Paul Friester, Philippe Goosens: "Heule Eule"
Der Igel ist ratlos. Was ist es, das
ein einsam heulendes Eulenjunges braucht? Sind es kleine bunte Steine, die ein
freundlicher Rabe darbringt? Vielleicht eine leckere Nuss gegen den Hunger, die
das flinke Eichhörnchen anbietet? Oder aber eine hübsche Blumenkette, von einem
singenden Maulwurf geflochten? Wenn das nichts hilft, etwa gar das drohende
Scherengeklapper vom alten griesgrämigen Hirschkäfer? Nein? Na dann eine
elastische - wenngleich etwas klebrige - Spinnennetzschaukel von allen Tieren
gemeinsam gebastelt? Auch nicht? Tja, was denn nun ...?
Guter Rat scheint rar. Bis auf einmal Mama Eule daherflattert. Flugs hebt die
kleine Heuleule ab und verkriecht sich schniefend unter den Fittichen der Mutter.
"Was ist denn los?", fragt diese. Auch Igel, Rabe, Eichhörnchen,
Maulwurf und Hirschkäfer warten gespannt auf die Antwort. Doch alles, was die
Kleine piepsend hervorbringt, ist: "Ich hab’s vergessen." Genau darin
liegt die Lösung: Im Vergessen der Traurigkeit.
Paul Friester bedient sich der Fabel von
der "Heule Eule", um den Erwachsenen vor Augen zu führen, wie geradezu
paradox einfach es sein kann, Kinderherzen Geborgenheit zu verleihen. Nicht in
einem bunten Haufen von Geschenken, noch im Zeitvertreib durch Spaß und Spiel
und schon gar nicht in der Drohung liegt die Lösung. Zuwendung heißt das
Zauberwort, eine flüchtige Berührung, ein aufmunterndes Wort - im Nu ist die
Welt wieder in Ordnung.
Philippe Goossens, bekannt als Illustrator von "Rufus und Max", trägt
das Seine für diese heile Kinderwelt bei. Stiltreu blicken alle Tierfiguren
mit kleinen punktförmigen Pupillen in die Welt und wirken flauschig rund. Durchaus
sympathische Kerle, aber ein bisschen übergewichtig
- selbst das Eichhörnchen.
(lostlobo; 08/2004)
Paul Friester (Text), Philippe
Goosens (Illustrationen): "Heule Eule"
Nord-Süd Verlag, 2004. 32
Seiten. (Ab 3 J.)
ISBN 3-314-01300-0.
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