Faye Kellerman: "Arglist"
Ein spannender Fall wartet
auf das eingespielte Team
Als sie noch die High School besucht, ist die etwas seltsame,
sonderbar genannte und hochintelligente Genoa Greene der Spott der
Gleichaltrigen, und niemand, nicht einmal ihre Eltern,
nehmen sie wirklich ernst oder erkennen ihr Potenzial. Bis einer ihrer
Tutoren, Ben Little, ihr in einem Gespräch nach dem Erhalt einiger ihrer
Testergebnisse Mut zuspricht. Sonst hat sie mit diesem Tutor eigentlich
weniger Kontakt, doch dieses Gespräch gibt ihr das Selbstvertrauen, sich
von den Lästereien und Anfeindungen ihrer Umwelt zu lösen und ihren
eigenen Weg zu finden. Als dieser Tutor dann bei einer scheinbaren
Autoentführung ermordet wird, steht Genoa noch am Anfang ihrer
professionellen Laufbahn und muss hilflos mitansehen, wie die
Ermittlungen schließlich ergebnislos im Sand verlaufen.
Achtzehn Jahre später wird der Musikproduzent Primo Ekerling unter
vergleichbaren Umständen getötet. Aber diesmal glaubt die Polizei um
Hollywood Hills, die Täter geschnappt zu haben, was Genoa Greene
aber nicht so ganz glaubt. Und jetzt, anders als achtzehn Jahre zuvor,
hat sie die Möglichkeit, in das Geschehen einzugreifen. Als erfolgreiche
Inhaberin eines milliardenschweren Software-Konzerns verfügt sie
über die finanziellen Mittel, der Polizei von Los Angeles dringend
benötigte Spenden als Gegenleistung für eine Überprüfung möglicher
Zusammenhänge zwischen den beiden Mordfällen anzubieten, obwohl die
Tatverdächtigen im zweiten Fall zum Zeitpunkt des ersten Mordes noch
nicht einmal geboren waren.
Der Chef der Polizeistation gibt die Ermittlungen an Peter Decker weiter
mit einem klaren Hinweis darauf, wie dringend das in Aussicht gestellte
Geld
benötigt wird. Und so beginnt das unangenehme Geschäft, nicht nur einen
"kalten Fall" wieder aufzuwärmen, und damit die Kompetenz der damals
ermittelnden Beamten zu hinterfragen, sondern auch noch auf dem Gebiet
der Polizei von
Hollywood zu "wildern". Hierbei ist ihm allerdings seine Tochter
Cindy, die dieser Abteilung zugewiesen ist, eine große Hilfe.
Je mehr sich Decker und sein Team in die Fälle hineingraben, desto
deutlicher wird, wie sehr ein offensichtlich guter Mann, wie es Ben
Little wohl gewesen ist, die weniger guten Menschen in seinem Umfeld
belasten kann und wie so aus ganz verschiedenen Ecken Motive für seine
Ermordung kommen konnten. Mehrere dieser Ecken haben auch "Durchreichen"
zu der Ermordung des Musikproduzenten achtzehn Jahre später.
Neben den überaus komplexen und fein gewobenen Ermittlungen ist
"Arglist" auch eine Darstellung der Musikszene Mitte der 1990er- und
folgender Jahre, wobei vor allen Dingen die us-amerikanische Punk-
sowie die HipHop- und Rap-Szene mit ihren jeweiligen
kulturellen Begleiterscheinungen im Vordergrund stehen, weshalb es sich
um ein auf vielen Ebenen sehr informatives Buch handelt.
Ich hatte sehr viel Spaß bei der Lektüre und kann diesen Titel daher
wärmstens weiterempfehlen.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2010)
Faye
Kellerman: "Arglist"
(Originaltitel "Cold Case", "The Mercedes Coffin")
Übersetzt von Frauke Brodd.
btb, 2009. 448 Seiten.
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