Petra Meyer: "Schmerzgrenzen"
Unterwegs mit "Ärzte ohne Grenzen"
Authentische
Erfahrungsberichte aus den Krisengebieten der Welt
Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" wurde 1971 von
französischen
Journalisten und Ärzten gegründet und versteht sich
als eine außerstaatliche
humanitäre Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, in der
ganzen Welt
unter schwierigsten Bedingungen Menschen in Not zu helfen - egal ob
diese Not
nun durch Naturkatastrophen entstanden oder menschgemacht ist. Dabei
sehen die
Helferinnen und Helfer allerlei Elend und kommen damit im wahrsten
Sinne des
Wortes auch sehr direkt in Berührung, was auf die eine oder
andere Weise Spuren
hinterlässt.
Dieses Buch versammelt Erfahrungsberichte von sieben
humanitären Helferinnen
und Helfern, die in Angola, Kolumbien, Sierra Leone, Malawi, dem Irak,
Niger und
im Sudan tätig gewesen sind. Dabei hatten sie mit
Seuchen,
Kriegsopfern,
Impfkampagnen, Trauma-Behandlung, Unterernährung und
Vertriebenenschicksalen zu tun - aber auch mit unkontrolliert
ausbrechender
Gewalt, Behördenwillkür und vielen anderen
unangenehmen Dingen, die den
meisten Menschen der westlichen Welt glücklicherweise erspart
bleiben.
All diese Erfahrungen lassen das Nachhausekommen bei den betroffenen
Helferinnen
und Helfern oft sehr irreal erscheinen, und viele merken
zunächst gar nicht,
dass die Gewalt und das Elend, das sie gesehen haben, auch bei ihnen
Verwundungen hervorgerufen haben. Und so endet das Buch mit einem
Kapitel über
Traumata und Ausgebranntsein-Symptome, die sich bei einigen Helferinnen
und
Helfern sehr früh zeigen, bei anderen erst zuschlagen, wenn
sie in der Heimat
ein wenig zur Ruhe gekommen sind.
Darüberhinaus setzt sich das Buch auch mit der Frage
auseinander, was
eigentlich humanitäre Arbeit überhaupt genau ist und
wie humanitäre Einsätze
von militärischen Einheiten im Ausland einzuschätzen
sind. Dies sind Gedanken,
die gerade in der aktuellen globalen Politik sehr wichtig sind, denn
solche Einsätze
und ihre Konsequenzen werden wohl das Zusammenleben auf diesem Planeten
in den nächsten
Jahrzehnten sehr stark beeinflussen.
Ein Buch, das sehr zum Nachdenken anregt und die Arbeit von wirklichen
"Heldinnen und Helden" zeigt, wenn man diesen Begriff denn schon
verwenden möchte. Es sind auf jeden Fall Menschen, die sich in
der Regel sehenden
Auges in Gefahr begeben.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 05/2009)
Petra
Meyer: "Schmerzgrenzen. Unterwegs
mit 'Ärzte ohne Grenzen'"
Gütersloher Verlagshaus, 2008. 190 Seiten.
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Zwei weitere Buchtipps:
Inga Wißgott: "Ärztin ohne Grenzen. Als Chirurgin im
Einsatz in Afrikas Krisenregionen"
Eine Frau, Anfang 60, Chirurgin im Ruhestand, ist nicht bereit, sich
zum alten
Eisen zählen zu lassen. Schon als Kind war sie von
Albert
Schweitzer
fasziniert, und nun hält sie nichts mehr davon ab, in dessen
Fußstapfen zu
treten. Sie meldet sich bei der Hilfsorganisation "Ärzte ohne
Grenzen"
- und wird in Liberia, Somalia und im Tschad eingesetzt.
Inga Wißgott gibt
Einblick in die Lebensumstände, die politische Lage und das
oft durch
Aberglauben geprägte Brauchtum in diesen Ländern, die
das soziale Leben in
Afrika bestimmen. Ihr besonderes Interesse gilt dem traurigen
Los der
Frauen, an
denen schon in frühester Kindheit eine
Genitalverstümmelung vollzogen wurde -
sie haben lebenslänglich unter schweren gesundheitlichen
Schäden und an
schlimmen Komplikationen bei Geburten zu leiden.
Was kann da eine Ärztin bewirken? Wie weit dient ihr Beitrag
zum besseren Verständnis
fremder Kulturen? Kann die Stellung der Frauen durch ihren Einsatz eine
Aufwertung gewinnen? Die vorliegende Publikation liefert Antworten auf
diese und
viele andere Fragen, die sich im Kontext des immer wieder stark
erlebten
Kulturschocks ergeben. (Molden)
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Evelyn Schlag: "Yemen Café" zur Rezension ...