Detlef Bluhm: "Die Katze, die Anchovis liebte"

Vom Weg der Katze durch die Schlagzeilen


Bezauberndes Geschenkbuch für Katzenfreunde

Wem sind sie noch nicht begegnet, die Schlagzeilen über Katzen, die im Frachtraum von Flugzeugen oder unter Motorhauben erstaunliche Entfernungen zurücklegen, schlafenden Bewohnern brennender Häuser (und sich selbst) durch lautstarkes Miauen oder "taktile" Signale das Leben retten und auch im Alltag Eigenarten frönen, die einer launischen Diva zur Ehre gereichen würden?
Wenn die Besitzerin der Katze selbst Diva ist, kann sie den felidentypischen Hang zur Extravaganz natürlich unterstützen, so wie Halle Berry, die ihrer Katze schon mal eben für siebzig Dollar weiße Anchovis kaufte und dieser somit dazu verhalf, für einen Buchtitel Pate zu stehen.
Die eine oder andere ehrenamtliche Theaterkatze stiehlt bei gelegentlichen unerwarteten Bühnenauftritten den professionellen Mimen die Schau, und die Katze Muschi, die im Berliner Zoo eine WG mit einer Kragenbärin einging, wurde sogar von der internationalen Presse gewürdigt.
Nicht alle Meldungen, die durch den Blätterwald geistern, sind indes seriös und halten ernsthafter Recherche stand. Der Autor ist daher den interessantesten Schlagzeilen nachgegangen und hat ihren Wahrheitsgehalt geprüft. Manchmal konnte er im Anschluss die lakonische Pressemeldung sogar um ein paar originelle Nuancen erweitern. Herausgekommen ist ein Buch mit Anekdoten aus allen Bereichen des Zusammenlebens zwischen den Stubentigern und uns Zweibeinern. Nicht alle sind einfach nur originell oder spannend, manche enthalten auch tragische Momente, so wie jene um die Katze, die in einem stark beschädigten Haus neben dem World Trade Center den Anschlag von 2001 überlebte, und Kritik am menschlichen Umgang mit Katzen, denn Qualzüchtungen sowie zahlreiche andere, teils im Buch erwähnte Formen verantwortungslosen Umgangs mit Haustieren gibt es bekanntermaßen auch nach über 9.000 Jahren gemeinsamer Geschichte noch - und keineswegs nur in Ländern wie China, wo mangels entsprechender Gesetzgebung Grausamkeiten gegenüber Tieren gang und gäbe sind.

Das Buch enthält eine Vielzahl nach Themen geordneter kurzer Anekdoten, alle jeweils eingeleitet von der dazugehörigen Zeitungsmeldung. Diese in einem unterhaltsamen Erzählstil verfassten, kurzweiligen und vielseitigen Episoden spiegeln so manche Facette des eigenwilligen Wesens der Katzen wider und lassen den Leser oft lachen oder zumindest lächeln. Zudem findet er eine Reihe interessanter Informationen, die in die einzelnen Anekdoten eingeflochten sind. Auch die gelegentliche Kritik am menschlichen Verhalten gegenüber den Katzen ist berechtigt und angemessen, selbst wenn man vielleicht gewisse düstere Zukunftsvisionen wie jene vom standardisierten Klonen des geliebten, verstorbenen Haustiers nicht teilen wird.

Das attraktive albumähnliche Format, die sehr ansprechende Aufmachung einschließlich der bezaubernden Schwarz-Weiß-Fotografien, die Qualität von Druck und Material und nicht zuletzt natürlich der Inhalt machen dieses Buch zu einem reizvollen Geschenk für Katzenfreunde.

(Regina Károlyi; 08/2006)


Detlef Bluhm: "Die Katze, die Anchovis liebte. Vom Weg der Katze durch die Schlagzeilen"
Mit Fotos von Isolde Ohlbaum.
Ehrenwirth, 2006. 222 Seiten.
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