"Die Entdeckung des Himmels"
(Filmbesprechung)
Gott hat die Menschen
in all ihrer Fehlerhaftigkeit satt und verlangt jene Steinplatten mit den Zehn
Geboten von ihnen zurück, die Basis ihres Tuns hätten sein sollen. Natürlich
hat ein auserwähltes Menschenkind die Aufgabe, diesen Auftrag auszuführen. Und
so spinnt ein junger, engagierter Engel
in einem nach Entwürfen des Architekten und Radierers Giovanni Battista Piranesi
gestalteten Himmelreich seine Fäden, um eine komplizierte Dreiecksliebesgeschichte
zu konstruieren, der Quinten (Neil Newbon) entspringen soll.
In seinem mehr als
zweistündigen Epos hat sich der Regisseur Jeroen Krabbé an den
gleichnamigen
Erfolgsroman des Autors Harry Mulisch gewagt, unter dessen wohlwollendem
Auge er die Groteske über die christliche Kultur Europas verfilmte.
Das malerische
Werk wird durch sehr präsente und großartige Hauptdarsteller und
Hauptdarstellerinnen getragen.
Der arrogante Altphilologe Onno Quist (Stephen Fry) trifft auf den unruhigen
Frauenhelden Max Delius (Greg Wise). Zwischen ihnen entsteht eine enge Freundschaft,
eine Art Seelenverwandtschaft. Beide verlieben sich schließlich in dieselbe
Frau, die junge Musikerin Ada (Flora Montgomery).
Das
Schicksal nimmt seinen Lauf. Letztlich wird Ada schwanger, und es bleibt vorerst
unklar, wer der Vater des Kindes ist. Auf tragische Weise bleibt dem kleinen Quinten
seine Mutter verwehrt, und er wächst mit und zwischen seinen egozentrischen und
ehrgeizigen Vätern auf. Doch der Tag naht, an dem der "Auserwählte" seine Aufgabe
zu erfüllen hat. Geradezu heldenhaft schlagen sich die Protagonisten und
Protagonistinnen Krabbés
durch ihr Schicksal, das mitunter etwas zu dick aufgetragen erscheint.
Es ist
den überzeugenden Hauptfiguren auch zu verdanken, dass sie nicht lediglich zur
Staffage für eine düstere, bombastische Bilderwelt nach Piranesi degradiert werden.
Trotzdem wohl eine gelungene, spannende Verfilmung der großartigen Romanvorlage!
R: Jeroen
Krabbé
D: Stephen Fry, Greg Wise, Flora Montgomery, Neil Newbon u. A.
Niederlande
2001
(ama)