James Herbert: "Creed"


Joseph Creed ist ein Antiheld, wenn es jemals einen gegeben hat. Er ist ein Paparazzo, und selbst unter seinen Kollegen wird er als ein Schleimbeutel betrachtet, allerdings sehr respektvoll, weil er der erfolgreichste Schleimbeutel ist, den die britische Fotografenszene kennt. Er hat erstaunlichen Erfolg bei den Frauen - und dies, obwohl sie ihn sofort durchschauen, und er ist der nicht sehr oft gesehene Vater eines jungen Sohnes, der mit seiner Mutter nicht bei Creed im Haus wohnt, was diesem durchaus nicht unrecht ist. Ihm reicht seine Katze.

Die Arbeit eines Paparazzo bringt ihn zu ungewöhnlichen Zeiten an ungewöhnliche Orte, und so finden wir Joe Creed zu Beginn dieses Romans in einer Gruft auf einem Friedhof am frühen Morgen, wo er mit einer Kamera mit Zoomobjektiv und einer Ersatzkamera auf die Beerdigung eines ehemaligen Filmstars namens Lily Neverless wartet. Lily war eher berüchtigt als berühmt, und es ist für die Klatschspalten der Zeitungen immer interessant, wer zu solchen Beerdigungen kommt um sicherzustellen, dass diese Person auch wirklich unter der Erde ist. Dieser Auftrag ist für Creed weitestgehend Routine, aber als die Trauergäste schließlich gegangen sind, taucht noch eine Person auf, die Creed zunächst nur von hinten sieht und die scheinbar autoerotische Handlungen auf dem Grab ausführt, während sich die Erde um das Grab seltsam bewegt. Fasziniert macht Creed einige Aufnahmen von diesen Geschehnissen, wobei die seltsame Gestalt ihn anscheinend bemerkt.

Der weitere Tag verläuft für Creed relativ routinemäßig. Er jagt Jack Nicholson und einige andere Berühmtheiten, hat ein unangenehmes Telefongespräch mit seiner Exfrau und lernt bei einer Veranstaltung eine junge Frau namens Cally McNally kennen, die ihn gerne als Fotografen für ihren Chef anstellen möchte, der mit seiner Firma mehr Bekanntheit erlangen will, wozu Creed sicherlich beitragen könnte. Obwohl die junge Frau ihm sehr zusagt, lehnt er den Vorschlag zunächst ab.

Am Abend geht er sehr erschöpft ins Bett, nur um mitten in der Nacht von seltsamen Geräuschen geweckt zu werden. Sie kommen aus seinem privaten kleinen Fotolabor, in dem er die Abzüge von der seltsamen Gestalt auf dem Friedhof entwickelt und kopiert hat, wobei auf den Standardkopien von den Augen des Motivs schwarze Flecken ausgegangen waren, die schließlich das ganze Foto geschwärzt hatten. Erst Abzüge von Negativkopien blieben stabil. Ängstlich - aber auch wütend begibt sich Creed in sein Labor, wo er die seltsame Gestalt vom Friedhof vorfindet. In einer panikartigen Flucht die Treppe hinunter stolpert er über seine Katze, landet beim Sturz die Treppe hinab hart auf seinem Schädel und wird in diesem Zustand von Cally gefunden, die ihn besuchen kommt um noch einmal mit ihm zu sprechen. Doch dieses Gespräch - genau wie ein Besuch der Polizei - führen nicht besonders weit.

Am nächsten Tag ist Creeds Leben noch ein bisschen komplizierter geworden. Seine Exfrau hat seinen Sohn bei ihm abgeladen, da sie eine Zeit lang etwas Erholung von dem "kleinen Monster" braucht, wie sie sagt. Obwohl ihn seine Arbeit ständig aus dem Haus treibt, nimmt Creed die neue Aufgabe an, was ihm schnell klar macht, welche Probleme seine Frau mit ihrem gemeinsamen Sprössling hat. Doch als dieser kurz darauf entführt wird, entwickelt sich Creed zu einem Ritter in extrem rostiger Rüstung um seinen Sohn zu retten und einige überaus unangenehme Geschöpfe in Schach zu halten, wobei er sich durchaus ungewöhnlicher Mittel und Gehilfen bedient und sehr seltsame Begegnungen hat.

Spaßig, gut erzählt und interessant. Lohnend wie jedes Buch von James Herbert. 

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2003)


James Herbert: "Creed"
(Englische Ausgabe)
Gebundene Ausgabe:
Macmillan, 2001. 400 Seiten. 
ISBN 0-3337-6131-6.
ca. EUR 29,65.
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Taschenbuch:
Pan, 2001.
ISBN 0330376276.
ca. EUR 11,52.
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