Sally Henderson: "Meine sanften Riesen"
Ich lebte mit den Elefanten Afrikas
Ins Herz von Afrika
Wenn man über Afrika spricht, fallen meist Wörter wie Hunger, Dürre, Armut,
Krankheit und Bürgerkrieg. Doch der krisengeschüttelte "Schwarze
Kontinent" hat gleichzeitig atemberaubend Landschaften sowie eine
reichhaltige und faszinierende Tier- und Pflanzenwelt zu bieten. Ein Kontinent
der Gegensätze wie kaum ein anderer auf der Erde.
Die Australierin Sally Henderson war schon immer von Afrika fasziniert. 1984 erfüllt
sie sich mit einer Safari einen innigen Wunsch und verliert endgültig ihr Herz
an diese Region der Erde. "Ich war noch nie in Afrika gewesen, hatte
aber das Gefühl, nach Hause gekommen zu sein. (...) Es war die Natur - die
wilde Natur mit ihren Bewohnern -, die mir Freude schenkte. Ich kam in Kontakt
mit dem Heiligen." Sie löst sich aus einer unglücklichen Beziehung
und findet mit ihrem neuen Ehemann einen Gleichgesinnten, der wie sie eine unbändige
Liebe für diesen Kontinent hegt.
Vor allem haben es ihr die größten Landsäugetiere der Erde, die Elefanten,
angetan. Natürliche Gegner kennen diese intelligenten Tiere nicht. Wegen ihrer
Größe und ihren bis zu 100 Kilogramm schweren Stoßzähnen flößen sie selbst
Löwen Respekt ein. Und doch gibt es zwei todbringende Feinde für sie: den
Menschen, der stetig nach Lebensraum sucht, und den Menschen, der immer wieder
wildert. Obwohl der Elfenbeinhandel verboten ist, wird noch immer Jagd auf die
"Grauen Riesen" gemacht. Der Bestand hat sich von rund 1,3 Millionen
im Jahr 1979 auf weniger als 600.000 Tiere reduziert.
Sally Henderson macht ihr Versprechen war, den in Afrika lebenden Wildtieren zu
helfen. Zuerst von Australien aus, jedoch immer mit vielen Aufenthalten in
Afrika, gründet sie die gemeinnützige Organisation "Elefriends".
1990 schließt sie sich dann einem Projekt an, das eine engagierte
wissenschaftliche Studie über die Weidegewohnheiten von Elefantenherden, den
Einfluss auf die Vegetation und auch die Untersuchung der geheimnisvollen
Interaktionen zwischen den Spezies untersuchen soll.
Abgesehen vom Schlafplatz und dem Benzin für ein Fahrzeug arbeitet Sally ein
halbes Jahr lang auf freiwilliger Basis an diesem Projekt im Hwange-Nationalpark
mit. Sie stürzt sich mit ihrem Ehemann in ein Abenteuer, das noch seltsamer war
als in ihren wildesten Vorstellungen. "Wir würden den Regenwald und den
überwältigenden, bis zum Pazifik reichenden Ausblick über grüne Täler gegen
eine flache, verdorrte, gelbbraune Landschaft eintauschen, in der meine Einhörner
mit Stoßzähnen ausgestattet waren."
Auf knapp 350 Seiten berichtet Sally Henderson in spannender und empathischer
Art und Weise
von ihren Erlebnissen in
Simbabwe, wo ihr Forschungsprojekt
angesiedelt war. Sie lässt vor den Augen des Lesers die zum Teil karge, aber
wunderschöne Landschaft Afrikas, "diese offene, meditative Art einer
harmonischen Natur", geradezu entstehen und vermittelt überzeugend
ihre Leidenschaft für die Dickhäuter, mit denen sie eine beinahe innige
Freundschaft einzugehen scheint, auch wenn diese die Menschen nie so zutraulich
an sich heran ließen, wie man das als Besucher eines Tierparks zu glauben
meint.
2006 bereist sie Simbabwe erneut und ist schockiert vom "Untergang"
dieses einstigen Vorzeigestaates unter der Herrschaft des Despoten Mugabe.
Ungeschönt erzählt sie von den katastrophalen Veränderungen und der
unvorstellbaren Armut, die sich in diesen Landstrich eingegraben hat.
Leidtragende sind auch ihre "Schützlinge", die Elefanten, denen die künstliche,
jedoch notwendige Wasserzufuhr abhanden gekommen ist.
Eines ist Sally Henderson jedoch nach ihren Erlebnissen mit unvorstellbarer
Klarheit bewusst geworden: "Hätte ich nicht in Länder der Dritten Welt
reisen , dort leben und arbeiten können, wären mir mein Glück des
australischen Geburtsrechts und der Wert der Freiheit nicht bewusst geworden."
Fazit:
Eine bezaubernde Liebeserklärung an den Schwarzen Kontinent und seine sanften
Riesen!
(Heike Geilen; 01/2009)
Sally Henderson: "Meine sanften
Riesen. Ich lebte mit den Elefanten Afrikas" (Originaltitel "Silent Footsteps") Aus dem Australischen von Helmut Splinter. Gebundene Ausgabe: Limes, 2008. 352 Seiten. Buch bei amazon.de bestellen Taschenbuchausgabe: Blanvalet, 2010. Buch bei amazon.de bestellen |
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