"Gertrude Messners Kräuterhandbuch"
Altes Wissen neu entdecken
Erkennen, Sammeln und Verarbeiten;
Öle, Salben und Tinkturen
Wussten Sie, dass die Schafgarbe auch als
die Augenbraue der Venus bezeichnet wird? Dass Ysop zwei Tage vor der
Hinrichtung zum Tode Verurteilten verabreicht wurde, damit das Hängen länger
dauerte und somit das Publikum auf seine Kosten kam? Dass Goldmelisse die Nerven
beruhigt, und dass Johanniskraut in vergangenen Zeiten auch als Sympathie- und
Liebesmittel verwendet wurde?
In ihrem ersten Kräuterbuch stellt die Autorin Gertrude Messner insgesamt 47
heimische Kräuter von Alant über Blutweiderich, Hauhechel, Meisterwurz und Schlüsselblume
bis hin zur Zitronenmelisse vor. Dazu gibt sie zahlreiche Tipps für das Sammeln
und Verarbeiten der Kräuter und beschreibt deren Wirkung auf Mensch, Tier und
Garten. Außerdem weiß sie zu jedem Kraut ansprechende Geschichten zu erzählen
und wartet mit einer Vielzahl von Anwendungen auf. Der Leser erhält Anregungen
für die Herstellung von Tees, Tinkturen,
Kräuterweinen,
...
Ferner gibt
die Autorin einen Überblick über gängige homöopathische Mittel sowie deren
Wirkung und beschreibt häufig auftretende Beschwerden, die mit einfachen
Hausmitteln gelindert werden können. So empfiehlt Gertrude Messner zur Linderung
grippaler Infekte einen Tee aus Linden- und
Holunderblüten mit
Zitrone und
Honig, sowie heißen Holundersaft und viel Ruhe. Ohrenschmerzen werden mit einem
Wickel aus kleingeschnittenen Zwiebeln leichter, und Spitzwegerichblätter helfen
bei Insektenstichen.
Wildgemüse verschafft nicht nur Abwechslung im Speiseplan, sondern ist oft eine
schmackhafte Beilage. Gänseblümchen beinhalten sehr viel Vitamin C; Gertrude
Messner rührt sie kleingeschnitten in Topfen. Vom Löwenzahn benützt sie nicht
nur die Blätter für Salate,
sondern bereitet aus der Wurzel ein Gemüse. Ebenso sind Nachtkerzenwurzeln ein
besonders schmackhaftes Gemüse, wenn man sie in Butter andünstet.
Messner rät außerdem dazu, einen eigenen kleinen Kräutergarten mit nicht mehr
als drei gängigen Kräutern in einer Blumenkiste oder in Blumentöpfen anzulegen.
Damit meint sie nicht nur den üblichen kleinen Küchenkräutergarten am Fensterbrett,
vielmehr gräbt sie Wildpflanzen wie Brennnessel oder Schafgarbe aus und kultiviert
die Pflanzen im Topf.
Für eine Frühjahrskur empfiehlt die Seminarbäuerin Messner
Safttage, Kräutertees, grüne Getränke, die sie aus Wasser und Kräutern
herstellt. Dafür eignen sich u. a. Brennnessel und
Bärlauch mit seiner
darmreinigenden Wirkung.
Dies und vieles mehr kann der Leser im
Kräuterbuch von Gertrude Messner erfahren und entdecken. Die Kräuterfachfrau
weiß, wovon sie schreibt. Das Buch ist hervorragend recherchiert und bietet
interessant aufbereitete ansprechende Informationen. Es ist all jenen zu
empfehlen, die sich einen Überblick über heimische Kräuter und ihre Wirkung
verschaffen wollen. Das Buch macht außerdem neugierig auf die vielen Pflanzen,
die man beim Spazierengehen am Wegesrand zu Gesicht bekommt und oft abfällig als
"Unkräuter" bezeichnet - und dabei handelt es sich um wirkungsvolle
Kräuter!
Daneben beeindruckt das Buch mit einer Fülle von farbigen
Bildern, angefertigt von Elisabeth Hörl und Herta Amann, die nicht nur die
Kräuter, sondern auch deren Verarbeitung zeigen. Der Leser hat außerdem die
Gelegenheit, eigene Hausrezepte und Ideen auf den leeren Seiten des Buches
niederzuschreiben, was dem ambitionierten Benützer die Gelegenheit gibt, ein
einzigartiges und individuelles Nachschlagewerk in Händen zu
halten.
Gertrude Messner bewirtschaftet zusammen mit ihrem Mann einen
Tiroler Bergbauernhof, den Neuschwendthof in Brandenberg. Dort unterhält die
Seminarbäuerin einen 400 Quadratmeter großen Kräutergarten mit 300 verschiedenen
Pflanzen, durch den sie auch Führungen veranstaltet. Ihre Devise: "Schütze und
nütze das, was vor deiner Haustür liegt!"
(Ingrid; 12/2004)
"Gertrude Messners
Kräuterhandbuch"
Löwenzahn, 2004. 201 Seiten.
ISBN
3-7066-2360-9.
ca. EUR 29,00.
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