Gerhard Haderer: "Das Leben des Jesus"


Amüsant und charmant präsentiert sich das neue Buch des Cartoonisten Gerhard Haderer, der damit ein ganz bestimmtes Anliegen der Diskussion zuführen wollte. Mittlerweile ist in Österreich beinahe ein Eklat vom Zaun gebrochen, in dem sich Granden aus Politik, Medien und Kirche in pseudo-metternichscher Manier eifrig um die Diskreditierung eines Künstlers bemühen. Haderer hat - ohne es zu ahnen - wahrlich genau wundeste Punkte getroffen und sieht sich nun peinlichen und übertriebenen Attacken ausgesetzt.

Pünktlich zur Osterzeit ist das Büchlein zum Leben Jesu erschienen. Der in einem Stall geborene kleine Jesus bekommt bei Haderer eher zufällig die wohlbekannten Geschenke der drei Weisen aus dem Morgenland ab. Eines davon - der Weihrauch - soll sein weiteres Leben bestimmen. Glücklich berauscht genießt er hell erleuchtet den Zustand des "Highseins" nach übermäßigem Einatmen. Heilend, friedlich und bescheiden zieht er durch die Lande und wird alsbald von Jüngern begleitet, die rasch zu geschäftstüchtigen und feisten Managern ihrer Leitfigur werden. In einem der dargestellten Jünger ist unschwer der gegenwärtige christlichsoziale österreichische Regierungschef zu erkennen.

Die Jesusmanager - eine klare Kritik an der Selbstgefälligkeit gewisser katholischer Würdenträger - genießen es, ihren Herrn zu vermarkten. Bevor Jesus schließlich als billiges Souvenirmotiv völlig verheizt wird, kehrt er seinen "Freunden" den Rücken und entflieht in himmlische Höhen, um in Gesellschaft von Lennon, Marley, Joplin und Hendrix Bewusstseinserweiterung zu genießen. Vorher hat er noch einige Wunder vollbracht, die sich mitunter durchaus banal erklären lassen.

Es geht Haderer um die Kritik an einem süßlich dargestellten Jesusbild ohne jeden Sinn für die Grenzen zur Geschmacklosigkeit. Es scheint für die katholische Kirche in Österreich nicht skandalös zu sein, wenn Jesusmotive auf Kaffeetassen oder Unterwäsche zu finden sind. Dieses beinahe handzahme Buch, in dem Jesus liebenswert und sympathisch gezeichnet wird, gerät zum Skandal. Darüber hinaus wird ein Verlag mit Boykott bedroht. Eine Glaubensgemeinschaft, die derart leicht zu erschüttern ist, müsste man eigentlich bemitleiden. Einen Regierungschef, der sich geriert, als wären die Trennung von Kirche und Staat noch nicht vollzogen, auch. Was ist los mit Österreich?

(ama;04/02)


Gerhard Haderer: "Das Leben des Jesus"
Ueberreuter Wien 2002
40 Seiten
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