Die "besten Morde". Geschichten von Robert Bloch, Barbara Büchner, Edgar Allan Poe, Bram Stoker u. a.
Der Reiz, den das Verbrechen ausübt, ist groß und unvergänglich. Geschichten von Mord und Totschlag waren vor 3000 Jahren in der Antike genauso aktuell wie heute und haben immer schon Menschen in ihren Bann gezogen. Millionen Männer, Frauen und Kinder verfolgen täglich einzeln oder in Gruppen, Geschichten darüber, wie ein oder mehrere Menschen getötet werden. Häufig wird darauf vergessen, dass es sich dabei um fiktive Tötung handelt, denn das Ganze spielt sich im Kino oder Fernsehen ab, doch das tut der Faszination des Verbrechens keinen Abbruch.
Für Liebhaber dieses Reizes ist das Buch empfehlenswert. Während des Lesens der Geschichten, in denen sich das Verbrechen ankündigt, die jeweilige der Situation immer mehr zuspitzt und in einem schrecklichen Ende gipfelt, hofft man zumindest auf Gerechtigkeit, die aber nicht eintritt. Das Prekäre an diesen Geschichten ist, dass es sich in erster Linie um von außen betrachtet ganz normale Menschen handelt, deren Inneres aber zu ungeahnten Grausamkeiten und Gräueltaten fähig ist. So wie die Geschichte vom Todesfluch der Zwillinge. Diese heiß ersehnten Kinder, die von ihren Eltern wie der eigene Augapfel gehütet werden, werden letztendlich auf grausame Weise von den Nachbarskindern getötet. Diese beiden Nachbarsjungen, die großen Gefallen an Zerstörung finden, ihre Zerstörungswut vorerst gegen Gegenstände richten, später gegen Tiere und letztendlich als besonderen Kick gegen die Zwillinge. Ihre geplanten Versuche von Vernichtung werden immer grausamer und brutaler, ohne dass die Familien die Tragweite ihrer Barbarei erkennen und die Vorgehensweise der Burschen stoppen. Die Beiden verstehen es immer geschickter, ihre Schandtaten anderen Personen in die Schuhe zu schieben. So auch beim Tod der Zwillinge, der dem Kindesvater angelastet wird.
Diese Geschichten öffnen das Tor des Grauens weit, lassen den Leser an
Alpträumen teilhaben und Einblicke in Abgründe der menschlichen Seele tun. Ich
kann jedem nur empfehlen, sich diese Geschichten nicht abends zu Gemüte zu führen,
da die Gestalten in den Träumen wiederkehren, nicht mehr loslassen und an Schlaf
kaum mehr zu denken ist.
(margarete; 10/2002)