Arkadi und Boris Strugatzki: "Die Wellen ersticken den Wind"
Nachdem in "Die
bewohnte Insel" der Raumfahrer Maxim Kammerer unverhofft auf einem
weniger entwickelten Planeten gelandet ist, dort gegen alle Regeln in
die Entwicklung der Gesellschaft eingegriffen hat und sich in "Ein Käfer
unter Ameisen" derselbe Kammerer als Senior-Progressor - also als
jemand, der nun solche Einmischungen professionell betreibt - einen
abgängigen Progressor aufspüren soll, geht es in diesem dritten Band
darum, dass die Menschheit mittlerweile versucht, durch chemische und
genetische Manipulation in ihre eigene Entwicklung einzugreifen, nicht
wissend, dass es noch eine andere Macht gibt, die gegenüber der
Menschheit auch eine Progressorenrolle einnimmt und die dabei zum Teil
gegensätzliche Wege verfolgt. Diese Macht kommt aus einer ganz und gar
unerwarteten Richtung.
Im Alter von 89 Jahren erzählt Maxim Kammerer, ehemaliger Progressor und
gewissermaßen Erfinder dieser Profession, von der Zeit der großen
Offenbarung. Während die Menschheit des 22. Jahrhunderts dazu
übergegangen ist, in die Embryonalentwicklung des jungen Menschen
einzugreifen, damit sich eine zusätzliche Wahrnehmungsebene in denen,
die dafür veranlagt sind, öffnet, gibt es immer wieder Mütter, die sich
diesem Eingriff widersetzen - zunächst aggressiv, als dieser Eingriff
gesetzlich vorgeschrieben ist, und dann einfach durch Einspruch, als es
ihnen freigestellt wird. Tatsächlich ist es ein durchaus nennenswerter
Anteil der werdenden Mütter,
die ihre Kinder lieber ohne äußere Einwirkung zur Welt bringen möchten.
Maxim Kammerer, dem diese Entwicklung - und einige andere, die mit
seltsamen räumlich beschränkten Epidemien zu tun haben - auffällt, setzt
einen seiner besten Männer auf eine nähere Untersuchung dieser und
anderer Vorgänge an. Der Beauftragte findet immer mehr offensichtliche,
aber auch sehr verborgene Verknüpfungen zwischen diesen Dingen und kommt
schließlich zu einer überaus beunruhigenden Feststellung, welche die
Entwicklungsrichtung der Menschheit
in der weiteren Zukunft in Frage stellt.
Erzählt in Berichten und Interviews mit verknüpfenden und erläuternden
Zwischenbemerkungen Maxim Kammerers, lässt dieser kurze Roman bewusst
viele Leerstellen, die der Leser mit seiner Kenntnis der damaligen
russischen Gegenwart und der vorhergehenden beiden Geschichte selbst
ausfüllen sollte, was heutzutage - Jahrzehnte später - einiger
Erläuterungen bedarf, die man aber zum Glück im Netz finden kann.
Fazit:
Ein ebenso gelungener wie überraschender Abschluss der Reihe, der
Vorbild für viele andere SF-Geschichten und SF-Serien gewesen sein
dürfte.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 03/2013)
Arkadi und Boris Strugatzki: "Die Wellen
ersticken den Wind"
Suhrkamp. 158 Seiten.
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