Leseprobe:

Feste und Feiern zu Ehren des Todes und des Übernatürlichen sind eine weltweite Erscheinung; in allen Kulturen werden während des ganzen Jahres mit den jahreszeitlichen Rhythmen der Erde Leben und Tod gefeiert. Die natürlichen Zyklen des Beginns und Endes der Wachstumsperiode, der Bewegung der Erde zur Sonne, die Licht und Dunkelheit bringt, werden überall auf der Welt in gesellschaftlichen und kulturellen Ritualen gefeiert.
Ostern ist das Frühlingsfest der Auferstehung Jesu Christ. Es wird am ersten Sonntag nach dem Vollmond des Frühlingsäquinoktiums gefeiert. Das Fest geht ursprünglich auf einen germanischen Ritus zu Ehren der Frühlingsgöttin Ostara zurück: Der römische Kaiser Konstantin erklärte es 325 zu einem christlichen Feiertag. Ostern ist die Zeit der Wiedergeburt für die Pflanzen und Tiere, die den ganzen Winter über geschlafen haben. Eier, die neues Leben symbolisieren, sind deshalb ein wichtiger Bestandteil der Osterrituale.

(Aus "Die letzte Reise. Eine Kulturgeschichte des Todes" von Constance Jones)


Ostara:
Bis ins zwanzigste Jahrhundert n. Chr. wurde verbreitet die Auffassung vertreten, das Wort "Ostern" leite sich von einer germanischen Frühlingsgöttin namens "Ostara" ab. Mittlerweile zieht man sich besser auf die Behauptung zurück, dass eine solche Göttin unbewiesen und lediglich durch Rückschluss entstanden ist, indem wunschdenkend angenommen wurde, die Bezeichnung "Ostern" müsse sich auf eine derartige Göttergestalt zurückführen lassen. Die vermutlich älteste schriftliche Erwähnung des Wortes "Ostern" findet sich bei Beda Venerabilis anno 738 mit "Eostro" - ( das bedeutet "Morgenröte"). Im Althochdeutschen wurde daraus "ôstarum", im Altenglischen "eastron". Der kirchenlateinische Begriff "Pascha" oder "Passah" wurde seit jeher mit Ostern gleichgesetzt. Warum die Bezeichnung für die Morgenröte zum Synonym für Passah werden konnte, lässt sich an den Canones Hippolyti zeigen, wo es heißt: "Nemo igitur illa nocte dormiat usque ad auroram" - Daher möge niemand in dieser Nacht schlafen bis zur Morgenröte. (Anm. d. Red.)