"Epsteins Nacht"

R. Urs Egger
D: Mario Adorf, Günter Lamprecht, Bruno Ganz, Otto Tausig, Annie Girardot, Nina Hoss u. a.
Deutschland/Österreich/Schweiz 2001


Jochen Epstein (Mario Adorf) wird nach 15 Jahren Gefängnis, die er wegen Mordes abgesessen hat, entlassen. Desorientiert versucht er sich im Berlin 2000 zurechtzufinden. Eigentlich will er Deutschland für immer den Rücken kehren und so auch schmerzliche Erinnerungen zurücklassen. Aber die Vergangenheit holt ihn ein. Vor 15 Jahren feierte er mit seinen besten Freunden Adam (Bruno Ganz) und Karl (Otto Tausig) ein schmerzliches Weihnachtsfest, das keinen Stein auf dem anderen ließ.

Bei einem Besuch der Christmette 1985 erkennt Jochen seinen ehemaligen KZ-Peiniger Giesser (Günter Lamprecht), der scheinbar die Identität des damaligen Lagerpriesters Groll zu seiner eigenen gemacht hat. Jochen, Adam und Karl mussten als Halbwüchsige Schreckliches im Lager erleiden. Alle drei überlebten das Martyrium und versuchten - noch enger zusammengewachsen - über die schreckliche Zeit hinwegzukommen. Adam wartete weiterhin sehnsuchtsvoll auf seine Jugendliebe Hannah (Annie Girardot), von der vermutete wurde, Giesser persönlich zum Opfer gefallen zu sein.

Der untergetauchte Kriegsverbrecher wird zur stillen Weihnachtszeit von Adam, Karl und Jochen mit seiner unseligen Vergangenheit konfrontiert. Lange Verdrängtes bricht hervor, ein Opfer wird zum Täter und umgekehrt. Regisseur Urs Egger hat aus der fiktiven Geschichte von Jens Urban eine bedrückend-berührende, wenn auch nicht sehr gewagte Verarbeitung tragischer Vergangenheit gemacht. Die Hauptrollen sind groß besetzt und das Thema nicht nur für Deutschland immer noch hochaktuell. Entbehrlich wirken die mitunter verkitscht-rührseligen Erinnerungen an die unbeschwerte Kindheit vor dem Vernichtungslager.

(ama;01/04)