Gerhard Haderer: "Die glorreichen Drei"

Der Autor mag keine "Cowboyfilme", wie er in einem Interview proklamierte. Eine Ausnahme von der Regel sei "Die glorreichen Sieben". Der neueste Wurf von Gerhard Haderer ist tatsächlich so etwas wie eine Persiflage auf das "Cowboyfilm"-Genre, was ein Kunstgriff ist, da es sich ja um keinen Film, sondern ein Büchlein handelt.


Es sind die bekannten Ingredienzien, mit denen Haderer spielt, und doch ist es etwas völlig Neues. Die erzählte Geschichte nimmt nämlich nicht nur bekannte und weniger bekannte Politiker auf's Korn, sondern impliziert in sich eine "Abrechnung" mit dieser grenzenlos debilen "Cowboy"-Romantik. Die Blütezeit der "Cowboys" währte ja nicht allzu lang. Und diese Menschen waren auch nicht zu Helden geboren, sondern mussten aus ihrer Not eine Tugend machen, da sie ansonsten verhungert wären. Sie konnten oft nur schlecht reiten, und ihre Schießkünste waren ebenso häufig miserabel. Die Mär von den gestandenen "Cowboys", die alles im Griff haben; Mädels im Vorbeireiten erobern, und ein herrlich freies Leben führen, wird von Haderer völlig durchbrochen. Diese Menschen waren "vogelfrei", und ihnen war selten ein langes Leben beschert, da sie sozusagen zum "Abschuss" freigegeben, und ihre Verteidigungsmöglichkeiten begrenzt waren.

George, einer der drei "glorreichen Drei", ist im Unterschied zu seinem übermächtigen Vater, der als Sheriff fungiert, nur ein dummer "Kuhjunge", der Schwierigkeiten damit hat, ein Ölfass von einem Trockenmilchbehälter zu unterscheiden. Das reale Vorbild versuchte sich ja über Jahre der Präsidentschaft ein Image als "Cowboy" aufzubauen, dessen imaginäre Ranch samt menschlichem Inventar von "Terroristen" bedroht wird. Der "Kampf gegen den Terror" ist so etwas wie der Versuch eines verwegenen "Cowboys", die verdammten "Rothäute" zu vernichten zu trachten, und deren Kriegsbeile irgendwo in der Wüste zu vergraben. Bush jun. war nie ein Sheriff, wie er im Buche steht. Nicht mal Hilfssheriff. Sondern nur ein dummer "Kuhjunge", was keine Verunglimpfung der "Cowboys" sein soll, die ja aus ökonomischen Gründen ein vogelfreies Dasein führen mussten.

Mc Ronald, ebenso ein Mitglied der "glorreichen Drei", hat's da schon leichter, weil er selbst mal einen "Cowboy" im Film spielte - (allerdings mehr schlecht als recht). Er hat somit einen Vorteil gegenüber George und spielt diesen aus, indem er Menschen mit schlechtem Fraß anlockt, der letztlich doch nur zu Brechreiz der Konsumenten führen kann.

Willie (alias "Billy") wiederum hat mit dem "Cowboy"-Image nichts am Hut, sondern spielt eher den großen Sheriff, der seine Zigarren an den unmöglichsten Stellen deponieren kann.

Die "glorreichen Drei" machen sich auf, um Öl in der weiten Prärie zu suchen und treffen dabei auf einen Kerl namens Arnie, der in Ermangelung von Reitkünsten sein Pferdchen namens Maria auf den Schultern trägt und den Hauptprotagonisten gerne kleine Hilfsdienste bei der Suche nach dem Öl leisten will. Die "steirische Eiche" wird seinem Ruf als "Terminator" gerecht und steht als Witzfigur den Vorbildern aus dem "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" in nichts nach. Keiner der Vier kommt einem Kutscher auf die Schliche, der ein Ölfass spazieren führt. Willie übrigens fuhr eine Zeit lang in der Kutsche mit und vermochte trotzdem nicht, den Ölgeruch aufzuspüren. Als schließlich ein Pfeilchen die geordneten Verhältnisse der "glorreichen Drei" bedroht, nehmen sie die Fährte auf, und in Ermangelung von Spurensicherung kann instinktiv der Feind erkannt und in die Mangel genommen werden. Statt eines Kampfes mit den "Rothäuten", die allesamt an österreichische Politiker erinnern, setzen sich die beiden Feindestruppen vor ein Lagerfeuer und spielen "Frieden".

Gerhard Haderer ist ja nicht im engsten Sinne ein "Comiczeichner". Auch "Die glorreichen Drei" ist kein Comic, sondern eine Bildergeschichte, die durch einen Text ergänzt ist. Die Bilder sprächen grundsätzlich für sich; durch die textuelle Komponente können aber Feinheiten herausgearbeitet werden, die u. a. in der beschriebenen Kritik am Genre "Cowboyfilm" festgemacht sind bzw. am Image der "Cowboys" rütteln. Als größter Versager stellt sich freilich George heraus, der nicht zum "Hilfssheriff" geboren ist und dennoch sein erbärmliches Dasein als "Cowboy" mit der Mär vom Sheriff verwechselt, der allein für Recht und Ordnung sorgen kann. Samy Molcho enttarnte die Körpersprache dieses Männleins: Die ständig vorgeschürzten Lippen und die ewig zusammengezogenen Augenbrauen zeugen davon, dass in solchen Momenten sein Denken blockiert sei. Angst, Intoleranz, Leiden und Tod sind auf bestimmte Gegenden der Welt übertragene Ergebnisse eines solchen psychopathologischen, geistig-seelisch degenerierten Zustands.

(Miguel van der Muhr; 03/2004)


Gerhard Haderer: "Die glorreichen Drei"
Ueberreuter, 2004. 40 Seiten.
ISBN 3-8000-7007-3.
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Ergänzender Buchtipp:

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