Martin Baltscheit und Christoph Mett: "Der Sonnenwecker"
Wer
weckt eigentlich die
Sonne?
Dieses wunderschöne Bilderbuch erzählt die Geschichte
eines jungen Hahnes, der mit vielen anderen Tieren auf einem Bauernhof
zusammenlebt. Er bewundert seinen Vater und hat gehörigen
Respekt vor ihm, weckt er doch mit seinem Krähen auf dem
Misthaufern jeden Morgen die Sonne, und zwar so gewaltig, dass der
ganze Bauernhof zum Leben erwacht.
Doch eines Tages ist der alte Hahn tot und streckt die Beine in die
Luft. Die Mutter des jungen
Hahnes sagt: "Dein Vater kann heute nicht die Sonne wecken.
Ab heute bist du dran." Der junge Hahn ist sehr bewegt davon,
was ihm seine Mutter so alles zutraut, klettert auf den hohen
Misthaufen und kräht: "Die Sonne ging auf. Ich hatte
sie geweckt."
Jetzt könnte alles klar sein auf dem Bauernhof. Die Nachfolge
bei den Hähnen ist geregelt, und das Leben könnte
normal weitergehen wie immer. Doch da kommen dem jungen Hahn, dem
"Sonnenwecker", einige Besserwisser in die Quere, die alle behaupten,
er solle sich bloß nichts einbilden, die Sonne gehe auch ohne
das Krähen eines Hahnes auf. Hedi, auf die der junge Hahn
durchaus ein Auge geworfen hat, sagt es. Paulus, der Hofhund, sagt es;
und auch Elvira, das kluge Schwein, das sogar Bücher liest,
wenn es nicht gerade frisst, rät ihm, seine
Bemühungen doch einzustellen. Die Sonne scheine auch so. Mit
jedem Mal werden die Zweifel des Hahnes größer,
obwohl er jeden Morgen nach wie vor die Sonne weckt.
Als er zum ersten Mal das Schicksal herausfordern, sich seinen Zweifeln
stellen will und morgens im Stall bleibt, kräht der Hahn des
Nachbarhofes, und die Sonne geht auf. Für Hedi der willkommene
Anlass, dem Hahn etwas Grundsätzliches zu erklären:
"Hör zu, du Hähnchen, die Sache
läuft so. Unsere Erde ist eine Kugel und fliegt um die Sonne.
Nur für uns sieht es so aus, als ob sie aufgeht. In
Wirklichkeit fliegen wir um die Sonne, kapiert?"
Doch der Hahn bleibt unbeeindruckt, denkt an die Worte seines Vaters
und wagt einen neuen Test. Er kräht mitten in der Nacht.
Schüsse in Richtung Misthaufen sind die einzige Antwort, die
er darauf erhält. Am nächsten Morgen kräht
er nicht - und die Sonne geht auf. Der Hahn ist am Boden
zerstört: "Ich war sinnlos geworden!"
Bis der Bauer aus dem Haus gerannt kommt und ruft: "Wo ist
dieser verdammte Hahn?"
Alle Lebewesen des Bauernhofes haben verschlafen, weil der
Hahn nicht gekräht hat. Nach einer tüchtigen
Ermahnung durch den klugen Bauern kräht er jetzt wieder jeden
Morgen und weckt die Sonne. Vor sich selbst erachtet er den Vorfall als
Test:
"Wollte doch mal sehen, wer hier das Sagen hat."
Ein schönes, witziges Bilderbuch mit wunderbaren, lustig
gezeichneten Bildern, denen man abspüren kann, dass sie auf
einem Bauernhof entstanden sind.
(Winfried Stanzick; 02/2008)
Martin
Baltscheit und Christoph Mett:
"Der Sonnenwecker"
BajazzoVerlag, 2008. 38 Seiten. (Ab 4 J.)
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