Jeffery Deaver: "Der faule Henker"
Jeffery Deavers geniales Ermittlerpaar Lincoln Rhyme und Amelia Sachs löst seinen fünften spannenden Fall: auf den Spuren eines Mörders, dessen Metier das Unmögliche ist ...
Nachdem
"Das Gesicht
des Drachen" die Leser durch die asiatische Welt jagte, darf Lincoln Rhyme
in diesem Roman wieder fast ausschließlich in seinem angestammten Zuhause in
New York bleiben um einen Kriminalfall zu lösen, der ihm einen wahrhaft diabolischen
Zauberer des Verbrechens als Gegner gibt ...
Eine junge Musikstudentin
wird in einer Halle ihrer
Musikschule
von einer unbekannten Person überfallen und in einer der Fesslungsarten Harry
Houdinis gebunden, bei der sie sich, wenn sie sich nicht befreien kann, durch
den Zug ihrer eigenen Beinmuskulatur selber
erwürgt. Da der Fessler der
Musikstudentin Houdinis Auswege aus diesem "Trick" nicht ermöglicht, ist dies
auch, was schließlich geschieht. Dabei werden einige Rufe laut, die den
Hausmeister des Gebäudes dazu bringen, zwei Polizistinnen in die Schule zu
holen, die den Täter noch über seinem Opfer finden. Mit einer handgemachten
Blendbombe blendet dieser die beiden Beamtinnen, verschwindet in einem Raum, aus
dem es keinen weiteren Ausgang gibt und ruft, dass er eine weitere Geisel habe,
was die Erstürmung bis zum Ertönen eines Schusses verhindert. Als die Polizei
den Raum betritt, ist der Täter spurlos verschwunden. Lincoln Rhyme und mit ihm
Amelia Sachs, die gerade den praktischen Teil ihrer Prüfung hinter sich gebracht
hat, werden in den Fall hinein gezogen.
Rasch wird klar, dass jene
Person, welche die beiden Polizistinnen gesehen haben, in Wirklichkeit ganz
anders aussehen könnte. Nach einigen Untersuchungen des Tatorts handelt es sich
entweder um einen Mann oder eine Frau unbestimmten Alters und unbestimmter
ethnischer Zugehörigkeit, die allerlei Magiermaterial verwendet, wie zum
Beispiel alte Polizeihandschellen, wie sie bereits in Harry Houdinis
Handwerkszeug zu finden waren. Die Ermittler beginnen die verschiedenen
Zauberei-Ausstatter der Stadt abzuklappern, wobei Amelia in einem Laden namens
"Smoke & Mirrors" eine junge
Illusionistenschülerin mit dem Bühnennamen Kara kennen lernt, die entgegen dem
Willen ihres Lehrherren zu einem Berater für das Lincolnsche Ermittlungsteam
wird.
Inzwischen war Malerick - der "böse Zauberer des Nordens" - nicht
untätig und hat einen jungen homosexuellen Maskenbildner auf dessen eigenem
Küchentisch zersägt. Als die vom Opfer zuvor noch herbeigerufene Polizei das
Haus betritt, öffnet ihnen eine etwa 70 Jahre alte Dame, die kurz darauf
verschwunden ist. An diesem Tatort finden sich weitere Hinweise, die aufgrund
von Karas Mithilfe Lincoln und Amelia wesentlich schneller voran bringen, so
dass sie den dritten "Zaubertrick" verhindern können, bevor das nächste Opfer
den Tod findet. Der Täter muss hier am Tatort sogar eine Jacke zurücklassen, die
weitere wichtige Hinweise enthält.
Jäger und Gejagter kommen einander in
sich verengenden Spiralen im Verlaufe des Romans immer näher, wobei logische
Kapriolen, die Doyle erblassen lassen würden, abgelöst werden von
atemberaubenden Action-Sequenzen, so dass das Buch die Leser keinen Moment zur
Ruhe kommen lässt. Dabei werden zwischendurch - in bekannter Manier - immer
wieder die verschiedenen Hinweise und Erkenntnisse der Ermittler für die
Leserschaft auf Darstellungen von - neuerdings nicht nur in Managementkreisen
beliebten - Flipcharts zusammengefasst, so dass man nicht plötzlich von neu
hinzu gekommenen Erkenntnissen aus zurückliegenden Kapiteln, die zuvor
verschwiegen wurden, überrascht wird. Außerdem erfährt man nebenbei eine ganze
Menge über die Geschichte der Illusionskunst und natürlich der
Forensik.
Dieses Buch muss einfach verfilmt werden und wäre sicherlich
ein würdiger Nachfolger von "Knochenjäger" auf der Leinwand.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 06/2004)
Jeffery Deaver: "Der faule
Henker"
(Originaltitel "The Vanished Man")
Aus dem Amerikanischen von
Thomas Haufschild.
Blanvalet, 2004. 480 Seiten.
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