daher müsse "man
ganz einfach sagen, dass die Rechte recht behalten hat ... Mich
empört, dass in Lateinamerika ... Männer, deren Werk
ich aufs äußerste bewundere - wie García
Márquez oder
Cortázar -, Kuba und die Sowjetunion
in Schutz nehmen. Ihre politische Haltung, ihre Blindheit dem
Kommunismus gegenüber finde ich empörend."
Márquez reagierte auf Angriffe dieser Art stets mit
sachlichen Darstellungen der ungeschminkten Wahrheit des heutigen
Kubas, wo es (im Unterschied zum restlichen Lateinamerika aber auch im
Unterschied zur partiell verelendeten USA) weder Arbeitslose noch
Analphabeten gibt und jeder Bürger Anspruch auf kostenlose
Medikamente oder auf kostenlose Krankenhausbetreuung jeglichen Niveaus
hat. Irnberger ergänzt dazu, dass man die außerdem
natürlich unleugbaren Probleme Kubas nicht unter
Außerachtlassung der aggressiven amerikanischen
Blockadepolitik gegen den widerspenstigen Inselstaat sehen und
beurteilen dürfe. Kuba befindet sich nach wie vor im Zustand
ökonomischer Isolation und militärischer Belagerung,
doch ist seine wirtschaftliche Situation deswegen nicht schlechter als
die von Argentinien oder Peru. Im Unterschied zu Argentinien oder Peru
hätte Kuba jedoch eine enorm überlegene
Verteilungsgerechtigkeit, die Verelendung verhindere. Eine an sozialem
Frieden und Fortschritt interessierte US-Politik müsste nach
dem Dafürhalten Irnbergers das kubanische Gesellschaftsmodell
folglich in seinen Grundfesten als wünschenswert akzeptieren.
Wenn García Márquez in einer Analyse der
weltpolitischen Lage einst schrieb, dass die USA ohne Dämonen
(Kommunismus, Drogenhandel - oder neuerdings Terrorismus) offenbar
nicht existieren könnten, so schließt sich sein
Biograf dieser Bestandsaufnahme widerspruchslos an, wenn er meint, dass
diese These ebenso klar wie nachvollziehbar sei. Darin wird ein
Grundmotiv dieser Biografie deutlich: Eine durch die Person des
Dichters ebenso verkörperte wie über sie getragene
Kritik an der Politik der Vereinigten Staaten von Amerika, welche, da
gegenständlich im Detail begründet, nicht voreilig -
wie schon mehrmals passiert - mit dumpfem
Antiamerikanismus
verwechselt werden sollte.
Nicht nur allfällig greift Harald Irnberger über den
eigentlichen Gegenstand seiner Schrift hinaus und zelebriert in
scharfzüngigen Bemerkungen und Kommentaren eine Kritik an dem
als skrupellos und verbrecherisch dargestellten Hegemoniestreben der
USA, welche als letzte verbliebene Supermacht unaufhörlich die
Voraussetzungen für jene Verhältnisse schaffen, die
dann weltweit mit militärischen Mitteln zu bekämpfen
sie sich ausersehen wähnen. Besonders misslich stellt sich in
diesem Zusammenhang die Lage Lateinamerikas dar, dessen
Unglück es ist, dem unmittelbaren Hegemonialbereich der USA
zugehörig zu sein, was, nach einmütiger Meinung des
Biografen und seines Romanciers, eine unausgesetzte Barbarei zur Folge
hat und einen Terror, der (Irnberger erinnert an die 3.000
getöteten Bewohner von Ciudad de Panama, die 1989 starben, als
US-Truppen ihr Stadtviertel dem Erdboden gleichmachten) dem
Terroranschlag in New York vom 11. September 2001 in nichts nachstehe,
bis auf dass sich dadurch niemand in seinem Seelenfrieden
gestört fühle.
Zuweilen mag den Leser nun das Gefühl beschleichen, dass die
Würdigung literarischer Tugenden zu Gunsten politischer Kritik
kräftig ins Hintertreffen gerät, zumal beispielsweise
Gabos wunderbares Epos
"Von
der Liebe und anderen Dämonen" kaum zur
Erwähnung gelangt und man über "Die Liebe in den
Zeiten der Cholera" nicht mehr erfährt, als dass das Werk 1985
publiziert wurde, doch dürfte diese Übergewichtung
politischer Aspekte durchaus im Sinne eines Gabriel García
Márquez liegen, der selbst zum Anlass seiner Auszeichnung
mit dem Nobelpreis eine akzentuiert politische Rede hielt, mittels
welcher der Gefeierte an Europas aufgeklärte Geister
appellierte, den Völkern dieser Welt in Taten echter
Unterstützung solidarisch beizustehen. Ein Appell, der an die
Worte des Argentiniers Tomás Eloy Martínez -
nunmehr Professor in den USA - gemahnt, welcher (in einem von Irnberger
gebrachten Zitat) mit einer unüblich prosaischen Direktheit
die Verantwortung Europas einforderte: "Bush ist unzweifelhaft ein
Schwachsinniger, und es scheint niemanden zu geben, der in der Lage
ist, seinen Amoklauf zu stoppen. Es entspräche der
Verantwortung und der Pflicht Europas, diese imperialistische Raserei
zumindest ein wenig zu bremsen."
Dazu mag jetzt jeder stehen, wie er es für richtig
hält. Irnberger polarisiert, das ist klar, und bezieht so wie
(der Journalist; weniger der Romancier) Márquez deutliche
Position zum Weltgeschehen, was, wenn man unbedingt so will, der klaren
Trennung in Sphären des Guten und des Bösen wegen,
als eifernder Manichäismus abgewertet werden könnte.
Das vorliegende Buch steht jedenfalls für mehr, als man
für gemeinhin unter einer bemühten Biografie
versteht. Es handelt sich in der Tat um engagierte Bekenntnisliteratur,
die in erster Linie, so scheint es, auf eine Erweiterung des
politischen Horizonts des Lesers abzielt und sich keineswegs auf die
letztlich triviale Vermittlung eitlen Bildungswissens zur Person eines
Literaturidols beschränken will. Und das, soviel sei doch klar
gestellt, in Übereinstimmung mit des Dichters eigener
Lebensmaxime weltanschaulicher Gesittung, die, das darf freilich auch
nicht verschwiegen sein, zuweilen nicht davor gefeit scheint, sich in
Gestalt politischer Propaganda zur Darstellung zu bringen, was
Irnberger aber offenbar nicht ganz so sieht. Für
Márquez selbst gilt dann wohl auch jener aufpeitschende
Satz, den Harald Irnberger seinem Kapitel über Gabos
regimekritisch inspirierte journalistische Tätigkeit
für die aufmüpfige Wochenzeitschrift Alternativa
in den 1970erjahren voranstellt: "Wer zu denken wagt, beginnt zu
kämpfen".
Beginnt zu kämpfen und führt einen Kampf in
Einsamkeit, in ewiger Einsamkeit, denn die Einsamkeit, von der
Márquez immer wieder spricht, ob jetzt in seinem Hauptwerk
"Hundert Jahre Einsamkeit" oder zum Anlass der Nobelpreisverleihung,
diese Einsamkeit meint die Absenz von Solidarität mit den
Verlassenen dieser Erde. Eine Empfindung von Einsamkeit, deren
Überwindung zuletzt wieder in weiter Ferne gerückt
scheint.
(Harald Schulz; 05/2004)
Harald
Irnberger: "Gabriel García Márquez"
Artemis & Winkler, 2003. 390 Seiten, mit etwa 35
Schwarzweißabbildungen.
ISBN 3-538-07169-1.
ca. EUR 24,90.
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Gabriel García Márquez starb am 17. April 2014 in Mexiko Stadt.
Ergänzende Buchtipps:
"Chronik eines angekündigten Todes"
Ein Dorf an der kolumbianischen Karibikküste feiert ein rauschendes Hochzeitsfest, doch noch in der Hochzeitsnacht wird die Braut ins Elternhaus zurückgeschickt; sie war nicht mehr unberührt. Der mutmaßliche "Täter" muss sterben.
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"Leben, um davon zu
erzählen"
Gabriel García Márquez erzählt
vom Leben seiner Eltern, denen er in "Die Liebe in den Zeiten der
Cholera" ein Denkmal setzte, von der eigenen Kindheit und Jugend. Er
erzählt von großer Armut und wilden
Liebesabenteuern, von Freunden fürs Leben und der Leidenschaft
für die Literatur.
"So wurde also in Aracataca der erste von sieben Söhnen und
vier Töchtern geboren, am 6. März 1927, bei einem
für die Jahreszeit höchst ungewöhnlichen
Platzregen, während am Horizont das Sternbild des Stiers
aufzog. Der Knabe wäre fast von der Nabelschnur stranguliert
worden, da die Hebamme der Familie, Santos Villero, im
ungünstigsten Augenblick die Übersicht verlor. So
auch Tante Francisca, die zur Eingangstür rannte und wie bei
einer Feuersbrunst schrie: 'Ein Junge! Ein Junge!' Und gleich darauf,
wie beim Sturmläuten: 'Rum her, er erstickt.' [...]
Ich hätte eigentlich Olegario heißen sollen, das war
der Heilige des Tages, doch niemand hatte einen Heiligenkalender zur
Hand, also gaben sie mir in der Eile den Namen meines Vaters, und dazu
noch den des Tischlers, José, weil er der Patron von
Aracataca und März sein Monat war. Misia Juana de Freytes
schlug noch einen dritten Namen vor, um der allgemeinen
Versöhnung zu gedenken, die innerhalb der Familie und des
Freundeskreises mit meiner Geburt stattgefunden hatte, aber auf dem
offiziellen Taufschein, der drei Jahre später ausgestellt
wurde, vergaß man ihn: Gabriel José de la
Concordia." (Auszug aus dem ersten Kapitel)
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"Nachricht von einer
Entführung"
Eine alte Frau, abgemagert bis auf die Knochen, mit mattem
weißem Haar. Sechs Kugeln richteten sie hin. Ihre Henker:
Kriminelle, die im Auftrag des allmächtigen Paten des
Medellín-Kartells handelten. Pablo Escobar ließ
1990 - auf dem Höhepunkt des Machtkampfes mit der Regierung -
neun Angehörige einflussreicher Familien und Journalisten
kidnappen, um von der kolumbianischen Regierung das Auslieferungsverbot
für die inhaftierten Drogenbosse an die USA zu erpressen.
In "Nachricht von einer Entführung" hat García
Márquez dieses aufsehenerregende Geiseldrama aufgrund von
Aussagen der Überlebenden, ihrer Freunde und nächsten
Verwandten rekonstruiert. Mit der Stilsicherheit und dem
Einfühlungsvermögen des großen Romanciers
sowie der scharfen Beobachtungsgabe des Journalisten führt er
den Leser an den Schauplatz der Entführung, in die Wohnungen
besorgter Freunde und Verwandten und in die Schaltzentralen der Macht.
Angst, Verzweiflung, aber auch winzige Hoffnungsschimmer: Gebannt und
erschüttert verfolgt man das individuelle Schicksal der
Betroffenen und die tragische Situation eines Landes im Fadenkreuz von
Gewalt und Gegengewalt.
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"Hundert Jahre Einsamkeit"
"Hundert Jahre Einsamkeit" ist Gracía Márquez' berühmtester Roman, der zu den größten Romanen der Weltliteratur gehört. García Márquez erzählt episodenreich die Geschichte der Familie Buendía, ihres Aufstiegs und Niedergangs. In dem von den Buendías gegründeten Dorf Macondo enthüllt sich die ganze Tragödie Lateinamerikas, verschmelzen Mythos und Wirklichkeit:
"Viele Jahre später sollte der Oberst Aureliano Buendia sich vor dem Erschießungskommando an jenen fernen Nachmittag erinnern, an dem sein Vater ihn mitnahm, um das
Eis kennenzulernen. Macondo war damals ein Dorf von zwanzig Häusern aus Lehm und Bambus am Ufer des Flusses mit kristallklarem Wasser, das dahineilte durch ein Bett aus geschliffenen Steinen, weiß und riesig wie prähistorische Eier. Die Welt war noch so jung, dass viele Dinge des Namens entbehrten, und um sie zu benennen, musste man mit dem Finger auf sie deuten. Alljährlich im Monat März schlug eine Familie zerlumpter Zigeuner ihr Zelt in der Nähe des Dorfes auf und gab mit gewaltigem Getöse aus pfeifen und Trommeln die neuesten Erfindungen bekannt. Als erstes zeigten sie den Magneten."
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"Der Herbst des
Patriarchen"
Der Roman erzählt vom Aufstieg und Fall eines
lateinamerikanischen Diktators, von dem Terror, den er verbreitet hat,
von seiner usurpatorischen Willkür und dem grausigen Ende
seines Lebens. In der Figur des Patriarchen, der von seinen Untertanen
gehasst und verehrt wurde, vereint Gabriel García
Márquez die autokratischen Herrscher der spanischsprachigen
Welt Lateinamerikas der letzten 150 Jahre und schafft so eine
unvergleichliche Parabel über die Macht.
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"Der Oberst hat
niemand, der ihm schreibt"
" 'Die Illusion kann man nicht essen', sagt seine Frau. 'Aber
sie nährt', erwidert der Oberst, am Rande des Wahnsinns."
Der Oberst wartet verzweifelt auf einen Brief, wartet seit 56 Jahren
darauf, dass die Regierung ihm seine Veteranenpension
bestätigt. Doch der Brief kommt nicht. Der einzige Besitz des
Obersten, der mit seiner Frau in tiefer Armut lebt, ist ein Kampfhahn,
das Erbe seines von der Polizei erschossenen Sohnes. Dieser Hahn wird
für ihn und sein Dorf, das seit Jahren unter dem
Ausnahmezustand der Militärdiktatur leidet, zum Symbol der
Hoffnung und des Widerstands.
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"Die Liebe in den Zeiten der Cholera"
Nichts auf dieser Welt ist schwieriger als die Liebe. Das
leben und erleiden Fermina Daza und Doktor Juvenal Urbino
tagtäglich in ihrer mehr als fünfzigjährigen
Ehe. Und keiner erfährt das schmerzlicher als Fermina Dazas
ewiger Verehrer Florentino Ariza, der 51 Jahre, 9 Monate und 4 Tage auf
sie gewartet hat.
Schwärmerisch hat er in poetischen Briefen um sie geworben,
sie in aller Keuschheit gewonnen und wieder verloren, aber nie
aufgehört, sie zu lieben. Während Fermina Daza an der
Seite ihres Mannes, eines hochgeachteten Arztes, ein
großbürgerliches Leben führt, bringt es
Florentino Ariza bis zum Direktor der Karibischen
Flussschifffahrtsgesellschaft. Er ist ein erfolgreicher,
nimmermüder Schürzenjäger, im Herzen aber
Fermina Daza immer treu geblieben, und noch am Abend der Beerdigung
ihres Mannes erklärt er ihr erneut seine Liebe.
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"Die unglaubliche und traurige Geschichte von der einfältigen Eréndira und ihrer herzlosen Großmutter" zur Rezension ...