Jean-Christophe Grangé: "Der steinerne Kreis"
Dies ist nach "Die purpurnen
Flüsse" und "Der Flug der Störche" der
dritte Roman des Autors und nach den ersten beiden Werken ein wenig
unbefriedigend. Der Versuch, wiederum eine sehr komplexe und intelligente
Geschichte zu schreiben, schlägt hier leider fehl.
Die Verhaltensforscherin Diane Thiberg ist nach einem
rätselhaften Überfall in ihrem 14. Lebensjahr nicht in der Lage, wie auch immer
geartete Beziehungen mit Männern aufzubauen und hat sich in der Folge zu einer
Meisterin des Wing Tsun entwickelt. Gewalt und das Verhalten von Raubtieren sind
ihre einzigen wirklichen Interessensgebiete. Sogar mit ihrer Mutter kommt sie
nicht zurecht, die sie für eine flatterhafte, oberflächliche Schlampe hält.
Wirklich glücklich ist sie nur auf Expeditionen, wenn sie sich alleine der Natur
aussetzen kann.
Trotzdem fehlt ihr etwas in ihrem Leben, und so beschließt sie
ein Kind zu adoptieren, was ihr als alleinstehender Frau mit Hilfe ihres
einflussreichen Stiefvaters auch gelingt. Dafür muss sie bis nach Indonesien
reisen, wo sie den Jungen in Empfang nimmt, den sie auf Grund der einzigen
beiden Worte, ("Lü sian"), die er sagt, Lucien nennt. Glücklich begibt sie sich
langsam in die Mutterrolle, bis es auf der Rückfahrt von einem Besuch bei ihrer
Mutter zu einem schweren Unfall kommt, als dessen Ergebnis Lucien komatös ist
und dem Tod immer näher kommt. Als er schon fast gestorben ist, erscheint ein
seltsamer deutscher Arzt im Krankenhaus und führt eine Akupunkturtherapie an ihm
durch. Wenig später zeigen sich die ersten Anzeichen von Besserung. Doch das ist
nicht das einzige aufregende Ereignis in dem Krankenhaus in dieser Nacht. In
einem Kühlraum neben der Krankenhausküche wird die Leiche des deutschen Arztes
gefunden, der auf sehr seltsame Art und Weise getötet wurde, wie sie sonst
nur bei einigen Stämmen in der Mongolei bei der Schlachtung von Vieh üblich ist.
Zusammen mit diesen seltsamen Ereignissen kommt Diane der Verdacht, dass der
Unfall, in den sie verwickelt gewesen ist, kein Unfall war und dass an ihrem
Adoptivsohn mehr ist, als es zunächst den Anschein hatte.
Sie beginnt Ermittlungen in mehrere Richtungen und stößt dabei
auf Phänomene und Seltsamkeiten, die so gar nicht in ihre streng
wissenschaftliche Weltsicht passen. Hypnose, Akupunktur, Telepathie und
Psychokinese scheinen plötzlich mehr und mehr in den Bereich der Realität zu
rücken. Und für Diane beginnt eine
Reise um die Welt, die sie schließlich
in die Mongolei, aber auch zurück zu ihren eigenen
Ursprüngen führt, in eine Welt, in der nichts so ist, wie sie es sich immer
vorgestellt hat.
Dieser erste Versuch, aus der Sicht einer Frau zu schreiben,
ist Grangé eigentlich nicht gelungen. Die Motivationen der Hauptfiguren, die in
"Purpurne Flüsse" sehr ausgiebig dargestellt wurden, bleiben oberflächlich und
größtenteils nicht nachvollziehbar. Außerdem ist es zumindest erstaunlich, dass
eine Verhaltensforscherin, deren Spezialgebiet Raubtiere sind, so wenig Ahnung
und Respekt in Bezug auf Animismus hat, und dass etablierte Neurologen in der
heutigen Zeit Akupunktur vor dem Hintergrund bestehender Untersuchungen als
Blödsinn abtun. Und Hypnose ist nun einmal schon seit über hundert Jahren
Bestandteil der Psychoanalyse und -therapie und wird mittlerweile in sehr weiten
Feldern angewandt, sodass eine Kritik daran eigentlich besser begründet sein
müsste, als es in diesem Buch der Fall ist.
Die Handlung dieses Romans entwickelt sich sehr sprunghaft, und
die "logischen" Schlüsse der Hauptfigur sind häufig in geradezu haarsträubender
Weise an den Haaren herbei gezogen - was sich bei der Aufklärung der Ereignisse
am Ende auch zeigt. Insgesamt ein eher enttäuschendes Buch.
(K.-G. Beck-Ewerhardy)
Jean-Christophe Grangé: "Der steinerne
Kreis"
Übersetzt von Barbara Schaden.
Bastei Lübbe, 2004.
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Ein weiteres Buch des Autors:
"Der Ursprung des Bösen"
Mathias Freire leidet unter einer rätselhaften
Krankheit: Sobald er in Stress
gerät, verliert er das Gedächtnis. Und wenn er das Bewusstsein wiedererlangt,
ist er ein Anderer: Ein neues Ich hat sich formiert, mit einer neuen
Vergangenheit, einem neuen Lebensschicksal.
Währenddessen sucht die Polizei nach dem Täter einer Serie von Ritualmorden, die
allesamt in der Nähe Freires verübt wurden, ohne dass man diesem etwas
nachweisen kann.
Und wenn nun doch er der Mörder ist? Freire gerät zunehmend in Panik. Auf sein
Gedächtnis ist kein Verlass. Also muss er einen anderen Weg finden, um seine
Vergangenheit zu rekonstruieren. Doch die Suche nach seiner wahren Identität
wird schon bald zu einem entsetzlichen Albtraum, aus dem es kein Entrinnen zu
geben scheint. Ein Albtraum, der in einem dunklen Geheimnis um Freires Herkunft
begründet liegt ... (Lübbe)
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