Eric Carle: "Herr Seepferdchen"

Bunte Welt des Rollentauschs


Der renommierte Bilderbuchautor und -illustrator Eric Carle ("Die kleine Raupe Nimmersatt") hat wieder seine einzigartige Schaffenskraft genutzt, um Kinder mit der faszinierenden Tierwelt vertraut zu machen.
Dieses Mal hat er sich die Seepferdchen vorgenommen. Auch wenn diese in der Realität ja keineswegs so bunt ausschauen, hat er sie in vielfältigen Farbkombinationen in eine schöne Geschichte verpackt.

Frau Seepferdchen legt ihre Eier in den Bauch von Herrn Seepferdchen, wo diese nach und nach heranreifen, ohne dass sich Frau Seepferdchen weiter darum kümmern muss.
Das männliche Seepferdchen treibt nach der Verabschiedung im Wasser herum und entdeckt dabei viele weitere Tiere, bei denen die Väter sich um die Eier kümmern.
Das Seepferdchen trifft auf einen Stichling, Buntbarsch, den Fisch "Kurter", die Seenadel und den Katzenwels, die allesamt auf die Eier bzw. die kleinen Fische aufpassen.
Doch zwischendurch begegnet Herr Seepferdchen auch anderen Geschöpfen, bei denen sich die Väter nicht um die Eier kümmern. Hierbei handelt es sich Blattfische, Steinfische, den Rotfeuerfisch und die Seeschnepfen.
Diese Tiere sind alle versteckt abgebildet hinter farbigen Folien, die einmal Schilf, ein Korallenriff, Seetang oder einen Felsen darstellen.
Schließlich kommen dann lauter kleine Seepferdchen aus dem Bauch des Vaters, und die Geschichte ist aus.

Es ist ungewöhnlich, dass die Mutter gar nicht mehr auftaucht, aber Eric Carle mag sich wohl an die Fakten halten.
So ist ein Buch entstanden, das auf leicht verständliche Art der jungen Generation vermittelt, dass gewohnte Rollenbilder nicht unwiderruflich bestehen bleiben müssen. Vielmehr kann es in der Tierwelt vorkommen, dass das weibliche bzw. männliche Geschlecht andere Aufgaben übernimmt als man es bislang vermutet hätte.
Ob dies auch auf Menschen ohne Weiteres übertragbar ist, lässt der Autor offen.
So wird aus dem Kinderbuch keine moralische Anspruchshaltung, sondern eher eine hilfreiche Erweiterung vorgegebener Denkmuster.

Die Bilder selbst sind sehr eindrucksvoll und leben von der Leichtigkeit der Strichführung und den kräftigen Farbballungen bei den Tierdarstellungen.

Bei den Seepferdchen hätte man sich mehr Gestik und Mimik bei der Darstellung gewünscht. Insbesondere fällt auf, dass bei den anderen Tieren Mundöffnungen gemalt wurden, während bei den Seepferdchen lediglich die Kopf- und Schwanzhaltung variiert wurde.
Im Gesamten stellt dieses Buch ein schöne Geschichte wirkungsvoll dar und lädt zu vielen Fragen der Kinder. Und was braucht die Welt mehr, als das immerwährende Fragen danach, ob alles so bleiben muss, wie es ist ...

(Detlef Rüsch; 09/2005)


Eric Carle: "Herr Seepferdchen"
Gerstenberg, 2005. 40 Seiten. (Ab 3 J.)
ISBN 8067-5069-6.
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Eric Carle, geboren 1929 in Syracuse, New York, ist der Schöpfer vieler weltweit beliebter Bilderbücher.
Lien zur Netzseite von Eric Carle: http://www.eric-carle.com.
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