"Ich habe keine Angst"
("Io non ho paura")

R: Gabriele Salvatores
Italien/Spanien/Großbritannien 2002
109 Minuten, DF, OmU


"....und er fand alles heraus und niemand konnte ihn aufhalten ... weil er magische Kräfte hatte." (Michele zu sich selbst)

Ein atemberaubender Film aus einer ungewöhnlichen Perspektive; ein Drama, verursacht durch Erwachsene, betrachtet aus dem Blickwinkel von Kindern; eine dramatische Geschichte über das Erwachsenwerden, über mutige Entscheidungen, Zivilcourage und Gerechtigkeit.

Die Kulisse: ein abgelegenes italienisches Dorf, umgeben von wogenden Kornfeldern, die sich über liebliche Hügel erstrecken. Ein wahres Eldorado für Kinder, das auf den ersten Blick durch nichts getrübt wird.
Um die Sommerferien mit Abenteuern zu füllen, streifen die Kinder durch die Felder, vertieft in ihre Spiele. Immer wieder führen sie die Entdeckungsreisen zu einem alten, verfallenen Gutshaus.
Auf der Suche nach der verlorenen Brille seiner Schwester kehrt der neunjährige Michele eines Tages alleine zum Gutshaus zurück und entdeckt ein tiefes Loch im Erdboden, in dem er eine menschliche Gestalt bemerkt. Vorerst reagiert er völlig verschreckt, doch letztendlich siegt die Neugierde und er knüpft Kontakt mit dem Jungen, der wie ein Tier gefangen gehalten wird. Der Junge ist völlig verängstigt und schüchtert Michele immer wieder mit seinen wirren Fantasien ein. Michele versorgt ihn heimlich mit Nahrung und behält das Geheimnis lange für sich.
In seiner Fantasie entstehen die unterschiedlichsten Geschichten hinsichtlich der Herkunft des Jungen. Als sein Vater von einem fremden, furchteinflößenden Mann aus Milano Besuch erhält, wird Michele immer hellhöriger. Alle Erwachsenen des kleinen Dorfes scheinen ein gemeinsames Geheimnis zu haben, und als Michele eines Tages im Fernsehen den Aufruf einer verzweifelten Mutter an die Entführer ihres Sohnes aufschnappt, beginnt die Situation zu eskalieren.

Ein berührendes Epos über die Welt von Kindern und Erwachsenen, über gegensätzliche Moralvorstellungen und Kontraste. Die Oberfläche, das Dorf, der Sommer, alles scheint wie immer - und doch brodelt es in der Tiefe.
Ein modernes Märchen über Solidarität und die Überwindung von Gegensätzen, über die Engstirnigkeit von Erwachsenen, die trotz aller bedrohlichen Vorzeichen nicht umkehren und vom unglaublichen Mut eines Jungen, der die Angst vor dem Andersartigen besiegt und seinen Gefühlen gegen die Drohungen der Erwachsenen vertraut. Durch sein beherztes Vorgehen gelingt es ihm, den Ereignissen eine andere Wendung zu geben.

"Ich habe kein Angst" überzeugt durch grandiose schauspielerische Leistungen und glaubwürdige Darstellungen der Charaktere. Giuseppe Cristiano brilliert als Michele. 
Ein berührendes und aufrüttelndes Kinoerlebnis und ein Aufruf, Mut, Gefühl und vor allem Zivilcourage nicht allein den Kindern zu überlassen.

(Margarete; 07/2004)


Drehbuch: Niccolò Ammaniti, Francesca Marciano, nach dem gleichnamigen Roman von Niccolò Ammaniti.
Kamera: Italo Petriccione. Schnitt: Massimo Fiocchi. Musik: Pepo Scherman, Ezio Bosso.
Ton: Mauro Lazzaro. Ausstattung: Giancarlo Basili.
Kostüm: Patrizia Chericoni, Florence Emir.
Produktion: Miramax, Medusa, Alquimia, Colorado.
Produzenten: Maurizio Totti, Riccardo Tozzi, Giovanni Stabilini, Marco Chimenz.
Mit: Aitana Sanchez Gijón, Don Abbrescia, Giorgio Careccia, Giuseppe Cristiano, Mattia Di Pierro, Diego Abatantuono, u. a.

Filmseite:
http://www.ichhabekeineangst.de/

Niccolò Ammaniti: "Ich habe keine Angst" (auch: "Die Herren des Hügels")
(Originaltitel "Io non ho paura")
Aus dem Italienischen von Ulrich Hartmann.
Goldmann, 2004. 256 Seiten.
ISBN 3-442-45718-1.
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Niccolò Ammaniti, geboren 1966, gilt in Italien als größtes Erzähltalent seiner Generation. Er hat bislang vier Bücher veröffentlicht, von denen der Roman "Die Herren des Hügels" (auch: "Ich habe keine Angst") mit dem Premio Viareggio ausgezeichnet wurde. Damit ist Niccolò Ammaniti der bislang jüngste italienische Schriftsteller, dem dieser Literaturpreis zuerkannt wurde.