Brigitte Glaser: "Bienen-Stich"
Der Badische Krimi 20
Nach dem plötzlichen Tod
ihrer Patentante Rosa muss Katharina viele Rätsel
lösen
Katharina Schweitzer, Chefin der "Weißen Linde" in Köln, ist es Gewohnt,
möglichst wenig an den Ort ihrer Herkunft zu denken. Zu viele negative
Erinnerungen an das elterliche Restaurant und an ihre Mutter sind damit
verbunden, und jede Kontaktaufnahme mit ihren Eltern führt immer nur zu
Vorwürfen ihrer Mutter, weil sie das Dorf verlassen hat, weil sie das
Restaurant nicht übernommen hat, weil ihr Lebenspartner Ecki ein
Hallodri ist und noch so Einiges mehr. Köln ist da ein wesentlich
ungefährlicherer Ort, um sein Leben zu leben und sich eine Existenz
aufzubauen. Doch dann wird Katharinas Tante Rosa, bei der sie seit ihrem
15. Lebensjahr gewohnt hatte, tot unter einem Zwetschgenbaum
aufgefunden. Offensichtlich ist sie beim Zwetschgenpflücken abgestürzt.
Mit Mühe reißt sich Katharina von ihrer Arbeit in Köln für eine Woche
los und überlässt Ecki schweren Herzens die Leitung der "Weißen Linde",
um bei der Beerdigung und der Testamentseröffnung dabei zu sein. Und da
sie zunächst das Haus ihrer Tante aufsucht, erfährt sie direkt von einer
befreundeten Nachbarin, dass Tante Rosa Katharina als Alleinerbin
eingesetzt hat. Dies ist nach zehn Jahren ohne einen einzigen Besuch und
mit nur gelegentlichen Anrufen nicht nur für Katharina eine große
Überraschung. Tatsächlich beginnen gleich während der Beerdigung die
ersten Erbstreitigkeiten, die schließlich mehr und mehr eskalieren
sollen.
Tante Rosas Haus steht auf einem großen Grundstück, welches, genau wie
die Nachbargrundstücke, zur Zeit nicht weiter erschlossen ist. Tante
Rosa hatte sich strikt geweigert, ihren Grund an eine
Bauentwicklungsfirma zu verkaufen, was ihre Nachbarn sehr verärgert hat,
denn so wurden auch sie ihre Grundstücke nicht los, weil nämlich Rosas
Grund sehr zentral im möglichen Erschließungsgebiet liegt. Und ohne
dieses Grundstück sind die anderen nur sehr wenig wert. Alle hoffen nun,
dass Katharina den Verkauf schnell über die Bühne bringt, denn das Geld
können die meisten ganz gut gebrauchen. Das gilt auch für Katharinas
Mutter Martha, die sehr schnell mit ihrer Tochter darüber in Streit
gerät.
Diese und auch noch ganz andere Umstände lassen bei Katharina den
Verdacht aufkommen, dass bei Tante Rosas Ableben doch nicht alles mit
rechten Dingen zugegangen sein kann, und diverse Einbrüche und Anschläge
auf Katharina lassen dies zunehmend zur Gewissheit werden. Und warum
kommt Tante Rosas Hausschlachter nicht, um die deutlich fertig gemästete
Sau zu schlachten? Und wo sind all ihre
Bienen hingekommen?
Ein ganzer Strauß von möglichen Motiven tut sich hier auf, und zum Teil
kommen diese aus zunächst ganz unerwarteten Richtungen. Das ermöglicht
es, in diesem Roman ein breites Spektrum an aktuellen und
geschichtlichen Verknüpfungen des Lebens im ländlichen Badischen aufs
Tapet zu bringen und die Geschichte so immer enger zu verweben. Das ist
alles ziemlich gelungen und psychologisch in Bezug auf Katharina sehr
komplex, was durchaus Spaß macht ; nur verstehe ich (wie so oft in Krimis)
nicht, wieso eine eigentlich doch ganz intelligente Person ewig lange
zögern kann, bis sie endlich die Polizei verständigt. Aber dann wären ja
die meisten Krimis wohl relativ schnell zu Ende.
Im Anschluss an den Krimi findet sich im Buch ein Bienenstich-Menü von
Karl Hodapp, das dieser wohl exklusiv für diesen Romane kreiert hat.
Sehr gehaltvoll und sicherlich auch sehr lecker.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2010)
Brigitte
Glaser: "Bienen-Stich. Der Badische Krimi 20"
Emons Verlag, 2010. 283 Seiten.
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