Jutta Treiber, Susanne Eisermann: "Na ja"
Selten hat der Rezensent ein Buch gelesen und betrachtet, das mit so
wenig Text auskommt und doch für sich selbst spricht. Das liegt nicht
nur an den witzigen Illustrationen, sondern ist gleichermaßen in der
herrlichen Gleichnishaftigkeit der Geschichte begründet. Es gibt das
Dreieck, den Kreis und das Quadrat. Alle Drei sind mit ihrem Aussehen
unzufrieden und sie wollen dementsprechend vom Figurendoktor in die
Mangel genommen werden, der aus ihnen komische Mischwesen generiert.
Doch nun erschrecken alle Drei und wollen wieder jene Figuren sein, die
sie einmal waren, mit allen Ecken und Kanten (oder auch ohne). Aber das
wird nicht mehr reibungslos funktionieren.
Das Thema Selbstakzeptanz wird hier auf erstaunliche Weise für Kinder
und Erwachsene aufbereitet. Selbstannahme ist keine Unmöglichkeit, wie
es
Max Frisch
in Anlehnung an Kierkegaard ständig zu beweisen suchte. Selbstannahme
ist vielmehr die Voraussetzung, um überhaupt mit einem Du vertraut
werden zu können. Klarerweise geht es bei dem Schweizer Schriftsteller
nicht allein um Selbstannahme, und in diesem Bezug überhaupt nicht um
Schönheitsideale wie im zu besprechenden Büchlein. Doch Identität kann
auch an der Akzeptanz des eigenen Körpers festgemacht werden.
Selbstbewusstsein abseits von esoterischen Ritualen vermag das Leben
des Menschen maßgeblich in eine positive Richtung zu verändern. Die
Veränderungen der drei Protagonisten führen letztlich nur dazu, sich
selbst nicht mehr in den Spiegel schauen zu wollen. Hier dreht sich die
Geschichte vom hässlichen Entlein um.
Dieses kleine Kunstwerk ist für jedes Alter gedacht. Denn kein Mensch
ist davor gefeit, sich selbst messerscharf zu analysieren und falsche
Schlüsse zu ziehen.
(Klabauter; 09/2005)
Jutta
Treiber, Susanne Eisermann: "Na ja"
NP, 2005. 32 Seiten. (Bilderbuch für jedes
Alter)
ISBN 3-85326-302-X.
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Jutta Treiber, geboren 1949,
studierte Anglistik und Germanistik in Wien. Von 1972 bis 1988 war sie als
Lehrerin am Gymnasium tätig, seit 1988 lebt sie als freiberufliche Autorin in
Oberpullendorf. Sie schreibt vorwiegend für Kinder und Jugendliche, erhielt
viele Preise und ist viel auf Lesungen in ganz Europa unterwegs.
Susanne Eisermann, geboren 1971 in Lüneburg, studierte Grafik-Design in
Hildesheim. Als Schwerpunkt wählte sie Illustration und freie Grafik. Seit 2000
arbeitet sie als freischaffende Designerin und Illustratorin.