Leseprobe:
Dionysos Griechischer Gott der Vegetation, später des Weinbaues
und der Ekstase; in der römischen Mythologie entspricht ihm Bacchus. Die älteste
Erwähnung stammt aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. Sein Vater Zeus zeugte ihn
mit der schönen Semele. Zeus entnahm den noch Ungeborenen aus ihrem
verglühenden
Schoß und ließ ihn noch drei Monate in seinen Hüften reifen. Dionysos wurde
von Nymphen und den neun Musen erzogen, ehelichte Ariadne und hatte zahlreiche
Nachkommen. Er zählte zu den zwölf Hauptgöttern (den Olympiern). Dionysos wurde
auf dem Weg
nach Italien
von etruskischen Seeräubern gefangen genommen. Er bewies ihnen seine göttliche
Kraft, indem er die Gestalt eines Löwen annahm, eine Weinrebe den Schiffsmast
hinaufwachsen ließ (nach einer anderen Variante den Mast in einen Rebstock verwandelte)
und die Seeräuber in
Delphine
verwandelte. Nach einer weiteren Sage entspross seinem bei der Jagd getöteten
Gefährten Ampelos der erste Rebstock. Dionysos pflanzte diesen zuerst in einen
Vogelknochen. Als aber dieser zu klein wurde, in einen Löwenknochen, und schließlich
in einen Eselsknochen. Somit konnte er den Rebstock überall hin mitnehmen. Darauf
geht die Bezeichnung der Ampelographie (Rebenkunde) zurück.
Im 5. Jahrhundert v. Chr. entstanden zyklische Feste - die Dionysien. Die kleinen Dionysien wurden Anfang April und die großen zur Zeit der Weinlese gefeiert. Dabei wurden ernste und lustige Fabeln vorgetragen, deshalb werden sie als Ursprung des griechischen Schauspiels betrachtet. Die Dionysien waren geprägt durch Ausgelassenheit und Zügellosigkeit in Verbindung mit fein stilisiertem und schwerem Trinken. Als wesentliches Ziel galt dabei der Rausch als reinigendes Zeremoniell mit psychohygienischer Wirkung. Man brachte dem Dionysos Böcke zum Opfer, denn der Bock als gefräßiger Zerstörer des Rebstockes musste ihm zur Sühne geschlachtet werden. Die Römer ahmten später die Dionysien durch die Bacchanalien nach. Diese arteten aber in solche Zügellosigkeit aus, dass sie vom Senat verboten wurden. Der Weinstock war Dionysos besonders heilig. Diese Heiligkeit des Weinstockes und des Weines ging über in die christliche Religion, das Abendmahl ist der Höhepunkt der Wertschätzung des Weines. Das Wunder der Konsekration (der Umwandlung von Brot und Wein in Christi Leib und Blut) bei der Eucharistie ist die zentrale Glaubensaussage des christlichen Abendlandes.
Aus Norbert Tischelmayers "Wein-Glossar. 2777 Begriffe rund um den Wein", erschienen im NP Buchverlag. ... mehr über dieses Buch ...