Edeltraud Glaab: "Sami oder Wohin der Zufall führt..."
Mit diesem Buch im Reisegepäck lässt sich nacherleben, was Martin Buber einmal so ausgedrückt hat: "Alle Reisen haben eine heimliche Bestimmung, die der Reisende nicht ahnt."
Die Autorin entführt den Leser in
ihrem Roman nach Malta. Dort arbeitet Sami seit zwei Jahren, um seine Familie
in Tripolis über Wasser zu halten. Lisa dagegen verbringt mit ihrer Nichte einen
Sprachurlaub. Die Ferientage werden für die Deutsche und den Libyer zu einem
unvergesslichen Erlebnis. Es sind nicht nur die Zuneigung und die leise entstehende
erotische Spannung zwischen dem Paar, die den Reiz der Begegnung ausmachen.
Die Autorin modelliert stark archaische Züge des Menschlichen in der Figur des
Sami. Er öffnet Lisa eine fremde und von ihr bisher eher mit Abwehr betrachtete
Tür, die Tür zur Kultur des Islam. Mit
dem Rückflug von Lisa endet dieser Urlaubsflirt. Zuhause erwartet sie ihr bindungsunwilliger
Freund Hubert, einem Typus Mann, der in unserer Singlegesellschaft häufiger
anzutreffen ist, und dessen Porträt so mancher Frau ihr ungewolltes Singledasein
erträglicher erscheinen lassen dürfte. Und dann erlebt Lisa eine Reihe von Zufällen,
die ihre Erinnerung an Sami lebendig halten. Und ebenso lebendig bleibt der
Spannungsbogen in dieser Geschichte, der geschickt im ersten Kapitel eingefädelt
wurde und den Leser nicht mehr loslässt.
Albert
Einstein hat einmal gesagt: "Das schönste Erlebnis ist die Begegnung mit
dem Geheimnisvollen."
Ja - ich war gefangen von der Stimmung, die dieses Buch ausstrahlt. Es war,
als ob die Autorin mit meiner Seele sprechen würde. Lisa macht sich so viele
wunderbare Gedanken um das, was ihr geschieht. In der Musik, in der Architektur
findet sie Assoziationen zu ihrem inneren Erleben. Faszinierend! So habe ich
das noch nie gesehen. Mir ist eine neue Tür zu mir selbst geöffnet worden. Und
ich denke, diese Aufgabe hat Literatur auch, uns zu berühren und unseren Geist
zu erfrischen. Und in Zukunft werde ich stärker auf die Zufälle in meinem
Leben achten. Sie geschehen, wenn wir unserer Bestimmung folgen!
Die Geschichte regt in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken an - selbst bei Männern.
Und die Sprache? Siehe oben! Auch deswegen war ich gefangen. Viele Stellen lesen sich wie Lyrik! Taucht ein und lasst Euch treiben! Ihr findet neue Ufer!
(Eliza Giron; 08/2005)
Edeltraud
Glaab: "Sami oder Wohin der Zufall führt..."
Fouque-Literatur Verlag 2004
152 Seiten Buch
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