"Montags in der Sonne"
(Originaltitel: "Los lunes al sol")
R: Fernando León de Aranoa
D: Javier Bardem, Luis Tosar, José Angel Egido, Nieve de Medina, Enrique
Villén, Celso Bugallo, Joaquín Climent, Aída Folch, Serge Riaboukine, Laura
Domínguez, u. a.
Spanien 2002. 113 Minuten.
Ein bewegender sozialkritischer Film
über die herrschende Arbeitslosigkeit in Vigo, einer Hafenstadt im Norden der
spanischen Atlantikküste. Auf kraftvolle und menschliche Art beleuchtet Fernando
León den absurden Alltag fünf ungleicher Männer, der Tag für Tag um ein Zentrum
des Nichts kreist. Mit großer Präzision wird das Leben von Santa, Lino, José,
Amador und Sergej beleuchtet. Tage, die einander gleichen, beginnen immer mit
einer Fahrt mit der Fähre über die Bucht von Vigo und enden in Ricos Bar, wo
über damals und heute sinniert wird. Die Charaktere bestechen durch ihre Alltäglichkeit,
der Zuschauer fühlt sich sofort mit ihnen verbunden und kann deren Freundschaft,
die als Rettungsring fungiert, persönlich nachempfinden.
Im Vordergrund steht immer wieder Santa, ein Frauenheld und Revolutionär, der
kämpferisch und stolz seinen Weg geht und durch eine Mischung aus Weisheit,
Angeberei und Unvernunft zutiefst menschlich berührt. Sein Zynismus schlägt
Brücken zwischen Lachen und Schmerz. Selbst in Zeiten tiefster Bitternis bringt
er seine Freunde und das Publikum immer wieder zum Schmunzeln. Lino bemüht sich
trotz fortgeschrittenen Alters täglich aufs Neue um Jobs, deren Anforderungen
er nicht gewachsen ist. Er färbt heimlich die grauen Haare schwarz, kleidet
sich jugendlich, eignet sich Computerkenntnisse an - ohne eine realistische
Chance auf eine Anstellung zu sehen. José versteckt sich großteils hinter seiner
gekränkten Männerehre, erträgt es kaum, dass seine Frau für den Lebensunterhalt
aufkommt und riskiert dadurch eine Ehekrise. Amador spricht immer exzessiver
dem Alkohol zu,
verwahrlost zunehmend und erscheint tagelang nicht in der Kneipe. Sergej war
früher Kosmonaut und stammt aus der Sowjetunion. Eine tiefe Solidarität, Gefühle
wie Wut und Ohnmacht und ein Leben, dem sukzessive alle Illusionen und Träume
verloren gehen, verbinden und lassen den Zuschauer nicht mehr los. Er ist gefangen
und möchte immer mehr wissen.
Die Männerfreundschaft bietet Halt, fängt auf, immer wieder gibt
es Gründe zum Lachen, und selbst in bittersten Momenten gelingt es den
Protagonisten dem Schicksal zu trotzen und oft mit umwerfender Komik zu
begegnen.
Ein grandioses Meisterwerk, das tief berührt, Mitgefühl und
Solidarität aufkeimen lässt und in seiner ganzen Intensität begreiflich macht,
dass es nicht immer nur die Anderen trifft, sondern Arbeitslosigkeit ein
bedrohliches Thema für jedermann werden kann. Doch wer sich ein Sozialdrama
voller Pathos erwartet, wird enttäuscht, denn trotz der ernsten Problematik
handelt es sich bei "Montags in der Sonne" um meisterhaftes Unterhaltungskino.
Ein eindringlicher Film, der durch seine Intensität, Leichtigkeit, erzählerische
Leistung und durch exzellente schauspielerische Darbietungen
bezaubert.
(Margarete; 06/2004)
Drehbuch: Fernando León Aranoa, Ignacio
del Moral.
Kamera: Alfredo Mayo.
Schnitt: Nacho Ruiz
Capillas.
Musik: Lucio Godoy.
Ton: Pierre
Lorrain.
Ausstattung: Julio Esteban.
Kostüm: Maiki
Marín.
Produktion: Warner Sogefilms.
Produzenten: Elías
Querejeta, Jaume Roures.