Morgen wird in diesen
tief gekerbten
Gassen, die sich durch getürmtes Wohnen
unten dunkel
nach dem Hafen drängen,
hell das Gold
der Prozessionen
rollen;
statt der Fetzen werden die ererbten
Bettbezüge, welche wehen
wollen,
von den immer höheren Balkonen,
wie in Fließendem gespiegelt,
hängen.
Aber heute hämmert
an den Klopfer
jeden Augenblick ein voll Bepackter,
und sie schleppen
immer neue Käufe;
dennoch stehen strotzend noch die Stände.
An der Ecke zeigt ein aufgehackter
Ochse seine frischen Innenwände,
und in Fähnchen enden alle Läufe.
Und ein Vorrat wie von tausend
Opfern
drängt auf Bänken,
hängt sich rings um Pflöcke,
zwingt sich, wölbt sich, wälzt
sich aus dem Dämmer
aller Türen, und vor dem Gegähne
der
Melonen strecken sich die Brote.
Voller
Gier und Handlung ist das Tote;
doch
viel stiller sind die jungen Hähne
und die abgehängten Ziegenböcke
und am allerleisesten die Lämmer,
die die Knaben um die Schultern nehmen,
und
die willig von den Schritten nicken;
während in der Mauer der verglasten
spanischen Madonna die Agraffe
und das Silber in den Diademen
von dem
Lichtervorgefühl beglänzter
schimmert. Aber drüber in dem Fenster
zeigt sich blickverschwenderisch ein Affe
und führt rasch in einer angemaßten
Haltung Gesten aus, die sich
nicht schicken.
(von Rainer Maria Rilke)