Tony Horwitz: "Cook"
Die Entdeckung eines Entdeckers
Ein "Nachfahre" setzt Segel
Wer ist jener Mann, der es sich zur Aufgabe machte, ausgerechnet den
Entdecker Cook zu entdecken?
Es handelt sich um Tony Horwitz, der in "Cook" den Seefahrer selbst
sowie die drei Expeditionen dieses letzten großen
Weltumseglers i. A. Seiner königlichen Majestät, der
unter bis heute ungeklärten Umständen den Tod fand,
ebenso hingebungsvoll wie detailliert beschreibt.
Horwitz, der anno 1995 den Pulitzerpreis für seine "Geschichten über die Arbeitsbedingungen im Billiglohnland Amerika" erhielt, mutierte zu Recherchezwecken für seine biografische Reportage bzw. Charakterstudie quasi zum "Nachfahren" auf Zeit: Er "fuhr kühn dorthin, wo Kapitän Cook zuvor gewesen" (frei übersetzt nach dem Originaltitel des Buchs) - und zwar in einem Nachbau des Segelschiffs mit James Cooks Logbüchern im Gepäck. |
Die Suche nach Terra australis trieb James Cook über alle Ozeane. Als er 1768 England verließ, war ein Drittel der Erde noch unentdeckt. In nur elf Jahren erkundete er zu Schiff die Welt vom Beringmeer bis zur Antarktis, von Alaska bis Tasmanien. Als Cook 1779 auf Hawaii erschlagen wurde, hinterließ er der Nachwelt nichts Geringeres als ein neues Bild der Erde. (Klappentext der Taschenbuchausgabe) |
Neben
Seewegen zählen auch Tahiti, Neuseeland, Bora Bora und andere
ozeanische Inseln zu Cooks Entdeckungen, über die Horwitz'
knapp mehr als 700 Seiten umfassendes Buch informiert, wobei der Autor
schwungvoll seine eigenen Erfahrungen zu Wasser und zu Land mit jenen
des berühmten Seefahrers verflicht, was die Lektüre
bisweilen recht humorig gestaltet.
In der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren noch weite Teile der
Welt terra incognita, was nach James Cooks Fahrten nicht
länger der Fall war; das neuzeitliche Bild der
Erde war gezeichnet.
Der umtriebige Autodidakt aus einfachsten Verhältnissen
kartografierte gewissenhaft; so gewissenhaft, dass seine Karten
Seefahrern noch lange Zeit nach deren Entstehen gute Dienste
leisteten.
Zur Schiffsbesatzung auf Cooks zweiter Weltreise (1772-1775)
gehörten u.a. der spätere Naturforscher,
Länder- und Völkerkundler Georg Forster und dessen
Vater Johann Reinhold als Chronisten. Georg Forster, der
übrigens mit
Alexander
von Humboldt befreundet war, verfasste
daraufhin einen umfassenden Reisebericht.
"Kaum war das Schiff 'Endeavour' im Jahre 1771 wieder nach England
zurückgekommen, als man schon den Entwurf zu einer neuen Reise
machte, auf welcher die südlichen Gegenden unserer Erdkugel
weiter erforscht werden sollten. Zwei tüchtige, starke
Schiffe, die 'Resolution' und die 'Adventure', wurden
ausgerüstet und die Kapitäne James Cook und Tobias
Furneaux zu Befehlshabern ernannt. Am 11. Juni erhielten mein Vater und
ich Befehl, die Reise gleichfalls zu unternehmen, um
Gegenstände der Naturgeschichte zu sammeln, zu beschreiben und
zu zeichnen." (Aus Georg Forsters Bericht "Entdeckungsreise
nach Tahiti und in die Südsee 1772-1775").
Horwitz liefert anschauliche Beschreibungen des Alltags an Bord
(Hans-Volkmar Findeisen in der "Zeit" Nr. 22 vom 19. Mai 2004 dazu:
"Vorwärts, im Suff, ohne Seife") und verschweigt auch die
Schattenseiten (Krankheiten, Waffen, Raffgier), die der Kontakt mit
ihren "Entdeckern" den Einwohnern vormals "unentdeckter" Gebiete
bescherte, nicht.
Fazit:
Informative, unterhaltsame Lektüre für Lese-
und Abenteuerlustige gleichermaßen.
(Felix Grabuschnig; 06/2007)
Tony Horwitz: "Cook"
(Originaltitel "Blue Latitudes: Boldly Going Where Captain Cook Has Gone Before")
Deutsch von Heike Steffen.
Gebundene Ausgabe:
Marebuch, 2004. 703 Seiten, 8 Karten.
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Taschenbuch:
Piper, 2006. 704 Seiten.
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Lien
zur Netzseite des Projekts:
https://www.bluelatitudes.com/.
Weitere Buchtipps:
Captain James Cook: "Entdeckungsfahrten im Pacific"
Die Logbücher der Reisen von 1768-1779
Kein Seefahrer vor James Cook unternahm so ausgedehnte Reisen und
kehrte mit so umfangreichen neuen Kenntnissen der Erde zurück.
Er entdeckte die Ostküste Australiens und Neuseelands,
Neukaledonien und Hawaii und bereiste weite Küstenstriche
Alaskas. Er überwand den jahrhundertealten Mythos der Terrra
australis, des "Südlandes".
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Georg
Forster: "Reise um die Welt mit Kapitän Cook"
Der englische Weltumsegler James Cook (1728-1779) gilt als der letzte
große Entdecker. Auf seiner Reise (1772-1775) umsegelte er
auf der Suche nach dem Südland (Terra Australis) als Erster
die Welt von West nach Ost, begleitet von Johann Reinhold Forster und
seinem Sohn Georg. Nach Querelen verbot Cook jedoch Forster jegliche
Veröffentlichungen über die Expedition. Stattdessen
veröffentlichte der Junior, der zu Reisebeginn gerade einmal
17 Jahre alt war, stellvertretend für seinen Vater, die
einzigartigen Aufzeichnungen über die Reise, die
von Plymouth
in England über Madeira und das Kap der Guten Hoffnung nach
Neuseeland, Tahiti, auf die Gesellschafts- und Freundschaftsinseln, auf
die Osterinsel und Marquesas geführt hatte und ihn an der
Entdeckung der Neuen Hebriden und Neukaledoniens teilhaben
ließ. (Lamuv Verlag)
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Georg
Forster: "Reise um die Welt" Illustriert von eigener Hand
Der Weltumsegler und Forscher, der Schriftsteller, der
Aufklärer, der Revolutionär Georg Forster ist der
geheime, der verdrängte, der unterschlagene Klassiker der
deutschen Literatur. Goethe hat den blutjungen Autor des
großen Berichts von der zweiten Weltreise des Captain Cook
(1772-1775) bewundert, und er beobachtete sein Geschick bis zum
einsamen Tod in einer Pariser Dachkammer mit einem beinahe
brüderlichen Interesse. Forster war einer der Gründer
der ersten deutschen Republik in Mainz, ein überzeugter
Jakobiner, der zum Deputierten in die Pariser Nationalversammlung
gewählt wurde. In Deutschland vom Kerker bedroht, starb er
1794 vereinsamt im Alter von nur 39 Jahren an den Folgen einer
Tropenkrankheit. Aber wie sollte
Goethe den Kollegen nicht
schätzen, der von seiner Ankunft am schönsten Gestade
der Südsee mit solch poetischem Elan zu berichten verstand?
"Ein Morgen war’s, schöner hat ihn schwerlich je ein
Dichter beschrieben, an welchem wir die Insel O-Tahiti 2 Meilen vor uns
sahen. Der Ostwind, unser bisheriger Begleiter, hatte sich gelegt: Ein
vom Lande wehendes Lüftchen führte uns die
erfrischendsten und herrlichsten Wohlgerüche entgegen ..."
Als sein bildmächtiger Bericht von Thomas Cooks Weltumseglung
seinem erstaunten deutschen Publikum vorgelegt wurde, sprach nicht nur
Wieland von einem "der merkwürdigsten Bücher unserer
Zeit": Zwischen sachlichem Bericht und episch-dramatischer Verve
changiert der Ton, immer wieder unterbrochen von philosophischen
Reflexionen, in denen Forster die Grundelemente des Menschseins an der
sozialen Wirklichkeit misst. (Eichborn)
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Anna Enquist:
"Letzte Reise"
Captain James Cook war einer der berühmtesten
Entdeckungsreisenden des 18. Jahrhunderts, aber vom Leben seiner Frau
Elizabeth, die zu Hause in England immer wieder auf ihn wartete,
weiß man wenig. Anna Enquist erzählt in ihrem
großen Roman von Elizabeths Leben als Frau und Mutter, als
Geliebte und als Verlassene, und zugleich schildert sie
farbenprächtig die vorviktorianische Zeit, Cooks Abenteuer und
Ideen.
London 1775: Elizabeth Cook wartet in ihrem Haus auf die Heimkehr ihres
Mannes James, der eben seine zweite große Weltreise beendet
hat. Obwohl sie immer regen Anteil genommen hat an seinen Entdeckungen
und wissenschaftlichen Forschungen, hofft sie, dass er nun endlich bei
ihr und den Kindern bleibt und seinen wohlverdienten Ruhm
genießt. Immerhin hat er es vom Bauernsohn bis zum Admiral
der englischen Flotte gebracht und gehört zur
gesellschaftlichen Elite des Landes.
Trotz der Aussicht auf ein beschauliches gemeinsames Leben nagen auch
Zweifel an Elizabeth: Wie wird es James ohne seine geliebte Seefahrt
ergehen, und vor allem, wie wird sie, die sechs Kinder mehr oder
weniger allein geboren und aufgezogen und selbstständig gelebt
hat, mit ihrer neuen Rolle fertig werden - als Frau eines ehrgeizigen,
befehlsgewohnten Kapitäns an Land? Doch es kommt anders. Cook
bricht das Versprechen, das er ihr gegeben hat, und lässt sich
zu einer dritten Reise überreden, von der er nicht
zurückkehren wird.
Wie Elizabeth damit umgeht, wie sie trotz Widerstands der
Admiralität die unklaren Umstände seines Todes
aufdeckt und wie sie die schweren Schicksalsschläge meistert,
die das Leben ihr auferlegt - sie überlebt alle ihre Kinder -,
das erzählt Anna Enquist spannend und eindringlich,
facettenreich und bewegend. (btb)
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Philip de Souza: "Seefahrt und Zivilisation. Wie die Beherrschung der Meere
die Menschheitsgeschichte prägte"
In grauer Vorzeit bauten die Menschen Flöße, um
zunächst Flüsse und
Seen zu überqueren. Als
sich die ersten Seefahrer schließlich auf die Ozeane wagten,
um Nahrung aus dem Meer zu gewinnen, machte die Menschheit einen
Schritt, dessen Bedeutung ungeheuer war - birgt doch der bald
einsetzende Handel über die Seewege den Schlüssel zum
weltweiten kulturellen und wirtschaftlichen Austausch.
Die Seefahrt beförderte stets sowohl die Errungenschaften als
auch die Schrecken der Zivilisation: Wissenschaften und Sprachen wurden
über das Wasser ebenso verbreitet wie Krankheiten; in den
Laderäumen der Schiffe wurden sowohl exotische Güter
als auch Sklaven verstaut. Vor allem aber entstanden über das
Wasser Netzwerke, wie das der Hanse, des Wirtschaftsmodells schlechthin
für die Nutzung der neuen Märkte, zu denen
Christoph
Kolumbus oder Vasco da Gama mit ihren Entdeckungen den Zugang
öffneten. Durch die
Hanse ist auch die Geschichte
Deutschlands, obwohl nie eine Seefahrernation, untrennbar mit der
Seefahrt verbunden. Das maritime Handelsimperium erstreckte sich von
der Südküste
Finnlands bis zum Rhein; die Kontore in
den Hansestädten waren erste Vorläufer heutiger
Botschaften und Konsulate. So prägt die Seefahrt die
Verbreitung und den Charakter unserer Zivilisation bis heute: Im
längst weltumspannenden Netz von Häfen und
Schifffahrtsrouten ist der gesamte Bauplan der Lebenswelt des 21.
Jahrhunderts angelegt. (Marebuchverlag)
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