Peter H. Görg: "Die Wüstenväter"
Antonius und die Anfänge des Mönchtums
Der
Sankt Ulrich Verlag in Augsburg ist ein Verlagshaus mit klarer und
überzeugter katholischer Ausrichtung. Die dort verlegten
Bücher haben eine kirchenhistorisch informative, aber auch
dabei deutlich missionarisch orientierte Zielrichtung. In einem seiner
Bücher geht es beispielsweise unter dem Titel "Die
Dunkelmänner" um "Mythen, Lügen und Legenden um die
Kirchengeschichte", geschrieben in eindeutig apologetischer Absicht.
Als protestantischer Theologe achtet der Rezensent bei aller Fremdheit
der Argumentationsweise diese Absicht hoch. Apologetik war noch nie
eine rechte Stärke evangelischer Theologen und Kirchen, im
Gegenteil. Fast andienerische Anpassung an den jeweils herrschenden
Zeitgeist hat viel Verunsicherung und Oberflächlichkeit in die
Glaubenswelt des protestantischen Kirchenvolkes gebracht.
Sicher: die katholische Kirche leidet unter ähnlichen
Schwundphänomenen wie die evangelische, aber sie steht weiter
zu ihren Traditionen und
Glaubensfundamenten
und zeigt sich dann auch
unerschütterlich. Sie ist dabei nah an dem Phänomen,
das die Kirche, jetzt einmal unabhängig von eventuellem
göttlichen Zutun, über das wir nichts aussagen
können, über 2000 Jahre am Leben erhalten hat.
Das vorliegende Buch des jungen katholischen Theologen Peter H.
Görg ist in ebensolcher doppelter Absicht geschrieben. Das
macht seine Stärke und gleichzeitig seine Schwäche
aus. Zum Einen legt er ohne großen wissenschaftlichen
Apparat, für breite Schichten von Gläubigen sehr gut
lesbar, eine Geschichte des Lebens und Wirkens von Antonius vor, einer
der Gründerfiguren des Mönchtums, und zum Anderen
sucht er immer wieder Parallelen zur Gegenwart, indem er das
Mönchtum und damit wohl auch subkutan die
zölibatäre Lebensweise der katholischen
Priesterschaft im allgemeinen gegen mannigfaltige Vorwürfe aus
Vergangenheit und Gegenwart verteidigt und es an etlichen Stellen als
ein Vorbild herausstreicht, von dem die heutigen Christenmenschen
einiges lernen könnten. Er sieht die unterschiedlichen
Ordensorganisationen der Gegenwart als Basis für die
Erneuerung der Kirche:
"In einer von Hektik, Gleichgültigkeit und
Veränderungen geprägten Zeit flieht der Gottsucher
nicht aus einer verweltlichten Welt in ein verweltlichtes Kloster,
sondern erwartet im Kloster eine Beständigkeit, die der
heilige Benedikt in seiner ebenso flüchtigen Zeit seinem Orden
zum Erbe gab. Es ist jene Beständigkeit, die die ersten
Eremiten in der Einsamkeit ihrer Höhlen und Felsnischen
suchten und ohne die der Mönch weder zu sich, geschweige denn
zu Gott finden kann."
Von diesem katholischen Priester und Theologen wird man in den
nächsten Jahrzehnten noch einiges lesen und hören,
davon ist der Rezensent überzeugt.
(Winfried Stanzick; 03/2008)
Peter H.
Görg: "Die Wüstenväter.
Antonius und die Anfänge des Mönchtums"
Sankt Ulrich Verlag, 2008. 174 Seiten.
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Dr. Peter H. Görg,
geboren 1976,
studierte Theologie in Vallendar und Augsburg und ist unter anderem als
Religionslehrer tätig. Wegen seiner Heimatpfarrei ist er dem
Mönchsvater
Antonius eng verbunden.
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