Viviane Schwarz, Joel Stewart: "Immer der Nase nach"
Es
ist eine Geschichte für Klein und Groß, wenn von der Odyssee einer Nase erzählt
wird, die den Platz sucht, wo sie hingehört. Die Bilder dieses Weges sind herrlich
gezeichnet. Das Büchlein vermittelt den Eindruck, als wolle die Nase eine Metamorphose
bestreiten, die jedoch am Ende nicht stattfindet. Das vollendete Drama "Cyrano
de Bergerac" von Edmond Rostand könnte diesem verrückten Märchen Pate gestanden
haben. Gerade ein scheinbarer Makel kann das größte Geschenk sein, welches dem
Menschen in die Wiege gelegt wurde. Und die Nase ist nun mal mitten im Gesicht
platziert, um nach ihrem Willen Gerüche wahr zu nehmen. Je eigenwilliger das Riechorgan
ist, desto mehr mag sie auffallen. Dass dies kein Grund dafür sein kann, Trübsal
zu niesen, zeigt die brennende Neugier des Näschens, das vom Leser durch die ganze
Welt begleitet werden möchte. Ja, sie hat eine ungeheure Kraft in sich, diese
Nase! Sie will sich nicht unterkriegen lassen; ist nicht bereit, klein bei zu
geben, sondern hat die verdammte Pflicht, ihr Schicksal an die große Glocke zu
hängen, die aus ihr entschlüpft. Cyrano wäre nicht so traurig gewesen, wenn er
gewusst hätte, wie viel er von seiner Nase hat, und welche Kräfte noch in ihr
verborgen sind ...
Die besondere Qualität dieses Bilderbuches liegt für
Klein und Groß darin, durch Worte und Bilder die tiefgehende und ebenso witzige
Geschichte einer Nase miterleben zu können. Hinter der Reise steckt freilich eine
Dimension, die sich dem jeweiligen Beobachter auf individuelle Weise offenbaren
mag.
(Klabauter; 11/2002)
Viviane Schwarz, Joel Stewart:
"Immer der Nase nach"
Ars Edition, 2002. 32
Seiten.
ISBN 3-7607-1986-4.
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