Tony Hillerman: "Das Goldene Kalb"

Tony Hillerman, der es mittlerweile ja zu einer Art Ehrenhäuptling der Navajo gebracht hat, legt hier mal wieder eine der Geschichten seines bewährten Ermittlerteams Jim Chee und John Leaphorn vor ...


Der Lieutenant, der nun seit einigen Bänden im Ruhestand ist, hat den Tod seiner Frau zum Teil verarbeitet und lässt eine Anthropologin sein Haus als Arbeitsstützpunkt nutzen, während die beiden langsam in eine ruhige, angenehme Beziehung hineingleiten. Jim Chees Interesse an der jungen Polizisten Bernadette Manuelito stößt dabei auf wesentlich größere innere Widerstände.

Letzteres wird besonders offensichtlich, als Officer Manuelito einen Wagen findet, in dem ein Toter sitzt. Zunächst ist keine Todesursache offensichtlich, und aus traditionellen religiösen Gründen beschäftigt sich die junge Polizistin nicht näher mit dem Leichnam, bis er abgeholt wird. Sie vermutet einen Tod infolge extremen Alkoholkonsums. Beim Fotografieren der Leiche stellt sich allerdings heraus, dass der Mann durch einen Schuss in den Rücken getötet wurde. Als sich überdies herausstellt, dass es sich bei der Leiche um einen nahen Angehörigen eines ehemaligen Sheriffs namens Doherty handelt, wird das FBI eingeschaltet, und Manuelitos Umgang mit dem Fundort der Leiche heftig kritisiert. Die junge Polizistin hatte sich nämlich als Hobby-Botanikerin vorwiegend um die Pflanzensamen auf der Kleidung des Toten gekümmert, die in jener Gegend, wo dieser gefunden worden ist, nicht vorkommen. Jim Chee muss nun überlegen, wie er mit der jungen Frau, die ihn nervös macht, umgehen soll und wie er ihren Status gegenüber dem FBI verbessern kann.

Im Laufe der Ermittlungen stellt sich heraus, dass Doherty versucht hatte, eine verlorene Goldmine aufzufinden, die bereits einige Jahre zuvor mit einem Mordfall in Verbindung stand. Jim Leaphorn hatte diesen Fall damals bearbeitet und unter anderem wegen einer verschwundenen jungen Frau niemals als abgeschlossen betrachtet. Darum lässt er sich auch vom Mann der verschwundenen Frau, der gleichzeitig der geständige Totschläger in dem damaligen Mordfall war, zu Recherchen über den Verbleib der Frau anstellen; eine Tätigkeit die dafür sorgt, dass sich die Wege von Jim Chee und seinem alten Mentor wieder einmal kreuzen. Hierbei zeigt sich abermals sehr deutlich, wie stark sich das Verhältnis zwischen den beiden seit ihrer ersten Begegnung in "Skin Walker" verändert hat.

Durchsetzt mit Hinweisen auf das Leben der Navajos im 21. Jahrhundert und mit Bezügen auf vorhergehende Bücher, geht die Geschichte einen ebenso gewundenen wie interessanten Weg und endet in einer eher tragischen und überraschenden Art und Weise, die gleichzeitig auch auf wichtige Entwicklungen hinweist, die bestimmt im Folgeband "The Sinister Pig", der ab Anfang Juni 2003 erhältlich sein soll, eine Rolle spielen ...

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 04/2003)


Tony Hillerman: "Das Goldene Kalb"
Deutsch von Fried Eickhoff.
Rowohlt, 2003
288 Seiten
ISBN 3-499-23355-X.
ca. EUR 8,90.
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(Originalausgabe)
Tony Hillerman: "The Wailing Wind"

Harper Torch, 2003. 334 Seiten.
ISBN 0-06-109879-5.
ca. EUR 7,85.
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