Stephen Fry: "Rescuing the Spectacled Bear. A Peruvian Diary"

Stephen Fry dürfte den meisten als der Darsteller des Oscar Wilde in der Film-Biografie "Oscar" bekannt sein. Daneben ist er allerdings auch der Autor einiger sehr spaßiger und auch kontrovers diskutierter Bücher, wie zum Beispiel "Geschichte machen", worin eine sehr interessante "Was-wäre-gewesen, -wenn"-Frage zum Dritten Reich gestellt wird


Im Mai 2001 begab sich Fry das erste Mal im Auftrag der BBC nach Südamerika, auf den Spuren des Paddington Bärs für die Dokumentation Paddington Bear  The early Years. Im Zuge seiner damaligen Arbeit wurde in ihm großes Interesse an dieser weitestgehend unbekannten, bedrohten Tierart wach, und mit einigen anderen gründete er eine Stiftung zum Schutz und Erhalt dieser ziemlich niedlichen Bären. Die Arbeit der Gründung dieser Stiftung und die damit verbundenen Schwierigkeiten werden in diesem Tagebuch ausführlich und in Frys unnachahmlichem Neo-Wilde'schen Stil beschrieben. Hierbei lernt man nicht nur Einiges über diese Bären selbst, sondern auch eine ganze Menge über die innen- und außenpolitischen Vorgänge sowie gesellschaftliche Zusammenhänge in Südamerika. Gelegentlich kommt dabei eine etwas neo-koloniale Grundhaltung Frys zum Ausdruck, die sich wohl besonders daraus erklärt, dass er sich selber sehr stark in der gedanklichen Tradition von Oscar Wilde sieht, der ja stark vom England des 19. Jahrhunderts geprägt war. Entlastend ist dabei zu bemerken, dass er dabei des Öfteren ähnlich rebellisch reagiert wie dereinst sein Vorbild und in allen seinen Worten und Sätzen eine große Tier- und Menschenliebe offensichtlich wird. Wieder einmal zeigt sich Fry als Neo-Viktorianer im besten Sinne.

Außerdem lernt man in diesem Buch auch eine Menge über die Arbeit beim Drehen einer Dokumentation, was in jeder Hinsicht faszinierend ist und jeden Freund von solchen Sendungen in Begeisterung versetzen dürfte. Was seinen eigenen Anteil an dieser Arbeit angeht, ist Fry betont bescheiden, und umso enthusiastischer äußert er sich über die Leistungen seiner Arbeits- und Leidensgenossen im Dschungel, die in geradezu unanständiger Weise gelobt werden. Dies kann die Sympathie für diesen in menschlicher und körperlicher Hinsicht großen Engländer nur erhöhen, und wenn man auf dem Titelumschlag liest, dass alle Tantiemen für dieses Buch an die Stiftung gehen, dann hat man kaum noch Argumente, sich dieses nicht zuzulegen; es sei denn, man hat einen abgrundtiefen Hass auf niedliche und harmlose Bären.

Ein weiteres, hervorragendes Argument für den Kauf dieses Buchs sind die wunderbaren Aufnahmen von Rob Fraser, die im Laufe der Arbeit an der Dokumentation entstanden sind. Diese zeigen natürlich eine Menge Bären, aber auch andere Tiere Südamerikas, Eindrücke der Landschaften und der Natur und natürlich immer wieder einen in der Regel sehr sympathischen Fry in den verschiedensten Umständen. 

Kaufen, wünschen, in großen Mengen zu Weihnachten verschenken!! 

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 11/2002)


Stephen Fry: "Rescuing the Spectacled Bear. A Peruvian Diary"
Englische Asugabe:
Hutchinson, 2002. 191 Seiten.
ISBN 0-09-179523-0.
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