Timo Parvela: "Ella auf Klassenfahrt"
Witziges
Abenteuer für Grundschüler
Ellas Klasse hat bei einem Preisausschreiben um das schönste
Klassenfoto eine Reise in den Süden gewonnen, und die
Zweitklässler samt Lehrer und Frau des Lehrers
träumen begeistert von Sandstränden und warmem
Meerwasser, als sie am Flughafen eintreffen.
Doch Ellas Klasse wäre nicht Ellas Klasse und vor allem nicht
ihr Lehrer eben ihr Lehrer, wenn alles nach Plan liefe. Aufgrund eines
Missgeschicks fliegt die Klasse nach Lappland, also in den Norden ihres
Heimatlandes Finnland, das Gepäck jedoch wie vorgesehen in den
Süden. Diese Entwicklung erweist sich nicht nur deshalb als
ungünstig, weil es in Lappland im Mai noch ziemlich kalt ist,
die Kinder jedoch passend für den Mai am Mittelmeer angezogen
sind. Es zeigt sich auch, dass der Lehrer der Sohn des offensichtlich
an ihrem unfreiwilligen Zielort lebenden Weihnachtsmannes ist;
jedenfalls glauben das die Kinder, und dies führt zu den
drolligsten Verwicklungen.
Obwohl die Klasse fürchtet, als Wichtel zu enden, was unter
Anderem für die Mädchen Bartwachstum und für
die Buben endloses Liedersingen bedeuten würde, erweist sich
die Klassenfahrt zu dem unvorhergesehenen Ziel als wesentlich
kurzweiliger, als sie es geworden wäre, wenn es nicht die
Verwechslung gegeben hätte. Und am Ende stellt sich
für die Kinder die Frage, ob sie nicht doch den Weihnachtsmann
persönlich kennengelernt haben.
Die Kinder der Zielgruppe, nämlich etwa Acht- bis
Neunjährige, sind im Allgemeinen etwas älter als Ella
und deren Klassenkameraden selbst, was anfangs zu Naserümpfen
führen mag ("Eine Geschichte über eine kleine
Zweitklässlerin? - Ich bin doch schon in der Dritten!"), doch
da zum Einen durchaus gute Lesekenntnisse erforderlich sind und zum
Anderen die Geschichte von Anfang an urkomisch ist, sind solche
kindertypischen Vorbehalte rasch vergessen. Es macht einfach
Spaß, zu verfolgen, wie der etwas trottelige Lehrer - was
für ein Glück, dass er seine kompetente Frau dabei
hat! - und die Kinder von einem verrückten Abenteuer ins
nächste, von einem Missgeschick zum anderen stolpern.
Zum hohen Unterhaltungswert trägt auch die Gestaltung der
Charaktere bei. Da ist nicht nur der Lehrer, den der Autor, selbst
ehemals Lehrer, lieb und dabei extrem tollpatschig-naiv
porträtiert; der von den Kindern als Weihnachtsmann
identifizierte Vater des Lehrers wird ebenfalls sehr amüsant
dargestellt. Aus der Klasse lernt der Leser nur einige wenige Kinder
kennen, richtige Paradetypen: das Klassengenie, den ewigen
Nörgler und Pechvogel, den Möchtegern-Rambo,
den Dummkopf, die Skeptikerin. Ella selbst steht eher beobachtend im
Hintergrund und bleibt ein bisschen farblos, was aber nicht
stört, weil sie so gut erzählt.
Diese Geschichte animiert auch Lesefaule, und zwar Jungen wie
Mädchen, zur Lektüre, sobald sie erst "angebissen"
haben. Denn sie entwickelt sich sehr rasch und ist von Anfang an sehr
spaßig. Auch wer die vorangegangenen Ella-Bände noch
nicht kennt, wird Vergnügen mit diesem Buch haben. Rundum
witzig und liebenswert, auch dank der zwar wenigen, doch immer
originellen Illustrationen!
(Regina Károlyi; 08/2009)
Timo
Parvela: "Ella auf Klassenfahrt"
Übersetzt aus dem Finnischen von
Anu
Stohner, Nina Stohner, illustriert von Sabine Wilharm.
Carl Hanser Verlag, 2009. 150 Seiten. (Ab 8 J.)
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