"Hurensohn"
R: Michael Sturminger
D: Chulpan Khamatova, Miki Manojlovic, Stanislav Lisnic, Georg Friedrich u.
a.
Österreich 2003
Für Ozren war seine Mutter immer die schönste Frau der Welt. Er betet sie an und ist doch bedrückt über ein Geheimnis, das sie zeit seines Lebens begleitet. Nach und nach versteht er, dass er der Sohn einer Hure ist, die leidlich versucht, ihre Tätigkeit zu verschweigen und Ozren eine weitgehend normale, kleinbürgerliche Jugend ermöglichen will. Finanziell sorgt sie gut für die kleine Familie, emotional wird sie von ihrer Verwandtschaft unterstützt. Aber Ozren spürt, dass etwas nicht stimmt. Schon zu Beginn des Films nach dem gleichnamigen Roman von Gabriel Loidolt erfahren die ZuschauerInnen vom scheinbar unausweichlich tragischen Ende, wenn Ozren lapidar verkündet, seine Mutter getötet zu haben.
Ozrens Vater ist früh
von der Bildfläche verschwunden. Seine Mutter geht einem tabuisierten, harten
Gewerbe nach und dies bringt in ihrem Fall wesentlich mehr Lohn als irgend ein
"ehrbarer" Job. Dazu stehen kann sie freilich nicht. Als sie zur Geheimprostitution
wechselt, verbessert sich zumindest ihre materielle Situation zusehends.
Ozrens Mutter ist die erotische Geliebte, welche ihrem Sohn nie genügend Geborgenheit
schenken kann. Diesen Part übernimmt teilweise Ozrens sich selbst entsexualisierende
und strenggläubige Tante Ljilana. Regisseur Michael Sturminger spart nicht nur
diesbezüglich mit Klischees.
Während sich Ozrens Großtante gottesfürchtig und selbstlos der Kinderbetreuung widmet, bleibt seine Mutter eine unerreichbare, begehrenswert-erotische Projektionsfläche. Mehrere Seiten in sich zu vereinen, scheint hier unmöglich. Angenehmerweise ohne Rührseligkeit wird die Geschichte aus Ozrens Sicht aufgerollt, der es nicht lassen kann, dem Geheimnis seiner Mutter auf die Spur zu kommen. Die Wahrheit jedoch wird für beide unerträglich. Ungewöhnliches Mutter-Sohn-Beziehungsdrama.
(ama;02/04)