Nury Vittachi: "Der Fengshui-Detektiv"


Mit Humor, Philosophie und Menschenverstand wird auch noch das schlechteste Fengshui zum Guten gewendet

C.F. Wong ist der so genannte Fengshui-Detektiv, ein Chinese, der sich damit beschäftigt Wohn- und Geschäftshäuser nach den Prinzipien der Element-Lehre, des Yin-Yang und anderen altehrwürdigen Künsten und Philosophien einzurichten, um Erfolg, Glück und Gesundheit der dort Lebenden und Arbeitenden zu gewährleisten. Dabei spielen viele verschiedene Faktoren des Gebäudes, der Umgebung und auch der prospektiven Nutzer eine Rolle, weswegen eine Fengshui-Analyse und Fengshui-"Therapie" relativ lange dauern kann und nicht unbedingt preisgünstig ist. Die Kunst scheint jedoch ihre Wirksamkeit überzeugend unter Beweis zu stellen, denn auch außerhalb Chinas und Japans findet sie immer mehr Anhänger.

Da es trotzdem nicht sonderlich leicht ist, mit dieser Kunst viel Geld zu verdienen, besonders, wenn man nicht unbedingt ein instinktsicherer Kaufmann ist, arbeitet C.F. meist als Anhängsel einer großen Handelsfirma, deren Neuerwerbungen er in der Regel für Fixbeträge in Augenschein nimmt. Und so kann er sich eigentlich nicht dagegen wehren, als einer der Gesellschafter dieser Firma gerne ein Familienmitglied zu einem studienbegleitenden Praktikum bei ihm unterbringen möchte. Und dann muss er auch noch entsetzt feststellen, dass es sich bei dieser Person um eine junge Australierin handelt, die durch ihre Körpergröße und ihr Auftreten in Hongkong doch sehr deutlich ins Auge sticht. Aber er hat nun einmal keine Wahl, und so beginnt er, sie zu Aufträgen mitzunehmen und muss bald erkennen, dass dies die Verhandlungsdynamik wirklich stark verändert.

In neun Aufträgen, von denen ihn viele aus Hongkong heraus führen - und bei denen oft auch Leichen im Spiel sind - arbeiten C.F. und die Australierin Jo in einem Bestattungsunternehmen, einer Zeitschriftenredaktion, einer Hotelnebenküche, einem Safari-Park, einem Rohbau, einer Bank, einem Handelshaus, einem Taxiunternehmen und einem buddhistischen Kloster. Dabei lernt der Leser nicht nur C.F. und Jo kennen, sondern auch die Sekretärin des Detektivs sowie viele andere Charaktere, die in den späteren Romanen um die Fengshui-Detektei bedeutende Rollen spielen sollen.

"Der Fengshui-Detektiv" ist ein wunderbarer Einstieg in die Krimireihe, aus dem man wesentlich mehr über die Grundlagen des Fengshui erfährt, als dies in den neueren Werken der Fall ist, wobei der Autor wohl davon ausgeht, dass sein Publikum fleißig selbst lernt. Die Charaktere - auch jene, die nur in einzelnen Geschichten auftauchen - sind ebenso glaubwürdig wie plastisch dargestellt, und der global wirkende Humor macht die Lektüre insgesamt zu einer wahren Freude, wobei es allerdings aus der Sicht der Übersetzung und Edition einen dringenden Bedarf an Fußnoten gibt. Die vorhandenen Endnoten sind eher unzureichend und nicht immer notwendig. So sind die Wortwitze auf der Grundlage von englischen und chinesischen Begriffen in einer deutschen Übersetzung nur für jene Leser nachvollziehbar, die ein wenig Chinesisch und Englisch verstehen (z.B. "young" - "Yang"). In diesem Bereich sollte seitens des Verlags bei einer Neuauflage eventuell noch einmal nachgebessert werden.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2009)


Nury Vittachi: "Der Fengshui-Detektiv"
(Originaltitel "The Feng Shui Detective")
Übersetzt von Ursula Ballin.
Unionsverlag, 2003. 255 Seiten.
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Hörbuch:
Jumbo Neue Medien, 2005.
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