Nick Hornby: "Speaking with the Angel"
Bisher vorwiegend bekannt durch "About a boy", liefert Hornby mit diesem Buch eine Kurzgeschichtensammlung ab, die wirklich lesenswert ist.
Dabei stammt nur eine der Geschichten von ihm. Die anderen Autoren sind Dave Eggers, Helen Fielding ("Schokolade zum Frühstück"), Robert Harris ("Archangel"), Melissa Bank ("The Girl's Guide to Hunting and Fishing"), Zadie Smith ("White Teeth"), Roddy Doyle ("The Commitments", "The Snapper", "The Van", "The Woman who walked into doors", "A Star Called Henry"), Irvine Welsh ("Trainspotting", "Filth"), Colin Firth, John O'Farrell ("Things can only get better"), Giles Smith und Patrick Marber. Diese Autorinnen und Autoren gehören zum Besten, was die britische Belletristik zur Zeit zu bieten hat, und jede einzelne dieser Geschichten zeigt, warum.
Robert Harris zeigt uns
mit "PMQ", wie leicht man als Premierminister durch eine Verkettung unglücklicher
Umstände in eine überaus haltlose Situation kommen kann.
Melissa Banks führt in "Wonder Spot" vor, wie befriedigend es manchmal sein
kann, die "neue Frau" zu sein.
In "Last request" erfahren wir durch Giles Smiths gütige Vermittlung, was es
bedeutet, die letzten Mahlzeiten für zum Tode Verurteilte herzurichten.
"Peter Shelley" von Patrick Marber führt uns die junge Liebe in den Zeiten der
Vinylplatten vor.
"The department of nothing" ist eine Geschichte über das
Abschiednehmen von
einem geliebten Menschen und der Macht von Geschichten, die uns Colin Firth
geschenkt hat.
"After I was thrown in the river and before I drowned" ist die durchaus richtig
betitelte Lebensgeschichte eines glücklichen Hundes, erzählt aus seiner Sicht,
die einen die Frage stellen lässt, ob Dave Eggers in seinem letzten Leben selber
ein Hund gewesen ist.
Helen Fieldings "Luckybitch" hat mich ähnlich wenig überzeugt wie "Bridget Jones'
Diary", und das ist alles, was ich dazu sagen möchte.
Die schweren Zeiten eines jungen Bruders eines erfolgreichen und von den Eltern
vergötterten jungen Models stellt uns Zadie Smith in "I'm the only one" vor.
Der Herausgeber selbst überrascht uns mit einer gefühlvollen Geschichte über
die Wahrnehmung von Werken der bildenden Kunst durch einen ungebildeten Menschen
in "Nipple Jesus".
Roddy Doyles "The slave" ist eine sehr nachdenkliche Reflektion über das Älterwerden
und die Unsicherheit des Lebens für einen Familienvater. Ohne jedes Drama greift
diese Geschichte tief ins Herz und sollte für jeden Hypochonder in der "Midlife-Crisis"
zur Pflichtlektüre werden.
Irvine Welsh ist irgendwie ein Schwein, und man braucht eine gewisse Toleranz
und/oder eine gehörige Portion sozialen Voyeurismus um seine Geschichten zu
mögen. "Catholic Guilt (You know you love it)" greift ein wahrhaft erzkatholisches
Thema in Verbindung mit Homophobie und Aggression auf und lässt auch den verständnisvollsten
Sozialsamariter am Ende ein überaus hämisches Lachen ausstoßen (so weit er durch
die Schimpftiraden hindurch gefunden hat).
"Walking into the wind" ist eine Studie in Selbsttäuschung mit der John O'Farrell
uns einen wirklich realitätsfernen Menschen vorstellt, den die Welt ständig
überholt, ohne dass er überhaupt merkt, dass er sich auf der Autobahn befindet.
Das alles hat irgendwie
mit Autismus zu tun. Wie? Selbst
herausfinden!
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 03/2003)
Nick
Hornby: "Speaking with the Angel"
Gebundene
Ausgabe:
Kiepenheuer & Witsch, 2001. 297 Seiten.
ISBN 3-4620-2977-0.
ca. EUR 19,90.
Buch bestellen
Taschenbuch:
Droemersche
Verlagsanstalt, 2002. 297 Seiten.
ISBN 3-4266-1978-4.
ca. EUR 8,90.
Buch bestellen