Der wandernde Musikant
1
Wandern lieb ich für mein Leben,
Lebe eben wie ich kann,
Wollt ich
mir auch Mühe geben,
Paßt es mir doch gar nicht an.
Schöne
alte Lieder weiß ich,
In der Kälte, ohne Schuh'
Draußen in
die Saiten reiß ich,
Weiß nicht, wo ich abends ruh.
Manche
Schöne macht wohl Augen,
Meinet, ich gefiel' ihr sehr,
Wenn ich nur was
wollte taugen,
So ein armer Lump nicht wär. -
Mag dir Gott ein'n Mann bescheren,
Wohl mit Haus und Hof versehn!
Wenn
wir zwei zusammen wären,
Möcht mein Singen mir vergehn.
2
Wenn die Sonne lieblich schiene
Wie in Welschland
lau und blau,
Ging' ich mit der Mandoline
Durch die überglänzte Au.
In der Nacht dann Liebchen lauschte
An dem Fenster süß verwacht,
Wünschte
mir und ihr, uns beiden,
Heimlich eine schöne Nacht.
Wenn
die Sonne lieblich schiene
Wie in Welschland lau und blau,
Ging' ich mit
der Mandoline
Durch die überglänzte Au.
3
Ich reise übers grüne Land,
Der Winter ist vergangen,
Hab um den
Hals ein gülden Band,
Daran die Laute hangen.
Der Morgen tut ein'n roten Schein,
Den recht mein Herze spüret,
Da greif
ich in die Saiten ein,
Der liebe Gott mich führet.
So silbern geht der Ströme Lauf,
Fernüber schallt Geläute,
Die Seele ruft
in sich: Glück auf!
Rings grüßen frohe Leute.
Mein
Herz ist recht von Diamant,
Ein Blum von Edelsteinen,
Die funkelt lustig
übers Land
In tausend schönen Scheinen.
Vom Schlosse in die weite Welt
Schaut eine Jungfrau 'runter,
Der Liebste
sie im Arme hält,
Die sehn nach mir herunter.
Wie
bist du schön! Hinaus, im Wald
Gehn Wasser auf und unter,
Im grünen Wald
sing, daß es schallt,
Mein Herz, bleib frei und munter!
Die Sonne uns im Dunkeln läßt,
Im Meere sich zu spülen,
Da ruh ich aus
vom Tagesfest
Fromm in der roten Kühle.
Hoch
führet durch die stille Nacht
Der Mond
die goldnen Schafe,
Den Kreis der
Erden Gott bewacht,
Wo ich tief unten schlafe.
Wie liegt all falsche Pracht so weit!
Schlaf wohl auf stiller Erde,
Gott
schütz dein Herz in Ewigkeit,
Daß es nie traurig werde!
4
Bist du manchmal auch verstimmt,
Drück dich zärtlich an mein Herze,
Daß mirs fast den Atem nimmt,
Streich und kneif in süßem Scherze,
Wie ein rechter Liebestor
Lehn ich sanft an dich die Wange
Und du singst mir fein ins Ohr.
Wohl im Hofe bei dem Klange
Katze miaut, Hund heult und bellt,
Nachbar schimpft mit wilder Miene -
Doch was kümmert uns die Welt,
Süße, traute Violine!
5
Mürrisch
sitzen sie und maulen
Auf den Bänken stumm und breit,
Gähnend strecken
sich die Faulen,
Und die Kecken suchen Streit.
Da komm ich durchs Dorf geschritten,
Fernher durch den Abend kühl,
Stell
mich in des Kreises Mitten,
Grüß und zieh mein Geigenspiel.
Und
wie ich den Bogen schwenke,
Ziehn die Klänge in der Rund
Allen recht durch
die Gelenke
Bis zum tiefsten Herzensgrund.
Und
nun gehts ans Gläserklingen,
An ein Walzen um und um,
Je mehr ich streich,
je mehr sie springen,
Keiner fragt erst lang: warum? -
Jeder
will dem Geiger reichen
Nun sein Scherflein auf die Hand -
Da vergeht
ihm gleich sein Streichen,
Und fort ist der Musikant.
Und
sie sehn ihn fröhlich steigen
Nach den Waldeshöhn hinaus,
Hören ihn von
fern noch geigen,
Und gehn all vergnügt nach Haus.
Doch
in Waldes grünen Hallen
Rast ich dann noch manche Stund,
Nur die fernen Nachtigallen
Schlagen tief aus nächtgem Grund.
Und es rauscht die Nacht so leise
Durch die Waldeseinsamkeit,
Und ich
sinn auf neue Weise,
Die der Menschen Herz erfreut.
6
Durch Feld und Buchenhallen
Bald singend, bald fröhlich still,
Recht lustig sei vor allen,
Wers
Reisen wählen will!
Wenns
kaum im Osten glühte,
Die Welt noch still und weit:
Da weht recht durchs
Gemüte
Die schöne Blütenzeit!
Die Lerch
als Morgenbote
Sich in die Lüfte schwingt,
Eine frische Reisenote
Durch
Wald und Herz erklingt.
O
Lust, vom Berg zu schauen
Weit über Wald und Strom,
Hoch über sich den
blauen
Tiefklaren Himmelsdom!
Vom Berge Vöglein fliegen
Und Wolken so geschwind,
Gedanken überfliegen
Die Vögel und den Wind.
Die Wolken ziehn hernieder,
Das Vöglein senkt sich gleich,
Gedanken gehn und Lieder
Fort bis ins Himmelreich.