Heinz R. Unger: "Das Lied der Wasserflöhe"
Illustrationen von Birgitta Heiskel
Wenn sich ein Amphibium zum Landgang
berufen fühlt
Glubsch, ein junger Urlurch, lebt mit seinen Eltern und
Geschwistern in Untakring, einem Außenbezirk von
Unterwasserwien.
Unterwasserwien? Ja, denn Heinz R. Unger erzählt eine
fantasievolle Geschichte aus jener Zeit, als die ersten Amphibien sich an Land
wagten.
Aufgrund des kreativen Umgangs mit der Sprache hat das Buch für
(Vor-)Leser mit Wien-Bezug einen speziellen Reiz. Beispielsweise dienen rote
Zangenkrebse als öffentliche Verkehrsmittel, der Hausmeister trägt den
klingenden Namen Karpfitschek, die Südost-Tangente ist "tangverstopft", ein "mit
allen Wassern gewaschener" Rotbarsch amtiert als
Bürgermeisterfisch.
Anlässlich eines Familienausflugs in den
Muschel-Prater prophezeit die Seespinne Arachne dem kleinen Glubsch: "Dieser
spezielle Urlurch da, der wird es noch weit bringen!"
Glubsch besucht in der Grundelschule eine Klasse mit Kribbeline, die er heimlich
verehrt. Kribbeline ist Klassenbeste, die Tochter des Oberlurchs des Schlammputzer-Verbandes
und besitzt einen zahmen Wasserfloh namens Zeppel, den sie in einem Luftblasenkäfig
hält. Zeppel zirpt wundersame Lieder, wie alle Wasserflöhe jener Zeit. Diese
Gesänge erzählen von der Sonne, vom Mond und von den Sternen: "Hör was dir
der Floh erzählt: Durch den Wasserspiegel durch gehst du in einen
neue Welt, und das könnte jeder Lurch."
Aber: Kein ausgewachsener Bewohner
des Urozeans schenkt diesen Aussagen Glauben, und keiner von ihnen hegt
Interesse für diese neue, trockene Welt.
Eines Tages besucht Glubsch mit
seinen Freunden, Ossi Olm und Maxi Molch, Ossis Onkel Grottenolm, der auf dem
Korallenberg wohnt und sich ebenfalls einen zahmen Wasserfloh hält, der Lieder
von einem Ozean aus Luft, von Wind und Wolken zirpt.
Die Gedanken an eine
Welt außerhalb des Urozeans beschäftigen Glubsch von Tag zu Tag mehr, doch sein
Forscherdrang stößt bei den Eltern und seinen beiden Freunden weder auf
Zustimmung noch auf Interesse. Einzig Kribbeline teilt seine Neugier aufgrund
der Lieder, die ihr Zeppel immer wieder vorzirpt.
So kommt es, dass die
beiden am ersten Ferientag den Korallenberg besteigen und unter lautem Gejubel
eines Wasserflohballetts an Land krabbeln.
Der Rest der Evolution ist in groben Zügen bekannt ...
Die
überaus gelungenen Illustrationen von Birgitta Heiskel tragen entscheidend zum
ansprechenden Gesamteindruck bei, den "Das Lied der Wasserflöhe" hinterlässt. So
bevölkern u.a. Fische mit verzogenen Raunzmäulern, ein griesgrämiger
Hausmeisterfisch, aberwitzige Jungurlurche, ein Yuppie-Kofferfisch, ein
Amtskopffüßler und singende Wasserflöhe das vertraute
Unterwasserwien.
Ein zauberhaftes, gelungenes Buch, das Erwachsenen
aufgrund der unterschwelligen Ironie und Kindern der netten Geschichte wegen
gefällt!
(kre; 01/2001)
Heinz R. Unger: "Das Lied der
Wasserflöhe"
Dachs Verlag. 93 Seiten.
ISBN 3-85191-207-1.
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