"Hamlet" nach William Shakespeare

Neu erzählt von Barbara Kindermann


Um das Jahr 1600 herum entstand das vielleicht bekannteste und beste Werk aus der Feder von William Shakespeare. 1602 jedenfalls wurde das Stück unter dem Titel "Die Rache des Prinzen Hamlet von Dänemark" von der Schauspieltruppe "Lord Chamberlain's Men" in London uraufgeführt. Die unmittelbare Quelle für Shakespeare ist nicht bekannt, es gibt nur Vermutungen.

Die Tragödie in fünf Akten erzählt vom tragischen Schicksal des Prinzen Hamlet, der dazu auserkoren ist, den Mord an seinem Vater zu rächen und letztlich selbst ums Leben kommt.
Herausragend ist die Zeitlosigkeit des Geschehens. Das Schmücken mit fremden Federn, die Gier nach Geld, Macht und Ruhm, die innere Gespaltenheit des Helden. Claudius, der Bruder des Königs von Dänemark, bringt diesen um und setzt sich bald selbst auf den Thron. Als kleines Mitbringsel nimmt er auch noch die Witwe zur Frau. Klassischer kann eine Tragödie gar nicht sein, oder?

Diese Geschichte Kindern näher zu bringen ist das Verdienst von Barbara Kindermann, die nicht müde wird, Weltliteratur für Kinder zu adaptieren. Schon vom "Sommernachtstraum" und dem "Handschuh" war der Rezensent fasziniert, doch mit dem "Hamlet" ist dem Verlag ein besonderer Wurf gelungen. Immer und immer wieder mögen die noch nicht zur Gänze in die Erwachsenenwelt verstrickten Menschen eine Tragödie in sich aufnehmen, die das Unglück der Menschheit widerspiegelt. Insbesondere die Bereicherung gieriger Zeitgenossen auf Kosten anderer Menschen sollte Kindern nicht früh genug bewusst gemacht werden. Es ist eine "sanfte Einführung" in die Wahrheit der menschlichen Existenz, durch die "Hamlet" in dieser Adaption brilliert. Der Prinz und potenzielle zukünftige König wird nicht als Einziger vom Geist seines Vaters heimgesucht. Das Hineinwirken von Toten in das Reich der Lebenden ist eine nicht unbekannte Besonderheit der Literatur. Doch wie sich dies im "Hamlet" zuträgt, lässt sich nur mit dem Prädikat wertvoll angeben. Ohne den Geist wäre die Tragödie unvollendet geblieben.

Die ausgezeichneten Illustrationen von Willi Glasauer sind wunderbar in die geheimnisvolle und schreckliche Welt eingewoben, in die der kleine oder größere Leser hineingerissen wird.
Dem Kindermannverlag sei für diese weitere erstaunliche Adaption eines Stücks Weltliteratur gedankt.

(Klabauter; 07/2010)


"Hamlet" nach William Shakespeare,
neu erzählt von Barbara Kindermann, illustriert von Willi Glasauer.

Kindermannverlag, 2010. 36 Seiten.
Buch bei amazon.de bestellen