Peter-Matthias Gaede (Hrsg): "Stalin. 1917-1953"
Der
Tyrann und das Sowjetreich
GEO Epoche Nr. 38
Diese
Ausgabe der "GEO Epoche"-Reihe konzentriert sich ganz auf eine der
sicherlich einflussreichsten Figuren des 20. Jahrhunderts.
Anders, als man es sonst von den Magazinen der Reihe gewohnt ist, gibt
es in diesem Heft keine längeren Fotoserien, sondern von
Anfang bis Ende mehrseitige Artikel, welche die Lebensgeschichte des
Iossif Wissarionowitsch Dschugaschwili erzählen, und das in
enger Verbindung mit der Geschichte der Sowjetunion. Die
Beiträge sind dabei chronologisch angelegt und zeigen auch,
wie sich das Sowjetreich von 1878 bis 1953 durch Stalins direkten und
indirekten Einfluss entwickelt hat.
Beide Geschichten sind voller Gewalt und das in unvorstellbar
großem Ausmaß. Die Geschichte dieser
Gewalt wird häufig eigentlich nicht wahrgenommen,
beschäftigt man sich mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts
auf globaler Ebene. Das vorliegende Magazin ermöglicht dies
und zeigt gleichzeitig, wie sich unter Lenin und danach unter Stalin
eine zunächst sehr gut gemeinte Idee zunehmend in ein Synonym
für Unterdrückung und Terror wandeln sollte.
Es handelt sich um ein historisch überaus erhellendes Magazin
voller Überraschungen für den interessierten Leser,
der sich auf die Suche nach historischen Verknüpfungen zur
Geschichte machen möchte. Die diesmal nicht so
großen bzw. und zahlreichen Fotos unterstützen die
Artikel wie immer hervorragend und lassen den Leser die Inhalte noch
besser nachempfinden.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 10/2009)
Themenauswahl:
Aufstieg eines Gangsters. Mord, Brandstiftung, Schutzgelderpressung:
Der junge Stalin ist bereit, alles zu tun, um Geld für die
Bolschewiki zu organisieren und vermeintliche Verräter
auszuschalten.
Oktober 1917: Der Putsch der Bolschewiki.
Als Anfang März 1917
nach zahlreichen Massendemonstrationen in Petrograd der Zar abdankt,
scheint die Demokratie in Russland gesiegt zu haben. Doch Wladimir
Iljitsch Lenin genügt das nicht: Der Führer der
linksradikalen Bolschewiki arbeitet auf einen Staatsstreich hin - und
auf die Diktatur seiner Partei.
1918-1920: Kampf um Russland. Nach dem Staatsstreich der Bolschewiki im
Oktober 1917 sammeln Anhänger der abgesetzten Regierung
Truppen. Mit Hilfe ausländischer Mächte wollen sie
Lenins Diktatur beseitigen - und so stürzt das zerfallene
Imperium in einen drei Jahre dauernden Konflikt, dem Millionen Menschen
zum Opfer fallen.
1922-1929: Stalin gegen Trotzki. Schon vor Lenins Tod 1924 entbrennt
ein Kampf um die Nachfolge des kommunistischen Parteiführers.
Leo Trotzki, Organisator der Oktoberrevolution und Gründer der
Roten Armee, steht gegen Josef Stalin, den Generalsekretär der
Bolschewiki. Trotzki verliert - und wird schließlich in
Stalins Auftrag ermordet.
1929: Stadt aus Stahl. Mit allen Mitteln will Stalin
sein Land zur industriellen Großmacht entwickeln. 1929
fordert ein erster Fünfjahresplan gewaltige Steigerungsraten
in der Eisen- und Stahlproduktion. Deshalb erbauen Freiwillige und
Zwangsarbeiter in der Nähe eines Erzvorkommens im
Südural eine komplette Industriestadt: Magnitogorsk.
Peter-Matthias
Gaede (Hrsg): "Stalin. 1917-1953. Der Tyrann und das Sowjetreich"
"GEO
Epoche" Nr. 38
Mairs Geographischer Verlag, 2009. 170 Seiten.
Magazin
bei amazon.de bestellen
Weitere
Buchtipps:
Irina Lazarova: "'Hier spricht Lenin'. Das Telefon in der russischen
Literatur der 1920er- und
30er-Jahre"
Besonders im Zeitalter der Moderne handelt Literatur nicht nur von
Helden und
ihrem Schicksal, sondern ebenso von der Macht der Medien, die auf die
Beziehung
des Menschen zu Anderen sowie zu sich selbst einwirken. Am Beispiel der
russisch-sowjetischen Literatur wird in diesem Band ein Medium in den
Blick
genommen, das in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die
private und die
politische Kommunikation gleichermaßen neu geprägt
hat - das Telefon. Anhand
von Texten Majakovskijs, Bulgakovs,
Èukovskijs, Mandelstams u.A. verfolgt die Autorin, wie
sich
die mit dem Telefon
verbundenen Sujets und die poetischen Funktionen des Motivs im
Übergang von der
experimentellen Avantgarde der frühen Sowjetzeit zum
sozialistischen Realismus
der totalitären Stalinkultur wandelten. Galt das Telefon
zunächst als Symbol
des technologischen Fortschritts, avancierte es in den 1930er-Jahren
zum
Attribut der politischen Führung Stalins und zu einem Emblem
einer
quasimythischen Machtinstanz. Diese Entwicklung korrespondiert mit dem
Wandel
der telefonischen Poetik der Texte.
Irina Lazarova wurde mit der vorliegenden Arbeit an der
Universität Konstanz
promoviert. (Böhlau)
Buch
bei amazon.de bestellen
Tomaš
Liptak und Jurij Murašov
(Hrsg.): "Schrift und Macht. Zur
sowjetischen Literatur der 1930er-Jahre"
Schon für Platon
galt Kommunikation durch Schrift als nicht
verlässlich genug,
für politische Belange in Anspruch genommen zu werden. In
autoritären
Gemeinschaften und totalitären Systemen bekommt diese
Unzuverlässigkeit von
Schrift neue Virulenz. Dieser Band zeigt, wie die sowjetische Macht in
den
1930er-Jahren diesem Problem zu begegnen versucht. In Einzelstudien
werden vor
allem drei Strategien analysiert, die das politische System
bemüht, um die ästhetische
Vieldeutigkeit unter Kontrolle zu bringen: die Technologisierung der
schriftstellerischen Arbeit, die von der Kinderliteratur bis zu den
kanonischen
Meisterwerken reichende Pädagogisierung und
schließlich die Folklorisierung
von Literatur und Kunst, bei der die Rezeption massenmedial gesteuert
und
ideologisch ausgerichtet werden soll. (Böhlau)
Buch
bei amazon.de bestellen
Jochen
Laufer: "Pax Sovietica. Stalin,
die Westmächte und die deutsche Frage 1941-1945"
Als einer der besten Kenner russischer Quellen zu Stalins
Deutschlandpolitik
geht Jochen Laufer in diesem Buch der Frage nach, worin und warum sich
die dem
Osten Deutschlands diktierte sowjetische Friedensordnung so fundamental
von
allen anderen Friedensregelungen nach dem
Zweiten
Weltkrieg
unterschied. Er
zeigt, dass mit der "Pax Sovietica" eine politische Ordnung an
Realität
gewann, die Stalin schon seit 1939 für den Osten Europas
verfolgte. Seit dieser
Zeit strebte er konstant nach der Durchsetzung und Anerkennung von
Einflussgebieten, die außerhalb der Grenzen der UdSSR lagen.
Anhand zahlreicher
Fallstudien analysiert der Autor das Wechselspiel zwischen der
Machtentfaltung
der Roten Armee, dem Gestaltungswillen Stalins und der
militärischen Schwäche
seiner westlichen Koalitionspartner. Dabei bildeten die
"Aufgliederung" Deutschlands bzw. dessen gemeinsame Besetzung durch
die UdSSR, die USA und Großbritannien "Garanten" der Pax
Sovietica. (Böhlau)
Buch
bei amazon.de bestellen
Klaus Kellmann: "Stalin" zur
Rezension ...