Jacques Berndorf: "Eifel-Träume"
Der Journalist Siggi Baumeister recherchiert wieder ...
Siggi Baumeister ist depressiv und kann
sich für nichts mehr in seinem Umfeld begeistern, bis ihm das Schicksal zunächst
die Rodenstocks und dann den Anruf der "Hamburger" beschert, die ihn auf einen
Fall von Kindstötung bringen, was ihn schlagartig aus der Depression reißt. Als
dann auch noch die Tante ihren Ablebenswunsch erklärt und sowohl seine Tochter
und seine Exfreundin Vera vor seiner Tür auftauchen, hat Siggi für
Depressionen
überhaupt keine Zeit mehr. Denn schnell wird er, auch durch Kischkewitz, immer
mehr in die Ermittlungen hinein gezogen.
Diese führen ihn über die Eltern
des ermordeten Kindes in die Niederungen der Kommunalpolitik und schließlich
immer tiefer in die Abgründe der Eifeler Klatschküche, in der Jeder alles über
Jeden weiß - in der Regel nur das Schlimmste - und je weniger plausibel und
beweisbar dies ist, umso fester wird eine Ansicht vertreten. Durch einen Sumpf
von Unwahrheiten und schlichten Lügen muss sich Siggi schrittweise an die
Wahrheit herantasten und dabei feststellen, dass in seinem Umkreis eigentlich
niemand jemals wirklich so ganz die Wahrheit sagt. Dieser Eindruck wird noch
verstärkt durch die Berichte seiner Tochter und Veras, durch die er viel darüber
erfährt, was Andere über ihn erzählt haben - oder auch über sich selbst
denken.
Unterstützt von Hund und Katze, Kois und dem ausgesuchten Inhalt
seiner Pfeifensammlung treibt es Siggi von Pontius zu Pilatus und schließlich
und endlich an einen Ort, den er zunächst nicht erwartet hatte und in gänzlich
unerwarteter Begleitung. Doch vorher muss es noch ein paar Tote geben, die aber
nicht alle direkt mit dem Fall zu tun haben.
Durch das Auftreten seiner
Tochter und Veras haben bestimmt auch Neueinsteiger Spaß an diesem Roman, da
speziell Erstere gar nicht genau weiß, was zwischen Siggi und seiner Exfrau
alles vorgefallen ist, so dass ihre Neugier auch den Leser aufklärt - und
natürlich Interesse an den vorhergehenden Bänden weckt, denn die verschiedenen
Andeutungen der diversen familiären und emotionalen Dramen können eigentlich
nicht einfach so im Raum stehen bleiben. Spannend und rasant erzählt, dabei aber
auch sprachlich anspruchsvoll und erzählerisch angenehm gehalten, sollte man
sich für dieses Buch zumindest ein Wochenende gönnen.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 11/2004)
Jacques Berndorf:
"Eifel-Träume"
Grafit, 2004. 314 Seiten.
ISBN 3-89425-295-2.
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Jacques Berndorf (Pseudonym des
Journalisten Michael Preute) wurde 1936 in Duisburg geboren und wohnt - wie
sollte es anders sein - in der Eifel. Pfeifenraucher Berndorf kann ohne Katzen
und Garten nicht gut leben und weigert sich, über Menschen und Dinge zu
schreiben, die er nicht kennt oder nicht gesehen hat ...
Weitere Titel
aus dieser Reihe (Auswahl); erschienen bei
Grafit:
"Eifel-Wasser"
Das lässt Rodenstock keine Ruhe: Der Chemiker Breidenbach, ein Bekannter des
Kriminalrats a. D., ist beim Campen Opfer einer Steinlawine geworden. Doch ausgerechnet
der Naturfreak und -kenner soll so dumm gewesen sein und sein Zelt neben eine
brüchige Wand in einem Steinbruch aufgestellt und damit das Schicksal geradezu
herausgefordert haben?
Widerwillig lässt sich der Journalist Siggi Baumeister überreden, gemeinsam
mit Rodenstock die Unfallstelle aufzusuchen. Und in der Tat stoßen die Beiden
auf weitere Merkwürdigkeiten: Die Zeltplane liegt in Fetzen da, es gibt Spuren,
die darauf hinweisen, dass jemand den Platz heimlich beobachtet hat, und dann
findet Baumeister in einem Steinhaufen einen Finger. Das Ganze lässt nur einen
Schluss zu: Breidenbach wurde ermordet.
Natürlich machen sich Rodenstock und Baumeister nun auf die Suche nach dem Mörder
- und auf die Suche nach einem Mann, dem ein Finger fehlt. Am wahrscheinlichsten
scheint ein Motiv für die Tat im beruflichen Umfeld des Chemikers zu finden
zu sein. Denn Breidenbachs Arbeit war es, die Qualität des Trinkwassers zu kontrollieren,
und ziemlich schnell zeichnet sich ab, dass der Wasser-Spezialist Umweltsündern
auf die Spur gekommen ist.
Allerdings würde das die zweite Gewalttat, auf die Rodenstock und Baumeister
stoßen, den Mord an dem jungen Holger Schwedt nicht erklären. Aber stehen die
beiden Todesfälle überhaupt in irgendeinem Zusammenhang?
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"Eifel-Liebe"
Oma Ohler ist verzweifelt, die Welt um sie herum ist nicht mehr in Ordnung:
Ihre Enkelin Anna hat ein Verhältnis mit dem Bauunternehmer Bliesheim und sich
einer Clique angeschlossen, die mit Bargeld nur so um sich schmeißt. Annas Ehemann
Rolli droht an der Situation kaputt zu gehen. Und jetzt ist auch noch Kinsi
verschwunden. Kinsi wohnt im gleichen Dorf wie Oma Ohler, gilt als geistig zurückgeblieben
und hält sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser.
Mit dieser Geschichte wendet sich die alte Dame an Siggi Baumeister. Aber Baumeister
kann Oma Ohler nicht helfen, schließlich ist er kein Privatdetektiv oder
Pfarrer,
sondern Journalist.
Wenig später wird Kinsi gefunden,
erhängt in einer Scheune. Nun wird Baumeister
doch neugierig und hört sich um. Einiges ist schon komisch: Die bevorzugte Lektüre
des vermeintlich geistig Zurückgebliebenen waren Bücher von
Mann,
Böll und
Grass.
Außerdem wollte er in Kürze heiraten - hat sich Kinsi wirklich selbst umgebracht?
Dann wird die Leiche von Elvira Klein, ein Mitglied von Annas Clique entdeckt
- eindeutig ermordet. Ein Motiv für die Tat ist nicht zu erkennen. Baumeister
geht der Spur des Geldes nach - woher stammen die Scheine, die die Clique "gemeinnützig"
unter das Volk brachte? Als auch Anna getötet wird, gibt es endlich Verdächtige:
Ehemann Rolli, der es aus Eifersucht getan haben kann, und Bauunternehmer Bliesheim,
der entweder eine lästige Geliebte oder eine gefährliche Mitwisserin loswerden
wollte. Aber in welchem Zusammenhang stehen die anderen Toten mit diesem Fall?
Der Journalist bekommt viel zu tun, und das zu einer Zeit, in der seine Freunde
Rodenstock und Emma in den USA unterwegs sind, dafür aber Tante Anni seinen
Hof okkupiert. Und Vera? - Vera tritt beim LKA eine neue Stelle an, weit weg
von Baumeister ...
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"Eifel-Jagd"
Unweit der toten "Cherie" wird noch am selben Tag die Leiche der Eiflerin Mathilde
Vogt gefunden. Wie hängen die beiden
Morde zusammen? Mit Hilfe seines Freundes,
des Kriminalrats a.D. Rodenstock, und dessen Partnerin Emma stößt der Journalist
Siggi Baumeister auf eine Verbindung: Cherie war die Geliebte des Unternehmers
Julius Berner, der in der Eifel eine
Jagd
unterhält. Mathilde Vogt war ihrerseits selbst Jägerin und ging nachts öfter
auf die Pirsch. Dann wird auch noch Narben-Otto, ein früherer Penner, den Berner
finanziell unterstützte, umgebracht. Wussten Cherie und Narben-Otto etwas über
Julius Berner, das ihren Tod bedeutete? Und was verheimlicht Stefan Hommes,
der Wildhüter Berners?
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"Der letzte Agent" zur Rezension ...