Inka Friese: "Einzigartig. Jedes Tier ist ein Wunder"
Illustriert von Joel Sartore
Der
Fotograf Joel Sartore hat sich einer Aufgabe gestellt, die sich an der
Arbeit früherer Forscher orientiert. Er möchte eine
Bestandsaufnahme jener Tierarten schaffen, die der Nachwelt einen
repräsentativen Zustandsbericht liefert. Dies ist ein
Vorhaben, das ihn in entlegenste Gebiete dieser Welt reisen
lässt. Da viele Tiere vom Aussterben bedroht sind, ist er auch
dazu übergegangen, sich mit Zoos
in Verbindung zu setzen und
die dort lebenden seltenen Spezies abzulichten. Sein Projekt hat er
"Photo Ark" genannt. Wobei Joel Sartore zudem viele Vorträge
hält, im Fernsehen auftritt und als Lehrer fungiert. All dies
vordergründig, um den Naturschutz in den Fokus zu nehmen. Wer,
so Sartore, in direkte Konfrontation mit den Lebewesen dieser Welt
gerät, der beginnt sie zu lieben, und ist infolgedessen auch
für den Naturschutz zu begeistern.
Nunmehr haben wir durch dieses Buch in großem Format die
Gelegenheit, einen kleinen Ausschnitt von Joel Sartores Arbeit zu
betrachten. Die Fotografien haben etwas an sich, das in dieser Form
einmalig sein mag: Ausschließlich die Tiere sind im
Mittelpunkt. Nichts lenkt von den Tieren ab. Joel Sartores Arbeitsweise
ist dadurch gekennzeichnet, dass er die Tiere vor einem neutralen, also
schwarzen oder weißen, Hintergrund porträtiert.
Somit kommt die Einzigartigkeit der Tiere zum Vorschein. Sie wirken wie
lebendig, als befänden sie sich leibhaftig vor dem Betrachter.
Zu jeder Fotografie gibt es einen kurzen Text von Inka Friese, der
insbesondere darlegt, ob das porträtierte Tier vom Aussterben
bedroht und worauf dies zurückzuführen ist. Wie nicht
schwer zu erraten ist, ist es in erster Linie der Mensch, der das Artensterben
verursacht. Durch Abholzung von Wäldern, Verschmutzung der
Meere, grundsätzlich Zurückdrängung der
Natur haben es viele Tiere schwer, sich unter extrem erschwerten
Bedingungen zurechtzufinden.
Es sind unterschiedlichste Tiere abgebildet, die auf allen Kontinenten
dieser Erde vorkommen. Manche Tiere wie der Löwe oder der
Dachs sind sehr bekannt, andere wie die Sandkatze oder das auf dem
Titelbild und im Innenteil auftretende
Rotschulter-Rüsselhündchen dürften den
meisten Menschen nicht vertraut sein. Wer sich mit diesen Fotografien
beschäftigt, sie länger als bloß ein paar
Sekunden in Augenschein nimmt, der wird von jedem einzelnen Tier
bezaubert sein. Zugegebenermaßen fühlte ich mich als
Vertreter der Spezies homo sapiens sapiens innig mit dem jungen
Schimpansen verbunden, der einen lustigen, aufgeweckten Eindruck macht.
Dieser Prachtband verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich als Mensch
nicht anthropozentrisch zu geben und den Tieren bloß eine
Existenzberechtigung zuzuschreiben. Der
Mensch ist auch Teil der Natur,
hat sich aber weitgehend von ihr abgegrenzt, dies trifft
verstärkt auf die Städter zu. Die Natur und die sie
bevölkernden Tiere werden oft nur als Kulisse wahrgenommen.
Wenn sich der Mensch aus seiner Komfortzone herausbewegt und sich den
Tieren widmet, die wie er lebendiger Teil dieser Welt sind, kann sich
sein Bewusstsein verändern. Dies ist auch ein Ziel Joel
Sartores, dessen Arbeit nicht hoch genug eingeschätzt werden
kann.
(Klabauter; 08/2018)
Inka
Friese: "Einzigartig. Jedes Tier ist ein Wunder"
Illustriert von Joel Sartore.
Sauerländer, 2018. 64 Seiten. (Ab 5 J.)
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