Verena Krieger: "Tofu. Die besten Rezepte"
Das Fleisch des Feldes
Ein Kochbuch stellt die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten von Tofu
vor
Sojaprodukte
gemahnen viele Österreicher bestenfalls an Besuche beim Chinesen ums Eck
oder die heiße Diskussion um genmanipulierte Nahrungsmittel. Wie sehr
die Sojabohne auch in den westlichen Industrieländern schon längst ein
wichtiger Bestandteil der Ernährung geworden ist, bleibt den meisten
Konsumenten verborgen.
Heute gibt es kaum eine Kraftfuttermischung für die Tierzucht, die keine
Soja enthält. Obwohl die Sojabohne nur zu einem Fünftel aus Öl besteht,
wird sie im Westen als Ölfrucht gehandelt und liefert billiges Speiseöl,
das oft weiterverarbeitet und zu Margarine gehärtet wird. Soja ist für
die Lebensmittelindustrie die Grundlage unentbehrlicher Zusatzstoffe wie
den Emulgator E 322, besser bekannt als Lezithin, dient als billige
Zutat in Müsli oder Brot und als Ersatzprodukt für Nüsse,
Mandeln oder Krokant und ist als Würzmittel ein Bestandteil vieler
Packerlsuppen und Fertiggerichte.
Im Fernen Osten hingegen wird die Sojabohne seit Jahrtausenden in
handwerklich hochentwickelten, ernährungsphysiologisch wertvollen und
umweltschonenden Verfahren verarbeitet. Keimen verwandelt die
eiweißreiche Bohne in ein vitaminreiches Gemüse, durch Fermentation wird
etwa das japanische Nahrungs- und Würzmittel Miso oder Sojasauce
gewonnen, und die Trennung von Eiweiß und Fett von den schwer
verdaulichen Faserstoffen lässt neben Sojamilch auch Tofu entstehen.
Als "Fleisch des Feldes" ist Tofu ein wichtiger Bestandteil
vegetarischer und veganer Ernährung, da er hochwertiges rein
pflanzliches Eiweiß zur Verfügung stellt, alle essenziellen Aminosäuren
enthält und so als Ersatz für Fleisch, Fisch,
Eier und Milchprodukte dienen kann. Aber auch für Fleischesser empfiehlt
sich Tofu als eine gesunde Ergänzung des Speiseplanes, ist er doch
cholesterinfrei, leicht verdaulich, fettarm und überdies auch für
Übergewichtige, Gallenpatienten, Nierenkranke, Diabetiker und
Milchallergiker geeignet.
Doch wer will schon etwas noch so Gesundes essen, wenn es nicht
schmeckt? Immer noch ein wenig mit dem Ruch der, sagen wir es
freundlich, lind schmeckenden alternativen Kost behaftet, bietet Tofu in
Wahrheit ein weites Spektrum von kulinarischen Möglichkeiten. Seine
Konsistenz und sein neutraler Geschmack erlauben es, ihn wie Topfen oder
Frischkäse, wie Eier oder zartes Fleisch zu gebrauchen. Er kann würzig
oder süß, roh oder gekocht genossen werden.
Verena Kriegers Kochbuch, das die überarbeitete, neugestaltete Auflage
eines erstmals 1993 unter dem Titel "Die Tofuküche" erschienenen Bandes
ist, bietet 90 Rezepte, die nach den verschiedenen
Zubereitungsmöglichkeiten gegliedert sind. Es präsentiert
abwechslungsreiche, praktikabel beschriebene Gerichte aus rohem, gebratenen,
geschmorten, gebackenem und sogar gefrorenem Tofu.
Auf den Einsatz als Fleischersatz wird mit Anleitungen für
Bolognese-Sauce, Cordon bleu, Gulasch oder Zürcher Geschnetzeltes
eingegangen, das Gros der Rezepte aber bilden Vorschläge für die
"eigenständige" Verwendung von Tofu. Überraschend gering ist dabei der
Anteil von asiatischen Gerichten, die Speisen sind meist mehr auf den
mitteleuropäischen Gaumen zugeschnitten und orientieren sich teilweise
mit Buchweizenburgern oder Grünkernbratlingen am üblichen Angebot der
Küche von Naturkostläden. Die Autorin regt aber auch an, sich einmal an
Tofu créole, Aubergines orientales und Tofu in saurem Most zu versuchen,
Baumnuss-Pâté als Aufstrich oder Vorspeise anzubieten und skeptische
Kindergaumen mit "Fisch"stäbchen oder Kuchen und Torten auf Tofubasis zu
überzeugen.
Ein sehr detailliertes und Schritt für Schritt bebildertes Kapitel
widmet sich der ein wenig aufwändigen und zeitintensiven Herstellung von
selbstgemachtem Tofu. Für alle, die es lieber bequemer haben, gibt das
ohne Schnickschnack gestaltete Buch des Schweizer
Verlages aber neben Tipps zum Umgang mit dem milden Sojaprodukt auch
Hinweise für dessen Kauf. So sollte man mit einem Bio-Gütesiegel
gekennzeichneten Tofu wählen, da vor allem in den USA immer mehr
gentechnisch veränderte Soja angebaut und auch exportiert wird. Auch
empfiehlt es sich, zu Produkten zu greifen, die aus ganzen Sojabohnen,
und nicht aus Sojaisolaten oder Ähnlichem hergestellt wurden.
Hat man erst einmal einige seiner zahlreichen im Buch angebotenen
Verwendungsmöglichkeiten ausprobiert, sollte Tofu bald in vielen
Haushalten zu einem gesunde Abwechslung bietenden Bestandteil des
Speisezettels werden.
(sb; 03/2003)
Verena Krieger: "Tofu. Die besten Rezepte"
AT Verlag,
2003. 96 Seiten, 25 Farbfotos.
ISBN 3-85502-916-4.
ca. EUR 10,90. Buch
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