Martin Baltscheit und Katja Kamm: "Hauptsache, es wird kein Hund"
Seit
Jahren bilden sie schon eine kleine Familie, der Vater, die Mutter und
die etwa vier- bis fünfjährige Tochter, die uns in
ihren Worten eine lustige Geschichte erzählt. Ihre Mama hat
einen dicken Bauch bekommen, und ihr Vater sagt zu ihr:
"Deine Mama bekommt ein Kind." Der Tochter ist das
gar nicht recht. Wütend verweist sie darauf, dass die Mama
doch schon eines habe. Sie kann allerdings nicht verhindern, dass
täglich über Mamas dicken Bauch gesprochen und
darüber fantasiert wird, was es wohl werden soll. Als eine
gute Freundin der Mutter die gleiche Frage stellt, antwortet diese, so
wie alle werdenden Mütter es tun, zunächst: "Gesund".
Der Vater, dem diese dauernden Fragen wohl langsam auf die Nerven
gehen, versucht es mit einem Witz und sagt: "Hauptsache, es
wird kein Hund!" Alle lachen, doch die Tochter macht Papas
Antwort eher nachdenklich. Warum eigentlich kein Hund? Ein Kind ist
doch schon da, und sie hätte doch so gerne einen Hund zum
Spielen. Und so stellt sie sich vor, was sie mit einem Hund alles
machen könnte, bis ihr einfällt, dass Papa keine
Hunde mag. Weil ihre Mama Katzen liebt, versucht sie es danach mit
dieser Vorstellung. Doch dann fällt ihr ein, dass Katzenkinder
meistens zu sechst oder siebt auf die Welt kommen. Obwohl sie den
Katzen aus ihrer Fantasie schon sehr ausgefallene Namen gibt, kommt sie
doch nach kurzer Zeit wieder von diesem Gedanken ab, denn ihr Bett ist
für sieben Katzen zu klein.
Und dann probiert sie, ähnlich lustig und fantasievoll, die
Vorstellung aus, die Mutter würde einen Riesenpapagei, ein
Faultier,
ein Pferd, Schmetterlinge, ein Krokodil, ein Schwein oder einen
Drachen
bekommen. Doch die ausgesprochen lustigen Vorteile
dieser jeweiligen Fantasiegeburten werden alle durch irgendeinen Haken,
den die Sache dann haben wird, zunichte gemacht.
Wichtig ist, dass das kleine Mädchen offenbar einen
Riesenspaß daran hat, sich so allerlei vorzustellen.
Eine Morgens, die Mama ist zur Geburt nachts mit Papa ins Krankenhaus
gefahren, betreut eine Freundin der Familie die kleine Tochter beim
Frühstück. Auch sie stellt die obligatorische Frage
und staunt nicht schlecht, als das Mädchen ihr
erläutert, warum es kein Hund etc. werden soll und kann. Noch
bevor sie aussprechen kann, was sie sich wünscht,
hört sie Papas Stimme: "Ein Mädchen!"
ruft er aus dem Flur. Und nachdem das erzählende
Mädchen seine zerknautschte Schwester kritisch betrachtet hat,
sagt es lächelnd: "Hauptsache gesund!"
Ein lustiges Bilderbuch über Schwangerschaft und Geburt und
die schwierige Phase, wenn
Einzelkinder
ein Geschwisterchen erhalten. Ein Buch, das sich weniger mit den
biologischen Fragen der Schwangerschaft und Geburt befasst, als mit den
Vorstellungen, die so dahergesagte
Erwachsenenäußerungen manches Mal bei Kindern
auslösen.
Die Zeichnungen von Katja Kamm gefallen mir weniger gut. Ich frage mich
nicht zum ersten Mal, warum bei vielen Kinderbüchern die
Figuren so aussehen müssen wie in den grottenschlechten
Comics, von deren
"Konsum" wir unsere Kinder ansonsten eher abhalten wollen.
(Winfried Stanzick; 08/2007)
Martin
Baltscheit und Katja Kamm: "Hauptsache, es wird kein Hund"
BajazzoVerlag, 2007. 40 Seiten. (Ab 4 J.)
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