Ernst Moritz Arndt: "Die schönsten Märchen"


Märchen kommen nie aus der Mode. Dazu sind sie zu lehrreich, spannend und mystisch. Man kann sich ihnen schwer entziehen. Viele mögen nur in ihrer Kindheit damit auf Tuchfühlung - meist in Form der Grimmschen Hausmärchen - gegangen sein. Nicht selten schienen die in unserem Kulturkreis an Kinder vermittelten Geschichten altersunangemessen, voller Grausamkeit und Gnadenlosigkeit. Es empfiehlt sich, Märchen in späteren Jahren wieder zu lesen. Es gibt keine Altersobergrenze dafür.

Ernst Moritz Arndt - geboren im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts - hat in dieser Märchensammlung Motive seiner Heimat Rügen verwendet. Er zählt zu den bekannten Vertretern der Märchenromantik. Der stark antifranzösisch agierende Patriot fand im Verfassen von Märchen einen ganz eigenen Weg, seinem Volk ein verklärtes Denkmal zu setzen. Ein Kernthema ist die Liebe und ihre unerschütterliche Kraft, Widrigkeiten fast jeder Art zu überwinden. Edle Jungfrauen, tapfere Prinzen, teuflische Versuchungen und böse Schwiegermütter und Hexen ziehen den Leser in ihren Bann.

Die Rollen sind klar und wenig differenziert verteilt. Gute arme Protagonisten stehen bösen reichen gegenüber. Nicht immer kann ein verwunschenes Wesen sein Los verbessern und muss noch unbestimmt lange ausharren, bis es jemand aus seiner Verwandlung zu erlösen vermag. Andere finden nach langen Zeiten der Prüfung ihr ersehntes Glück. So wie "Aschenbrödel" - eine in Arndts Sammlung besonders reizvolle Version des weithin bekannten Märchens. Ergänzt werden die wunderschönen Texte durch Illustrationen von Moritz von Schwind und Philipp Otto Runge.

Insgesamt wendet sich dieses Buch viel mehr an Erwachsene, als an Kinder. Diese mögen sich verzaubern lassen!

(ama; 04/2002)


Ernst Moritz Arndt: "Die schönsten Märchen"
Artemis & Winkler, 2002.
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