Heinz Janisch, Marion Goedelt: "Drei Birken"

Mobile Natur


Der Titel und die Geschichte dieses Bilderbuches erinnern stark an den Schlager "Drei weiße Birken" oder auch an den "Tapetenwechsel" der Birke, wie er von Hildegard Knef besungen wurde. Dennoch ist es ein sehr eigenes Buch, das zwischen Fantasie, Wirklichkeit und Traum dahinpendelt.

Die Geschichte dieses Buches handelt von drei Birken, die sich aufmachen, um einen Ausflug zu machen. Sie treffen auf die Stadt, einen Fußballplatz, Hafen, See, den Kinderspielplatz und noch einige andere Orte.

Zarte Grundfarben des Hintergrundes und markantere Farbgebungen von Details wechseln in diesem Buch ausgewogen ab. Hierbei muten die Anordnungen der Birken, Häuser oder auch des Sees surrealistisch an. Eine ausgesprochene Besonderheit ist auch, dass in einem solchen Buch ein Kinderspielplatz vorkommt, dessen Spielgeräte einen Streit hatten.

Immer wieder gehen die Birken - ähnlich den Bremer Stadtmusikanten - weiter, da ihnen der Platz nicht gefällt oder nicht mehr genügt.

Bis die drei Birken schließlich heimkommen, wieder an ihren angestammten Platz, wo Sonne, Wind und Regen sie willkommen heißen.
Und wie in einer Fortsetzungsgeschichte schließt der Text ab mit den Sätzen: "Es waren einmal drei Birken. Es gibt sie immer noch. Dort stehen sie. Manchmal." So weiß niemand, ob man die Birken tatsächlich an dem vermuteten Ort antrifft oder ob sie wieder auf einer Reise sind.

Dieses Buch ist ein Glücksfall für alle, die der Natur mehr abgewinnen wollen, als nur aus ökonomischen Aspekten oder Umweltschutzgründen sich mit ihr zu befassen.
Der Naturraum ist ein sich stetig fortentwickelnder Bereich, ein Kommen und Gehen, ein Begegnen und Verabschieden ...

Dem Autor und der Illustratorin ist es ausgezeichnet gelungen, in textlicher und bildhafter Weise Poesie behutsam zur Sprache zu bringen. Man kann dieses Werk als Gedicht, als Bildgalerie oder miteinander verknüpft wahrnehmen: immer wieder kommt der Respekt vor der Besonderheit des Augenblicks zum Ausdruck.

Wahrscheinlich ist zudem, dass so manche Betrachtende die Elemente Sonne, Regen, Wind (welche den Birken zur Seite stehen) im übertragenen Sinne als Ressourcen für die Bewältigung ihres Lebensweges sehen.

Möge das Buch auf diese Weise viele Menschen stärken, voller Kraft Wagnisse im Unbekannten anzugehen und so auch im Alltag zu bestehen.

(Detlef Rüsch; 04/2005)


Heinz Janisch, Marion Goedelt: "Drei Birken"
Np Buchverlag - Nilpferd, 2005. 36 Seiten. (Ab 4 J.)
ISBN 3-85326-292-9.
ca. EUR 14,90. Buch bei Libri.de bestellen
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Heinz Janisch, geboren 1960, lebt in Wien und im Burgenland. Journalist beim Rundfunk, schreibt Geschichten und Gedichte für kleine und große Leser. Besondere Liebe zum Bilderbuch. Zahlreiche Veröffentlichungen. Übersetzungen in viele Sprachen, ausgezeichnet u. a. mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis.
Marion Goedelt, geboren 1973 in Hamburg, studierte Illustration bei Prof. Rüdiger Stoye an der Fachhochschule in Hamburg. Auf der Kinderbuchmesse in Bologna stellte sie 2001 erstmals ihre Bilder aus. Seit 2001 lebt sie in Berlin und gründete dort das Atelier "gute gründe". Sie illustriert Kinderbücher und Schulbücher.

Weitere Bücher von Heinz Janisch:

"Schenk mir Flügel"

Ein Bilderbuch für jedes Alter, mit Illustrationen von Selda Marlin Soganci.
"Schenk mir Flügel!", sagt der Engel, den das Kind auf ein Blatt Papier gezeichnet hat. Nicht die umständlichen, altmodischen, die mit den großen Federn will er, sondern etwas Neues. "Lass dir was einfallen!", fordert er das Kind ganz selbstbewusst auf.
Und das Kind malt ihm Flügel aus Meereswellen, Schneegestöber, blühenden Zweigen, Buchstaben, solche aus schimmerndem Glas und mit Sommersprossen - jedes Paar noch schöner, aufregender als das vorherige. Bis der Engel die passenden für sich gefunden hat und sich auf seine Art und Weise bedankt ...
Ein höchst poetischer, gefühlvoller Text aus der Feder von Heinz Janisch, den Selda Marlin Soganci in prächtige, Aufsehen erregende Bilder umgesetzt hat. Die Künstlerin arbeitet in einer Mischtechnik auf Fichtenholz, was den Bildern einen ganz eigenen Reiz verleiht, wenn die Maserung mal durch die Farben hindurchscheint, mal bewusst der hölzerne Untergrund als Kontrast eingesetzt wird.
Die barocke Üppigkeit ihrer Figuren vermittelt dennoch eine Zartheit, fast Zerbrechlichkeit der beiden dargestellten Charaktere. In der Opulenz der Bilder steckt eine liebevolle, detailversessene Genauigkeit, die dem Auge ein Fest beschert.
Die typografische Gestaltung des Buches stammt von Christian Ewald, der mit seiner sensiblen Ausformung des Schriftbildes gleichsam noch eine weitere Erzählebene eingebaut hat. Ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Bilderbuch. (NP)
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"Herr Jemineh hat Glück"
Mit Illustrationen von Selda Marlin Soganci.
Herr Jemineh ge ht aus seiner Wohnung, rutscht aus und poltert die Treppen hinunter.
Aber - was für ein Glück! - er findet dabei seinen Schlüssel, den er schon vor Ewigkeiten verloren hatte, unter einem Blumentopf wieder. Oder: Eines Tages geht er spazieren, da streift ihn ein großes Schiff am Arm und bringt ihn fast zu Fall, aber - was für ein Glück! - er wird auf eine Freifahrt eingeladen und macht eine Reise über das Meer.
Es kommt darauf an, von welcher Seite aus man die Dinge betrachtet. Davon ist Herr Jemineh überzeugt. Am Mittagstisch berichtet er davon eindrucksvoll seiner Frau, die seine Erzählungen erst skeptisch, dann zunehmend belustigt anhört. Dazu gibt's Knödel, Würstel, ein bisschen Tellergeklapper und unterm Tisch den Hund Ferdinand.
Nicht auszudenken, wäre ihm nicht eines schönen Tages ein Blumentopf auf den Kopf gefallen, hätte er nicht den Blick nach oben gewandt und dabei seine Zukünftige erblickt - was für ein Glück! (NP; ab 4 J.)
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Heinz Janisch, Linda Wolfsgruber: "Finns Land" zur Rezension ...