Christine Schulz-Reiss: "Fernando Magellan - einmal um die ganze Welt"

Mit Bildern von Klaus Ensikat


Die Magellanstraße verbindet an der Südspitze des amerikanischen Kontinents den Atlantik mit dem Pazifik. Wie es dazu kam, dass der Name Fernando Magellan heute jede Landkarte und jeden Globus ziert, davon erzählt dieses mit wunderbaren Illustrationen bereicherte Buch.

Der in Portugal geborene Fern
ão Magalhães war ein Träumer. In seiner Jugend besuchte er eine Pagenschule und lernte von der Pieke auf, was einen Seemann und späteren Kapitän auszeichnen mag. Er wollte nicht nur auf See, er wollte etwas Besonderes erreichen. Etwas, das noch niemand zuvor versucht hatte. Ein Wissenschaftler, der mit den Sternen vertraut war, soll ihm gesagt haben: "Es gibt eine geheime Karte, die eine Wasserstraße quer durch Amerika zeigt. Diese Passage führt von einem Ozean zu einem anderen!" Ob dies wahr ist, konnte Fernão Magalhães nicht wissen. Doch er war sehr angetan von der Vorstellung, als erster Mensch die ganze Welt zu umsegeln. Dafür war er bereit, jeden nur möglichen Preis zu bezahlen.

Doch erst als er durch unglückliche Umstände in seinem Heimatland in Ungnade fiel, und wie einst Kolumbus in Spaniens Dienste trat, waren die Voraussetzungen gegeben, sein großes Ziel zu erreichen. Aus Fern
ão Magalhães wurde am 17. Oktober 1517 Fernando Magellan. Zunächst heiratete er noch die schöne Beatriz, die Tochter des einstigen Indien-Fahrers Barbos, der ihm Unterkunft gewährte. Seinem Schwiegervater erzählte er von seinem Vorhaben, einen westlichen Seeweg zu den Gewürzinseln, den Molukken, zu finden und dies eben für Spanien! Er erwähnte die geheime Karte, als existiere sie mit absoluter Sicherheit. Nun, der spanische König Carlos I. ernannte Magellan zum Generalkapitän einer spanischen Flotte, und insgesamt sollten fünf Schiffe samt Mannschaft und Ausrüstung zu seiner Verfügung stehen.

Nach einigen Vorbereitungen stachen die Schiffe am 20. September 1519 in See. Zweierlei sah Magellan als seinen Auftrag: Den christlichen Glauben zu verbreiten und die Gewürzinseln über den westlichen Seeweg zu erobern. Was bis zu Magellans Tod am 27. April 1521 geschah, wird auf eindrucksvolle Weise von Christine Schulz-Reiss geschildert, die es versteht, kleine und große Leser mitten in Magellans Welt eintauchen zu lassen. Die Illustrationen von Klaus Ensikat verstärken den Eindruck dieses dramatischen Abenteuers, von dem nur 18 halb verhungerte Seeleute nach fast drei Jahren am 7. September 1522 nach Spanien zurückkehrten. 239 Mann waren einst als Besatzung ausgelaufen.

Magellan war Opfer seines Größenwahns geworden. Am Ziel, also den Molukken, angelangt, ließen sich Hunderte Insulaner der Insel Cebu taufen, und er bestand darauf, dass sich auch der Häuptling der Nachbarinsel Lapulapu unterwirft. Der hatte aber etwas dagegen, und so kam es, wie es kommen musste, dass Magellan mit sieben weiteren Menschen getötet wurde.

Fernando Magellan ist ein Beispiel für einen Abenteuer, der es zu Weltruhm gebracht hat. Doch er war es auch, der mit der Unterwerfung der Welt durch christliche Eroberer begann. Er wollte den Menschen den christlichen Glauben aufzwingen. Er hat alles aufs Spiel gesetzt, um in die Geschichte einzugehen. Er hat Menschenleben geopfert und nach einer Meuterei gegen ihn Aufrührer hinrichten lassen.

Magellan wurde nicht begraben. Seine Frau starb früh, und seine beiden Kinder wurden auch nicht alt. Mit diesem Buch wird ihm kein weiteres Denkmal gesetzt. Es werden vielmehr seine widersprüchlichen Seiten beleuchtet. Dadurch kommt die geschilderte Lebensgeschichte vielleicht der Wahrheit recht nahe.

(Klabauter; 02/2021)


Christine Schulz-Reiss: "Fernando Magellan - einmal um die ganze Welt"
Mit Bildern von Klaus Ensikat.
Kindermann Verlag, 2020. 36 Seiten. (Ab 8 J.)
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